Sehnsucht geweckt nach dem Live-erlebnis
Auch wenn die Oper „Ernani“dank Stream durchaus ansprechend am Bildschirm verfolgt werden konnte: Die Hoffnung auf baldige „echte“Kulturerlebnisse ist wach.
Ihrem Bericht muss ich mit großem Bedauern zustimmen. Bereits 2017 wurde mir nur ungern auf meine vorsichtig gestellten Fragen zum Brexit geantwortet, 2018 auf meiner zweiten Fahrradfahrt nach Newcastle war das Ansprechen des Brexit zum „roten Tuch“geworden.
Dennoch versuchte ich, in persönlichen Gesprächen zu diesem für die Briten mittlerweile sehr leidigen Thema eine Antwort zu bekommen mit folgendem, verkürzt dargestellten Ergebnis:
1. Great Britain (GB) ist und war einverstanden mit der EWG. Dies war und ist die einzige Kooperation, die man mit dem Kontinent wünschte. Diese Kooperation war erfolgreich.
2. Die Bevormundung durch Brüssel ist für uns Briten unakzeptabel. Das Hineinsprechen der Eu-kommission in die ureigensten Belange Britanniens greift die nationale und persönliche Souveränität der Briten an. So etwas kann kein Brite akzeptieren.
3. Schlussfolgernd aus Punkt 2 wurden die Grenzen für Nicht-mitglieder des Commonwealth geöffnet, deren Zutritt Großbritannien selbst bestimmen sollte. Beispielsweise bestanden 2018 noch für ca. 4 Millionen Eu-mitglieder gesetzlich zugesicherte familiäre Nachzugsrechte.
Es muss festgestellt werden, dass aufgrund der internationalen Verflechtung von GB bereits ein hoher Bevölkerungsanteil eingewandert ist. Konkret: Schiebe ich mein Fahrrad durch Boston, frage ich mich, leben hier eigentlich auch Engländer? Im öffentlichen Raum dominierten nichtenglische Sprachen von Leuten, die eifrig die Felder um Boston bestellen. Polnische Beschäftigte bangen um ihre Arbeitsstelle, seit Arbeitskräfte aus der EU mit geringeren Arbeitslöhnen bereit stehen. So wurde der Verdrängungswettbewerb verschärft. Nicht ausgeschlossen ist, dass durch den Brexit die Rechte der Arbeiterklasse noch weiter dezimiert werden als sie schon sind. Dies betrifft nicht zuletzt die bereits stark gebeutelte Mitte von England in Yorkshire und den Midlands. Aber es gibt auch eine britische Antwort auf diese Malaise.
Der Produktionsstandort GB soll gestärkt werden. Ab sofort kann sich kein Brite mehr dahinter verstecken, die EU wird es schon richten. Man weiß, jetzt müssen wir uns wieder selbst mehr anstrengen. Man muss ihnen dabei viel Erfolg wünschen, denn sie gehören immer noch zu Europa. Wie sagte ich zu meinen Gesprächspartnern? Bei allem, was wir an Aufgaben in Europa lösen müssen, brauchen wir auch Euch. Wir haben insgesamt sehr ähnliche Probleme. Nur gemeinsam sind wir stark genug. Wilm-henner Niemeyer Heidenheim
Zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union
. . . leben hier eigentlich auch Engländer?