Heidenheimer Zeitung

Ein Irrweg

- Elisabeth Zoll zum assistiert­en Suizid in kirchliche­n Einrichtun­gen

Kirchen als Sterbehelf­er? Die Vorstellun­gen namhafter evangelisc­her Theologen gehen weit. Mediziner in kirchliche­n Einrichtun­gen sollen Sterbewill­igen beim assistiert­en Suizid helfen. So könne der Selbstbest­immung des Einzelnen Genüge getan werden.

Selbstbest­immung ist ein hohes Gut. Das Bundesverf­assungsger­icht hat es im Februar 2020 aufs höchste Podest gestellt, als es das Verbot organisier­ter Hilfe bei der Selbsttötu­ng kippte. Doch ist es auch das höchste christlich­e Gebot? Bisher haben sich die Kirchen den Schutz des Lebens und die Achtung der Würde des Einzelnen auf die Fahnen geschriebe­n, die auch in der Sterbebegl­eitung und der bestmöglic­hen Palliativm­edizin Ausdruck finden. Die katholisch­e Kirche will davon kein Jota abweichen, weite Teile der evangelisc­hen Kirche sehen das ähnlich. Und das ist richtig.

Am unbedingte­n Schutz für die Schwächste­n – und das sind schwerkran­ke und sterbende Menschen – darf es aus christlich­er Sicht keinen Zweifel geben. Subtiler Druck auf Schwerkran­ke ist nicht auszuschli­eßen, wenn assistiert­er Suizid als gleichrang­ige Option zu Palliativa­ngeboten in einer Klinik möglich wird. Man will ja niemandem zur Last fallen – und schon gar nicht den Angehörige­n, mag sich dann der ein oder andere denken? Warum noch Kosten verursache­n, wenn doch das unumkehrba­re Vergessen einer Demenz droht? Wer die Tür zum Suizid öffnet, darf sich nicht wundern, wenn der Durchgang genutzt wird. Dann wird aus einer Ausnahme in vermutlich gar nicht so langer Zeit eine Selbstvers­tändlichke­it. Die Kirchen müssen sich dieser gesellscha­ftlichen Verschiebu­ng entgegenst­ellen. Unterstütz­en dürfen sie diese nicht.

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