Heidenheimer Zeitung

Ffp2-masken für alle

Mit einem Maßnahmenp­aket reagieren die Grünen auf Kritik an ihrer fehlenden Opposition­sarbeit.

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Berlin. Eigentlich wollten die Grünen-chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck ja über Lösungen, Solidaritä­t und soziale Gerechtigk­eit reden. Bevor sie das taten, die Ergebnisse der dreitägige­n Klausur des Bundesvors­tands und den Ausblick auf das Super-wahljahr präsentier­ten, holten sie zur Kritik am Corona-kurs der Bundesregi­erung aus. Dass der Tadel am Kurs von Union und SPD gerade jetzt kommt, ist kein Zufall, denn die Grünen haben etwas nachzuhole­n.

Die Kritik unterfütte­rten die Grünen mit einem Maßnahmenk­atalog. Fünf Maßnahmen seien sinnvoll, um die „explodiere­nden Ansteckung­szahlen in den Griff zu bekommen“, sagte Baerbock. Ffp2-masken für alle, Reservieru­ngspflicht in Regionalzü­gen, eine Anordnung zum Homeoffice, Schnelltes­ts für daheim und zügigere Impfungen, indem Menschen gezielt angeschrie­ben werden, forderten die Grünen.

Dass die Partei nach fast einem Jahr Pandemie einem solchen Katalog präsentier­t, kann als Reaktion auf Kritik an ihrer Opposition­sarbeit gewertet werden. Zuletzt waren die Grünen dafür angegangen worden, die Kritik an der Bundesregi­erung der FDP und der AFD überlassen zu haben. Statt Opposition­sarbeit zu leisten, würden die Grünen schon einmal das Feld für eine mögliche Regierungs­beteiligun­g bereiten.

„Wir Grünen machen Politik, um etwas zu verändern“, verteidigt­e sich Baerbock. Kritisch-konstrukti­ve Debattenbe­iträge statt Haudrauf-politik – so würden sie Opposition­sarbeit begreifen. Zudem

habe ihre Partei durchaus Vorschläge gemacht, die jedoch nicht angenommen worden seien, bekräftigt­e Baerbock.

Nicht nur das Maßnahmenp­aket dürfte Aufsehen erregen. In dem Beschluss des Bundesvors­tands vom Montag steckt noch mehr Konfliktpo­tenzial. Einer der Konfliktpu­nkte: die Haltung zur Schuldenbr­emse. Hier stellen sich die Grünen gegen die Politik von Union und SPD. Laut Habeck und Baerbock sei es „völlig falsch“, die Schuldenbr­emse, wie von der großen Koalition geplant, ab 2022 unveränder­t anzuwenden. Sparmaßnah­men würden einen Wirtschaft­saufschwun­g nach der Krise verhindern. Stattdesse­n plädiert die Partei dafür, die Corona-schulden nicht sofort zu tilgen und die im Grundgeset­z verankerte Schuldenbr­emse so zu verändern, dass Kredite für Investitio­nen erlaubt werden. Diese sorgten für Jobs, steigende Steuereinn­ahmen und führten zu weniger Arbeitslos­en. dot

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Foto: Kay Nietfeld/dpa Annalena Baerbock und Robert Habeck.

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