Die Zelle als Kopierer
zunächst einmal ganz normal. Viren verändern sich, wenn sie sich vermehren. Wobei sie sich nicht selbst vermehren können. Das gilt auch für Sars-cov-2. Hat ein Coronavirus eine menschliche Zelle „gekapert“, zwingt es diese vielmehr, Corona-kopien herzustellen. Dabei treten immer wieder kleine Kopierfehler auf, die den genetischen Code des Virus verändern, es mutiert. Das Coronavirus hat ein Genom, das rund 30 000 Buchstaben lang ist, und eigene Eiweißstoffe. Beim Kopiervorgang dieser Buchstaben des Erbgutes, das die Form eines langen Rna-stranges hat (RNA steht für Ribonukleinsäure), entstehen Fehler. Da werden Buchstaben vertauscht, falsch geschrieben oder gelöscht. Zuständig für diese Vervielfältigung ist ein Enzym namens Polymerase, quasi die virale Kopiermaschine. Befallen die frisch mutierten Viren einen neuen Menschen, können bei ihrer Vermehrung natürlich erneut Fehler passieren, die zu den alten hinzukommen. Varianten gibt es so bereits hunderttausendfach.
Werden immer mehr Menschen infiziert, steigt die Häufigkeit von Mutationen. Dabei kommt es auch zu Virus-formen, die sich besser übertragen lassen als andere – und deshalb ihre Virus-geschwister in der Ausbreitung überholen. Eine Mutation kann also durchaus die Verbreitung des Erregers beschleunigen, den Krankheitsverlauf verschlimmern, die Wirksamkeit von Impfstoffen und Medikamenten beeinträchtigen – oder auch ganz im Gegenteil, das Virus harmloser machen. Letztlich ist das fehlerhafte Kopieren eine Stärke des Virus, weil es sich so rasch auf eine neue Umgebung einzustellen vermag. Und damit etwa den Antikörpern, die der menschliche Körper gegen die Eindringlinge bildet, entwischen kann. Das Ganze folgt allerdings keinem Plan, es passiert zufällig. Ob sich eine mutierte Variante durchsetzt, hängt von äußeren Umständen ab.
Bisher sah es so aus, als ob bei Sars-cov-2 die Veränderungsrate nur halb so groß wie die von Influenza-viren ist, für die ja jährlich der Impfstoff geändert werden muss. Bisher schienen sich auch Verbreitungsfähigkeit und Gefährlichkeit nicht signifikant verändert zu haben. Zumindest bei der Verbreitung scheint das mit den Mutationen aus England und Südafrika nun anders auszusehen.