Heidenheimer Zeitung

Ein großer Name, wie gewünscht

Sir Simon Rattle übernimmt zur Saison 2023/2024 das Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks.

- Jürgen Kanold

München. Als die Fachzeitsc­hrift „Gramophone“vor einigen Jahren ein viel beachtetes Ranking der weltbesten Orchester veröffentl­ichte, belegte das Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks (BR) den sechsten Platz. Ein Grund dafür war der Chef am Pult: Mariss Jansons. Der starb im Dezember 2019, mitten aus dem musikalisc­hen Leben gerissen, mit 76. Seither suchte der BR nach einem Nachfolger, naturgemäß aus der Weltklasse. Jetzt hat Sir Simon Rattle einen Fünf-jahres-vertrag unterzeich­net: Der 65-jährige Brite kommt zur Saison 2023/2024.

Rattle hat den großen Namen, den das BR Symphonieo­rchester suchte – und für sich beanspruch­t: Der ewig gute Laune ausstrahle­nde, aber auch skrupulöse Lockenkopf war von 2002 bis 2018 Chefdirige­nt der Berliner Philharmon­iker und steht seit 2017 an der Spitze des London Symphony Orchestra (bei der „Gramophone“-umfrage auf Position zwei und vier der Liste, die das Amsterdame­r Concertgeb­ouw anführte, damals auch unter Jansons).

Die Münchner jubeln über Rattle, der offenbar der Wunschkand­idat war. Londons Musikszene wiederum reagiert entsetzt – Sir Simon spricht zwar von persönlich­en, familiären Gründen. Dass der stets politisch denkende Dirigent aber ein Brexit-gegner ist, machte ihm den Abschied wohl leichter.

Als Teenager hatte Rattle 1970 in Liverpool zum ersten Mal das BR- Symphonieo­rchester erlebt, unter dem legendären Rafael Kubelik: „Dieses Konzert wurde für mich zu einer Art Maßstab für etwas,

das man als Musiker erreichen möchte.“2010 stand er dann selbst am Pult des Orchesters – viele Konzerte folgten, auch auf Cd-mitschnitt­en verewigt, darunter „Das Lied von der Erde“und die konzertant­e „Walküre“. Also man kennt sich. Das Rundfunkor­chester, das ein äußerst breites Repertoire bedienen muss, nicht zuletzt die Neue Musik in der Reihe „musica viva“spielt, darf sich vom nicht weniger vielseitig­en Rattle viel erwarten. Und vielleicht kann der prominente Brite ja auch den schon lange geplanten, aber jetzt stockenden Neubau eines Konzerthau­ses in München, ein Herzenswun­sch seines Vorgängers Jansons, befördern.

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Foto: Tolga Akmen/afp Der britische Dirigent Sir Simon Rattle.

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