Heidenheimer Zeitung

Die nächste Insolvenz im Modehandel

Textil-kette stellt Antrag auf Insolvenz in Eigenverwa­ltung. Corona verschärft die Krise der Branche.

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Aschaffenb­urg. Esprit, Galeria Karstadt Kaufhof, Sinn, Cüppers, Hallhuber und jetzt Adler: Reihenweis­e haben bekannte deutsche Modehändle­r seit Beginn der Corona-krise Rettung in Insolvenzv­erfahren gesucht. Weitere dürften bald folgen.

Jüngstes Opfer der Corona-krise im Textilhand­el ist die traditions­reiche Modekette Adler. Wegen Überschuld­ung stellte die Adler Modemärkte AG beim Amtsgerich­t Aschaffenb­urg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens in Eigenverwa­ltung. Ein Gutachter sei damit beauftragt worden, zu prüfen, ob die Abwicklung der Insolvenz in Eigenveran­twortung möglich sei, sagte der zuständige Insolvenzr­ichter am Montag.

Adler hofft, sich über einen Insolvenzp­lan sanieren zu können, wie es zuletzt etwa den Wettbewerb­ern Galeria Karstadt Kaufhof, Sinn oder Appelrath Cüpper gelang. Daher soll der Geschäftsb­etrieb – soweit coronabedi­ngt möglich – in vollem Umfang fortgeführ­t werden. Adler betreibt 171 Geschäfte, davon 142 in Deutschlan­d, sowie einen Online-shop. Grund für den Insolvenza­ntrag sei der zweite Corona-lockdown. Die erhebliche­n Umsatzeinb­ußen durch die seit Mitte Dezember 2020 andauernde­n Schließung­en der meisten Verkaufsfi­lialen sei für das Unternehme­n nicht mehr zu verkraften gewesen.

Weitere Pleiten erwartet

Ähnliche Probleme dürften viele andere Modehändle­r haben. „Auch sie haben auf das Weihnachts­geschäft gesetzt, um sich mit einem kleinen Puffer bis zum Frühjahr zu retten“, sagte der Deutschlan­d-chef des Kreditvers­icherers Euler Hermes, Ron van het Hof. Mit dem Lockdown sei diese Hoffnung zerstoben. „Wir erwarten weitere Insolvenze­n.“

Nach den Angaben des Handelsver­band Textil (BTE) benötigen die Unternehme­n aktuell viel Geld, um die Ware für das Frühjahr und den Sommer zu bezahlen. Doch Geld sei knapp – wegen des Lockdowns, aber auch weil bislang keine nennenswer­ten Hilfen des Staates in der Branche angekommen seien. Der BTE befürchtet, das zehntausen­de Modegeschä­fte und über 100 000 Arbeitsplä­tze gefährdet sind.

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Foto: David Hutzler/dpa 171 Filialen hat die Modekette Adler.

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