Mit der Campingbox zur Corona-impfung
Der Impfstoff des mobilen Teams kam aus dem Impfzentrum Ulm in einem nicht zertifizierten Behälter.
Der stark temperaturempfindliche Corona-impfstoff kommt in Camping-kühlboxen: Diese Tatsache, die in Bayern für landesweite Aufregung sorgte, gilt offenbar auch in Baden-württemberg. Am Montagvormittag war das mobile Team des Zentralen Impfzentrums Ulm zum ersten Mal in einer Pflegeeinrichtung in Heidenheim. Eine Mitarbeiterin trug den begehrten Biontechimpfstoff in einer blau-weißen Plastik-kühlbox vom Auto in die Brenzblick-residenz. Es handelte sich um eine elektrische Kühlbox der Firma Mobicool, Modell MCF 32.
Laut Homepage des Herstellers sind damit Temperaturen von -10 bis +10 Grad einstellbar. Die Boxen haben zwar einen Kühlkompressor, aber keinen zweiten
Energiekreislauf, falls die Kühlung ausfällt. Außerdem sind die Campingboxen laut Bedienungsanleitung für eine Außentemperatur von 16 bis 32 Grad konzipiert. „Die Kühlbox eignet sich zum Kühlen von Lebensmitteln“, schreibt der Hersteller, und: „Die Kühlbox ist für den Einsatz beim Camping geeignet.“
Knappe Antwort
Verantwortlich für die Ausstattung der Impfzentren ist das Sozialministerium des Landes Baden-württemberg. Eine erste Anfrage nach den Kühlboxen durch unsere Zeitung wurde mit dem knappen Hinweis beantwortet, dass der Impfstoff „in Badenwürttemberg in Ultratiefkühlschränken gelagert“wird. „Die Boxen werden nur für die unmittelbare Verimpfung durch die mobilen Impfteams verwendet.“Im Heidenheimer Fall liegt zwischen dem Zentralen Impfzentrum in Ulm und dem Ort der Impfung eine Fahrtstrecke von rund 45 Minuten - wenn nichts dazwischenkommt. Wenn ein Transportunternehmen kühlkettenpflichtige Arzneimittel transportiert, muss es entsprechend zertifizierte Kühlboxen dafür verwenden. Festgeschrieben ist dies in der „Good Distribution Practice“(GDP) der EU. Rechtlich bindend ist diese Verordnung jedoch nur für den Pharmagroßhandel.
Der Covid-19-impfstoff muss laut dem Hersteller Biontech bei -70 Grad Celsius gelagert werden. „Nach dem Auftauen kann die Impfstoff-durchstechflasche unter gekühlten Bedingungen (bei 2 bis 8 Grad Celsius) bis zu fünf Tage gelagert werden“, so Biontech. Vor der Verabreichung werde der Impfstoff auf Raumtemperatur gebracht. Was auf gar keinen Fall passieren sollte: Dass der
Impfstoff noch mal gefriert, dadurch wird er unbrauchbar.
Auf weitere Rückfragen reagierte das Sozialministerium bis Redaktionsschluss nicht.