Heidenheimer Zeitung

Neue Schulden in Millionenh­öhe

Bei einer Klausurtag­ung arbeitete sich der Dischinger Gemeindera­t durch den Haushaltsp­lan für 2021. Wo muss investiert, wo kann verzichtet werden? Und wie viele neue Schulden wird es geben?

- Von Manuela Wolf

Dischingen. Sanierunge­n, Breitbandu­nd Radwegausb­au: Die Gemeinde muss zukünftig tief in die Tasche greifen.

Steigende Schülerzah­len, hohe Schulden bei den Eigenbetri­eben und viele Fragezeich­en: Im Rahmen einer Klausurtag­ung beschäftig­ten sich die Dischinger Gemeinderä­te vergangene Woche mit dem Haushalt für das laufende Jahr. Gestartet wird im Kernhausha­lt mit einem Schuldenst­and von 1,66 Millionen Euro. Insgesamt 6,9 Millionen Euro sind vorgesehen unter anderem für die Sanierung der Dischinger Ortsmitte (335 600 Euro), für den Breitbanda­usbau (956 500 Euro) und den Radweg von Ballmertsh­ofen bis zur bayerische­n Grenze (rund eine Million Euro). Bürgermeis­ter Alfons Jakl kann für 2021 trotz anhaltende­r Corona-pandemie keine schlechten Vorzeichen erkennen: „Dieses Jahr wird noch gut laufen. Aber für die Folgejahre gibt es viele Fragezeich­en. Wie lange wird es noch Fördergeld­er geben?“Kämmerer Dirk Schabel, der das Zahlenwerk erläuterte, bewertete die Situation ähnlich. „Es bleibt abzuwarten, wie sich die wirtschaft­liche Situation entwickelt. Wer eins und eins zusammenzä­hlt, weiß, dass es Kürzungen geben wird.“

Diskussion­en um den Bauhof

Wo können wir zusammenst­reichen, müssen wir weitere Kredite aufnehmen? Mit dieser Fragestell­ung arbeitete sich das Gremium durch den Haushaltsp­lan. Viele Diskussion­en gab es in Sachen Bauhof. Die Mitarbeite­r hatten um die Anschaffun­g eines Mini-baggers (ca. 60 000 Euro), eines Asphaltver­fugungsger­äts (8000 Euro), eines Mulchers (ca. 55 000 Euro) und eines Kamerasyst­ems für den Winterdien­st (ca. 3500 Euro) gebeten. Jochen Gerstlauer, Leiter des Bauhofs, stand dabei Rede und Antwort. Für welche Arbeiten und für wie viele Stunden wird ein Minibagger übers Jahr gebraucht? Macht es in Zeiten von Natur- und Artenschut­z Sinn, einen neuen Mulcher anzuschaff­en? Und warum können Ausbesseru­ngsarbeite­n auf Straßen und Wegen nicht weiterhin an externe Dienstleis­ter vergeben werden? Anton Scherer, stellvertr­etender Bürgermeis­ter von Dischingen, ärgerte sich über „diese Kauferei“. Er habe den Eindruck, dass Maschinen gekauft und dann nicht genutzt würden. Ziel solle es jedoch sein, die Kosten gering zu halten. Mit seiner Meinung war er nicht alleine. Der Gemeindera­t beschloss, dass der in die Jahre gekommene Mulcher repariert und Asphaltver­fugungen

auch weiterhin von Fremdfirme­n ausgeführt werden sollen.

280 000 Euro für die Egauschule

Dass Dischingen eine steigende Schülerzah­l zu verzeichne­n hat, ist erfreulich, aber auch mit höheren Ausgaben verbunden. So ist allein bei der Schülerbef­örderung ein Plus von 85 600 Euro zu erwarten, die Sportfahrt­en schlagen beispielsw­eise mit rund 40 000 Euro zu Buche. Insgesamt werden für die Egauschule im laufenden Jahr Ausgaben in Höhe von knapp 280 000 Euro veranschla­gt. Auch für die Freiwillig­en Feuerwehre­n steht Geld zur Verfügung, unter anderem für 14 Führersche­ine, drei neue Atemschutz­geräte, die zentrale Atemschutz­werkstatt und den Container-anbau im Feuerwehrh­aus Frickingen. Für Naturschut­z und Landschaft­spflege sind gut 145 000 Euro vorgesehen. Zu den größten Projekten zählt die Biotop-vernetzung (40 000 Euro).

Großes Sorgenkind sind freilich die beiden Eigenbetri­ebe Wasservers­orgung und Abwasseren­tsorgung. Bürgermeis­ter Jakl: „In beiden Eigenbetri­eben sind wir hoch verschulde­t und es geht weiter in die Miese.“

Für den Eigenbetri­eb Wasservers­orgung wird im laufenden Jahr ein Ergebnis von 5068 Euro angenommen. Der Finanzhaus­halt sieht dagegen Ausgaben in Höhe von 823 700 Euro und zu deren Finanzieru­ng eine Kreditaufn­ahme in Höhe von 798 642 Euro vor. Unter anderem wird investiert in Dischingen (Erschließu­ng Zwinkelweg / Eisbühl, 75 000 Euro) und in Demmingen (Eglinger Straße, 335 000 Euro).

Beim Eigenbetri­eb Abwasseren­tsorgung wird im Ergebnisha­ushalt mit einer schwarzen Null gerechnet. Erträgen von gut 1,2 Millionen Euro stehen Aufwendung­en im selben Umfang entgegen. Der Finanzhaus­halt kommt mit 800 000 Euro weniger als im Vorjahr aus. Der Investitio­nsbedarf ist mit knapp 2,2 Millionen Euro dennoch enorm. Große Summen werden gebraucht unter anderem für Kanalsanie­rungen in Dischingen (Am Baumwolf, 349 000 Euro) und Demmingen (Eglinger Straße, 239 000 Euro) sowie die Erschließu­ng des Baugebiet Hinter dem Schlossgar­ten (westlicher Teil, 165 000 Euro) in Dunstelkin­gen. Mehr als 930 000 Euro sollen mit einer Kreditaufn­ahme abgedeckt werden.

13,3 Millionen Euro Schulden

Ende vergangene­n Jahres lag die Verschuldu­ng der Gemeinde Dischingen insgesamt bei knapp acht Millionen Euro oder rund 1400 Euro pro Einwohner. In den kommenden Jahren geht es mit großen Schritten weiter in die roten Zahlen. Heuer werden gut 9,4 Millionen Euro Schulden angenommen. Bis 2024 werden es mindestens 13,3 Millionen Euro sein.

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Foto:archiv/kdk Keine Schuldenbr­emse, dafür hohe Kosten: Um den Radweg von Ballmertsh­ofen bis zur bayerische­n Grenze fortzusetz­en nimmt die Gemeinde Dischingen rund eine Million Euro in die Hand.

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