Heidenheimer Zeitung

Zwischen Familie und Fußballpla­tz

Beim Heimspiel der Heidenheim­er gegen Darmstadt kann der ehemalige Fch-spieler Mathias Wittek zwar nicht auflaufen, vorbei kommt er aber trotzdem. Was hat sich seit seiner Verletzung bei ihm getan?

- Von Nadine Rau

Der ehemalige Fch-leistungst­räger Mathias Wittek kommt mit dem SV Darmstadt in die Voith-arena. Vorab erzählt er von seinem Kampf zurück auf den Rasen.

Als der 1. FC Heidenheim vor ziemlich genau zwei Jahren verkündete, dass Mathias Wittek den Verein verlassen wird, staunte man nicht schlecht. Zu dem Zeitpunkt war der Innenverte­idiger nach Marc Schnattere­r der dienstälte­ste Profi im Heidenheim­er Kader und schon seit der Saison 2011/2012 dabei. Dann aber entschied sich der Deutsch-pole für den SV Darmstadt, leistete dort einen großen Beitrag für den Klassenerh­alt.

Anschließe­nd lief es in Sachen Fußball nicht mehr so rund für Wittek – erst saß er nur noch auf der Bank, dann zog er sich eine schwere Verletzung zu: Beide Kreuzbände­r waren durch, das Außenband auch. Das ist jetzt schon mehr als ein ganzes Jahr her und noch immer steckt der 31-Jährige mitten im Kampf zurück auf den Platz. So wird er am Sonntag (13.30 Uhr) beim Fch-heimspiel gegen die Lilien zwar nicht gegen seinen Ex-verein spielen können, ins Stadion kommt er aber doch – separat.

„Der Plan ist so, dass ich ins Stadion komme und ein paar Kollegen treffe. Aber ich muss sehen, wer getestet ist und wer nicht, weil wir Fußballer ja auch im Fokus stehen. Da kommt es nicht gut, wenn man sich so viel austauscht. Ich freue mich auf ein paar bekannte Gesichter“, erzählt er im Vorfeld. Vor allem mit seinem langjährig­en Zimmerpart­ner Robert Strauß, der beim FCH mittlerwei­le die Fußballsch­uhe an den Nagel gehängt hat und in der Geschäftss­telle arbeitet, möchte er sich austausche­n.

Von Woche zu Woche besser

Wittek selbst hofft im Moment, bald wieder zu einhundert Prozent einsetzbar zu sein. Mittlerwei­le habe er akzeptiert, dass eines seiner Knie jetzt eben kein neues mehr ist, doch noch spüre er von Woche zu Woche eine Verbesseru­ng. „Es ist bei dem Schaden nicht mehr so gut wie vor der Verletzung, es ist einfach anders als das andere Knie. Irgendwann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr besser werden wird und dann muss ich sehen, ob ich damit klarkomme oder nicht. Aber im Moment bin ich guter Dinge, dass ich wieder voll Fußball spielen kann“, beschreibt der Innenverte­idiger.

In den vergangene­n Wochen hat er oft im Kraftraum, aber auch schon viel mit der Mannschaft trainiert. Eigentlich wollte er im Januar wieder ganz dabei sein, langsam weiß er aber, dass sich solche Pläne schnell ändern können. Neu im Fokus hat er jetzt Ende Januar oder Anfang Februar. „Vor drei Wochen hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich mit den Jungs auf den Platz gehe. Wenn ich ähnliche Sachen wie sie mache, merke ich, dass mir einfach noch was fehlt, und deshalb poche ich nicht darauf, mich mit ihnen zu messen“, sieht es Wittek realistisc­h.

Gefordert ist er in den vergangene­n Monaten übrigens nicht nur in Sachen Fußball, sondern auch familiär. Wittek ist verheirate­t und mittlerwei­le dreifacher Vater

– das dritte Kind kam zwei Wochen nach seiner schweren Verletzung zur Welt. „Meine Frau lag auf dem Bett, und ich auch. Sitzen konnte ich so kurz nach der OP noch nicht. Als das Baby da war, haben wir uns schmunzeln­d gesagt: Was ist das für eine skurrile Situation?“, verriet der 31-Jährige vergangene­s Jahr in einem Interview.

So bleibt Wittek gar keine Zeit für negative Gedanken – nicht wegen des Knies, nicht wegen der Pandemie. „Meine Frau und ich haben keine ruhige Minute. Wenn ich jetzt noch die Krise kriegen würde, wäre das falsch. Ich will den Kindern ein Vorbild sein und zeigen, dass man es auch schön haben kann, wenn es nicht so schön ist.“

Langfristi­g möchte Wittek noch mehr Zeit für seine Familie haben, „die Wochenende­n genießen“, wie er sagt, und auch mal „etwas Anderes sehen“. Seit seinem Abitur spiele er jetzt ununterbro­chen Fußball, findet das auch nach wie vor schön, aber wenn damit mal Schluss sein sollte, geht er erst mal andere Wege.

Nach dem Fußball an die Uni

„Ich habe schon in ein paar Sachen schon reingeschn­uppert. Ich würde gerne noch mal an die Uni gehen, aber das hat noch Zeit. Was es dann konkret wird, weiß ich noch nicht, eventuell etwas in Richtung Erziehung, vielleicht Lehrer oder so etwas.“

Momentan aber zählt noch der Fußball: fit werden, gegen Heidenheim gewinnen, den Klassenerh­alt sichern. Mit 18 Punkten stehen die Lilien momentan auf Platz 13, haben dabei zwar schon 27 Tore erzielt, aber auch 27 Gegentore bekommen. „Grundsätzl­ich stimmt die Richtung und man sieht die Handschrif­t des Trainers. Aber wie dominant wir oft sind, spiegelt sich noch nicht im Punktekont­o wieder“, beschreibt es Wittek.

Für die Entwicklun­g seines Exklubs hat er noch immer größten Respekt. Sich nach der gescheiter­ten Relegation und dem Frust mit einer halbneuen Mannschaft ins gesicherte Mittelfeld zu spielen, sei dem FCH hoch anzurechne­n. „Sie haben in den vergangene­n Jahren so viele Stammspiel­er verloren und schaffen es trotzdem, es mit den Jungen wieder aufzufange­n. Das ist stark, muss man sagen“, lobt Wittek.

Der entscheide­nde Faktor dabei ist für ihn Trainer Frank Schmidt. „Er schafft es immer noch, die Mannschaft zu erreichen und den Stil über Kampf und Robustheit über die komplette Distanz zu vermitteln. Selbst wenn es mal nicht klappt, kommt jedes Mal wieder eine Reaktion.“

Nach dem 4:0 in Sandhausen wollen die Heidenheim­er eine solche gegen Darmstadt zeigen. Bleibt abzuwarten, ob es am Sonntag gelingt.

Ich will den Kindern ein Vorbild sein und zeigen, dass man es auch schön haben kann, wenn es nicht so schön ist.

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Fotos: Eibner Die Familie rechts an der Hand, die Fans links: Mathias Wittek nach einer Partie des SV Darmstadt.
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Lang ist es her: Robert Strauß und Mathias Wittek beim Drittligas­piel in Duisburg 2013.

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