Sorge unbegründet
Das gab es tatsächlich noch nie: Ein komplett digitaler Parteitag einschließlich Wahl von Vorsitzendem und Führungsgremien. Die CDU betritt an diesem Wochenende tatsächlich Neuland – und natürlich geht sie damit ein gewisses Risiko ein. Das fängt bei technischen Fragen an: Hält das System? Sind die Redner auf jedem der 1000 Delegierten-rechner gleich gut zu hören? Funktioniert die Abstimmung per Mausklick? Und es endet bei juristischen Bewertungen, ob die anschließende Legitimierung per Briefwahl das Votum tatsächlich rundum rechtssicher macht.
Und noch eine Sorge treibt viele um: Was ist, wenn die Briefwahl das Ergebnis der digitalen Abstimmung nicht bestätigt, sondern kippt? Wenn es sich die Partei noch mal anders überlegt? Wenn viele den womöglich nur ganz knapp Unterlegenen plötzlich doch lieber auf dem Siegerpodest sehen wollen? Zwar haben alle drei Kandidaten zugesagt, genau diesen Weg nicht zu gehen, aber wer weiß schon, was die Delegierten tun?
Doch diese Sorge ist eher unbegründet. Denn ganz grundsätzlich neigt die konservative Machtpartei CDU dazu, sich um ihr einmal bestimmtes Führungspersonal zu scharen. Das dürfte diesmal aus zweierlei Gründen noch mehr gelten als sonst. Denn erstens ist Geschlossenheit hinter dem eigenen Mann die beste Versicherung gegen mögliche Ansprüche aus Bayern in Sachen Kanzlerkandidatur. Und zweitens lässt sich auch das Kanzleramt in acht Monaten nur wiedergewinnen, wenn das Wahljahr nicht mit einem Debakel beginnt. Es könnte also sogar sein, dass ein knapper Sieg am Samstag sich bis zur Auszählung der Briefwahl nächsten Freitag in einen echten Erfolg verwandelt.