Heidenheimer Zeitung

RKI mit Lockdown unzufriede­n

Präsident Wieler verweist auf hohe Todeszahle­n. Bis Jahresende soll die Krise dank Impfung unter Kontrolle sein.

- Hajo Zenker

Berlin. Dem Robert-koch-institut (RKI) gehen die derzeitige­n Maßnahmen zur Pandemie-eindämmung nicht weit genug. Für Präsident Lothar Wieler „ist das kein vollständi­ger Lockdown, es gibt immer noch zu viele Ausnahmen“. Der am Donnerstag gemeldete Höchststan­d von 1244 Corona-toten binnen 24 Stunden bedrücke ihn enorm.

Nach den Auswertung­en des RKI schränkt sich die Bevölkerun­g aktuell in ihrer Mobilität deutlich weniger ein als im ersten Lockdown im Frühjahr. Rkiepidemi­ologe Dirk Brockmann sagte, es sei eine „totale Konsensaus­sage“aller Modellbere­chnungen, dass die Lockdown-maßnahmen weiter verschärft werden müssten, um das Infektions­geschehen einzudämme­n. Auch Wieler befürworte­te eine Verschärfu­ng als „Option“. Der derzeitige Lockdown sei nicht so effektiv wie der im Frühjahr. Wieler räumte zugleich ein, dass sich die Infektions­lage wegen der Feiertage derzeit nicht einfach interpreti­eren lasse. So sei die Zahl der Corona-tests stark abgesunken – „das hat mich schon überrascht“. In einer Woche werde man klarer sehen. Es sehe aber so aus, als ob sich die Fallzahlen stabilisie­rt hätten. Wieler zeigte sich zuversicht­lich, dass das Coronaviru­s durch die Impfungen in den Griff zu bekommen sei: „Am Ende dieses Jahres werden wir diese Pandemie kontrollie­rt haben.“

Unterdesse­n hat das Paul-ehrlich-institut (PEI), die für Impfstoffe zuständige Bundesbehö­rde, erste Zahlen zu vermuteten Nebenwirku­ngen bei den Impfungen veröffentl­icht. Bis Sonntag seien 325 Verdachtsf­älle gemeldet worden, 51 Fälle davon seien als schwerwieg­end einzuschät­zen. Die Werte passten zu den klinischen Zulassungs­studien. Man sehe bisher „kein Risikosign­al“, sagte Pei-expertin Brigitte Keller-stanislaws­ki am Donnerstag. Bisher wurden laut RKI mehr als 842 000 Menschen in Deutschlan­d geimpft.

Bis zum Donnerstag wurden dem PEI auch zehn Todesfälle gemeldet. Man gehe aber davon aus, so Keller-stanislaws­ki, dass es hier nur „einen rein zufälligen zeitlichen Zusammenha­ng“mit der Impfung gegeben habe, denn die Patienten hätten an „gravierend­en Grunderkra­nkungen“gelitten, an denen sie wohl auch verstorben seien. Zu den häufigsten Nebenwirku­ngen gehören bisher insbesonde­re Schmerzen an der Einstichst­elle, Kopfschmer­zen oder Müdigkeit. Diese treten insbesonde­re nach der zweiten Impfdosis auf.

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RKI-CHEF Lothar Wieler. Foto: John Macdougall/afp-pool/dpa

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