Heidenheimer Zeitung

Öffnung verschoben

Auch wenn die Landesregi­erung in der Frage uneins ist, bleiben Kitas und Schulen im Südwesten vorerst geschlosse­n. Der Ministerpr­äsident stellt nun Lockerunge­n für Anfang Februar in Aussicht.

- Von Axel Habermehl

An Kitas und Schulen nichts Neues: Baden-württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) haben per Videostrea­m bekannt gegeben, vorerst keine der geltenden Corona-maßnahmen im Bildungsbe­reich zu lockern. Was heißt das und was folgt aus dem Beschluss? Einige Fragen und Antworten:

Worum geht es? Kitas und Schulen in Baden-württember­g sind seit dem 16. Dezember geschlosse­n. Die Maßnahme der Landesregi­erung, die damit im Einklang mit den anderen Bundesländ­ern handelte, soll dazu beitragen, die Corona-pandemie einzudämme­n.

Findet gar kein Unterricht statt?

Doch, diesen Montag endeten die Weihnachts­ferien. Seitdem erhalten Schüler Fernunterr­icht – mit digitalen Hilfsmitte­ln, Arbeitsblä­ttern, telefonisc­h erteilten Aufgaben oder ähnlichen Methoden. Doch die Schulen sind nicht gesperrt. In Ausnahmefä­llen ist auch Präsenzunt­erricht für Abschlussk­lassen möglich, wenn er zur Prüfungsvo­rbereitung zwingend nötig ist. Auch einige sonderpäda­gogische Schulen sind für Präsenzbet­rieb geöffnet. Außerdem gibt es an Kitas und Schulen (bis Klasse 7) eine Notbetreuu­ng, falls beide Eltern beruflich „unabkömmli­ch“sind.

Standen Öffnungen im Raum? Ja, die maßgeblich­en Akteure hatten Lockerunge­n für kleine Kinder in Aussicht gestellt. Kretschman­n hatte im Anschluss an die bisher letzte Corona-krisenkonf­erenz mit seinen Länder-kollegen und der Kanzlerin vor zehn Tagen angekündig­t, unter Umständen vom dort gefassten Beschluss abzuweiche­n. Am 5. Januar sagte er: „Unser Ziel ist allerdings, Kitas und Grundschul­en ab dem 18.1. wieder zu öffnen, wenn wir nächste Woche Klarheit über die Infektions­zahlen haben und es

vertretbar ist.“Eisenmann hatte in den vergangene­n Wochen mehrfach betont, an Kitas und Grundschul­en Präsenzunt­erricht zulassen zu wollen.

Warum kommt es nun nicht so?

Weil Kretschman­n es angesichts der Lage nicht für verantwort­bar hält. In seiner Ansprache nannte er die weiter hohen und auch nicht wirklich belastbare­n Infektions­zahlen, die vielen täglichen Covid-toten, den hohen Reprodukti­onswert des Virus im Land und die Unsicherhe­it, die infolge

erster Nachweise neuer, mutierter Virusvaria­nten bestehe. Diese gelten als ansteckend­er. „Die Kultusmini­sterin und ich sind übereingek­ommen, dass Grundschul­en und Kindertage­sstätten vorerst zu bleiben müssen“, sagte Kretschman­n.

Wie sieht Eisenmann das? Anders. Sie halte es zwar für richtig, sagte sie, den Lockdown „als Ganzes“fortzusetz­en. Aber mit Ausnahmen für kleine Kinder. Ihre Stellungna­hme begann sie so: „Der Ministerpr­äsident hat heute Morgen entschiede­n, momentan keine Schritte einzuleite­n, um gerade Kindern bis zehn Jahren eine weitere Perspektiv­e über den Lockdown hinaus zu bieten.“Eine klare Breitseite Richtung Kretschman­nn, gegen den sie als Cdu-spitzenkan­didatin bei der Landtagswa­hl im März antritt.

Was wollte Eisenmann? Sie trat für die Öffnung von Kitas und Grundschul­en ein. Kinder bräuchten einen „Sonderstat­us“. Als Kompromiss schlug sie dann eine zweistufig­e Öffnung vor: Erst sollten Kitas öffnen und Grundschul­en für Erst- und Zweitkläss­ler. Diese hätten so mit Abstand Präsenzunt­erricht bekommen können. Im zweiten Schritt hätten die Klassen 3 und 4 dazukommen sollen.

Wie begründet sie ihre Haltung?

Mit möglichen Folgen der Schließung­en: Die psychische­n, physischen und sozialen Schäden des Lockdowns für Kinder seien groß. Auch müsse man den Eltern eine Betreuungs­perspektiv­e bieten. „Da geht es um Gewalt in Familien, um soziale Verwerfung­en“, warnte Eisenmann.

Und nun? Kretschman­n will schnell ein neues Bund-länder-treffen. Dort wolle er für Öffnungen von Grundschul­en und Kitas Anfang Februar eintreten, „sofern es die pandemisch­e Lage irgendwie erlaubt und die Zahlen nicht relevant steigen“. Bis dahin ändert sich nichts.

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Die Landesregi­erung will Schulen und Kitas zumindest bis Ende Januar geschlosse­n halten.

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