Liebe Parksolidarität,
als Begriff bist Du noch ziemlich neu in der Gegend, genauergesagt bist Du brandneu.
Doch an der Sache kommen wir zunehmend nicht mehr vorbei, selbst hier in einer eher ländlichen Gegend. Es gibt mehr Autos als geschickt gelegene Plätze, um sie abzustellen. Vor allem in Ortskernen, Innenstädten, vor dem Eingang der
Klinik . . .
Überall dort ist man gottfroh, noch einen Parkplatz zu finden. Und man ist todtraurig, wenn man zusehen muss, wie ein freier Stellplatz vor die Hunde geht, weil jemand mit seinem Wagen gleich zwei Parkplätze belegt.
Es gibt viele Gründe, die zu mangelnder Parksolidarität führen. Böser Wille ist laut einer nicht repräsentativen Mikrostudie des Autors (100 Schlechtparker wurden geschüttelt und verhört) fast nie im Spiel, eher Überforderung. Die trifft Muttis in gewaltigen Stadtpanzern, aber auch ältere Herren, die vor lauter Arthrose nicht mehr gut lenken können. Es sind die, die einfach nicht so gut Auto fahren können, und es gibt derer viele, wie die Lackspuren in den Parkhäusern beweisen.
Das Schild, das geplagte Menschen am Parkplatz zwischen der Mergelstetter Silcherschule und der Zoeppritzhalle angebracht haben, ist deswegen auch mehr als Hilferuf zu verstehen. „Exakt einparken“solle man, bittet das Schild eindringlich, und es zeigt auch grafisch, wie ein ungelenk gelenktes Fahrzeug zwei Stellplätze verbraucht. Doch wird Mutti im Stadtpanzer das lesen, wo Justin-benjamin und Raja-madita doch so wild in den Kindersitzen toben? Und wird Herr
Dr. Kalkstaub noch einmal seine S-klasse umparken, wo es doch beim Einsteigen immer so knirscht?
Nein, das Schild in Mergelstetten kann nur ein freundlicher Appell an mehr Parksolidarität sein. Wenn sich alle ein wenig mehr Mühe geben mit dem komplizierten Lenkrad, wenn der eine oder andere vielleicht mal übt, daran zu drehen, zu lernen, wo das eigene Auto aufhört . . . das wäre fast zu exakt, um wahr zu sein.
Aber Du liest das ja eh wieder nicht.