Trotz Abkommen: Brexit behindert Warenverkehr
Firmen und Verbraucher sind vom Ausmaß der Bürokratie und der Kosten überrascht worden.
London/brüssel. Online-kunden schauen verdutzt auf hohe Zusatzkosten für Pakete aus Großbritannien, Unternehmer beklagen neue Bürokratie: Seit dem Brexit zum Jahreswechsel läuft vieles nicht reibungslos. „Kinderkrankheiten“nennt das der britische Premierminister Boris Johnson. Doch der Eu-unterhändler Michel Barnier widerspricht. Es gebe einfach „unvermeidbare Konsequenzen, wenn man den Binnenmarkt verlässt.“Das bringe vor allem Aufwand, Bürokratie und Kosten mit sich.
Zu diesen Konsequenzen gehörten in den vergangenen Tagen: Konfiszierte Schinkenstullen eines Lastwagenfahrers durch den niederländischen Zoll. Leere Supermarktregale
Oliver Dawid (53) wird der neue Hauptgeschäftsführer des Textil- und Bekleidungsverbandes Südwesttextil. Er war bisher Vorsitzender des Verbandes Privater Brauereien Bayern in München. Südwesttextil vertritt nach eigenen Angaben rund 220 Textil- und Bekleidungsunternehmen in Badenwürttemberg mit zusammen etwa 7 Milliarden Euro Jahresumsatz und 24 000 Beschäftigten.
in Nordirland. Ein Annahmestopp der Bahntochter Schenker für Sendungen nach Großbritannien.
Viele Unternehmen lassen das Geschäft mit britischen Kunden erst einmal ruhen. Und Musiker sind verzweifelt, weil sie nicht mehr so reisen können wie bisher.
Beide Seiten hatten an Heiligabend doch noch ein Handelsabkommen geschlossen. Einige der Schwierigkeiten seien Kinderkrankheiten, da habe Johnson Recht, sagt Berthold Busch, ein Ökonom am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Doch stimme auch Barniers Einschätzung. Das hätten alle gewusst, sagt Busch. Und doch kam manches in den ersten Tagen eben doch überraschend:
Als Band monatelang durch Europa zu touren, wird schwierig. Dafür brauchen die Musiker spezielle Arbeitserlaubnisse. Auch die musikalische Ausrüstung muss angemeldet werden.
Visumpflicht für Musiker
Trotz des Handelspakts gibt es Zölle, nämlich dann, wenn Waren aus Großbritannien nicht britisch sind. Das Stichwort ist: „Ursprungsregeln“. Das sind zum Beispiel in Asien produzierte und über britische Händler vertriebene Kleider. Außer Zoll wird darauf Einfuhrumsatzsteuer fällig.
Zollfrei, aber nicht immer
„Das sind die Konsequenzen des Brexits“, sagt der Eu-chefunterhändler Michel Barnier.
Das trifft auch den Online-handel, wenn zum Beispiel in Großbritannien bestellte Ware in China produziert worden ist. Einfuhrumsatzsteuer wird ab einem Warenwert von 22 Euro fällig, Zoll ab 150 Euro, wenn man die Waren am Zoll abholt.
Lebensmittel-kontrollen Für Lebensmittel sind jetzt eingehende Kontrollen auf Verbraucher- und Hygienestandards nötig. Dem sind die Schinkenbrote zum Opfer gefallen. Aber vor allem schottische und walisische Fischer bekommen ihre Ware nicht rasch – und damit frisch – auf den Kontinent. Manche Spedition befördert erst einmal gar keine frische Ware nach Europa.