Gegen Corona geimpft
Um vor der Viruserkrankung geschützt zu sein, hat sich der 85-jährige Heidenheimer um einen frühestmöglichen Termin bemüht.
Gustav Welt war mit seiner Tochter in Ulm.
Corona-impfung ja oder nein - da gehen die Meinungen auseinander. Einig sind sich alle hingegen, dass die Pandemie schnell vorbeigehen soll. Paradoxerweise zeigen Umfragen, dass die Impfbereitschaft seit April 2020 kontinuierlich gefallen ist – im Dezember lag sie bei 48 Prozent. Mit einem klaren Ja hat der Heidenheimer Gustav Welt die Impf-frage für sich beantwortet. Am 8. Januar war er mit seiner Tochter Nicole Iskounen im Zentralen Impfzentrum in Ulm und hat die erste Spritze bekommen, am 29. Januar folgt der zweite Termin.
Nur ein kleiner Pieks
„Ich habe nur einen kleinen Pieks bei der Impfung gespürt, sonst nichts“, erzählt der 85-Jährige. Nachwirkungen habe er keine bemerkt, nicht einmal der Arm sei angeschwollen. Der Vorschlag, nach Ulm zum Impfen zu fahren, sei von seiner Tochter gekommen, sagt der Heidenheimer, der im Betreuten Wohnen der Awo lebt. „Ich bin froh, dass ich mich schützen kann“, erzählt er.
„Ich hatte anfangs schon Bedenken, ob wir so früh zur Impfung gehen sollen, wo man doch noch wenig darüber weiß“, berichtet Nicole Iskounen. Dann habe man aber in der Familie viel darüber gesprochen und sich informiert. „Mittlerweile bin ich überzeugt davon, dass uns nur die Impfung wieder aus dieser Situation herausbringt, solange es noch keine Medikamente gegen Corona gibt“, sagt sie.
Auch die Überlegung, dass ihr Vater im Betreuten Wohnen lebt, sei entscheidend gewesen: „Dort hat man doch mehr Kontakte als zu Hause im Eigenheim“, sagt sie. „Deshalb wollte auch mein Vater die Impfung so früh wie möglich“, berichtet die Heidenheimerin, die als Lehrerin arbeitet. Auch sie selbst will sich sobald wie möglich impfen lassen, schließlich habe auch sie viele Kontakte. „Es geht ja nicht nur um den eigenen Schutz, sondern auch um den von anderen“, sagt sie.
Mein Vater und ich sind sehr glücklich und erleichtert zurück nach Heidenheim gefahren.
Nicole Iskounen,
Tochter von Gustav Welt
Termin online vereinbart
„Bereits am 27. Dezember habe ich über die offizielle Internet-seite 116117.de einen Termin beantragt“, erzählt Nicole Iskounen. „Das war zunächst ganz leicht, in mehreren Schritten wird man bis zu dem Punkt geführt, wo einem dann per E-mail ein Zugangscode geschickt wird,“berichtet sie. Auf diesen musste sie dann allerdings einen Tag lang
warten. „Danach konnte ich die Seite der Terminvergabe aufrufen und einen Termin im Impfzentrum Ulm aussuchen“, so die Lehrerin. Sogar die Wunschuhrzeit war noch frei. „Ich denke, wir hatten viel Glück, denn von den meisten Leuten höre ich nur, dass sie viele Male anrufen und nichts ausrichten können“, so die Heidenheimerin.
Eine technische Hürde
„Für Senioren über 80 stellt der Vorgang insgesamt eine technische Hürde dar, die so mancher allein nicht bewältigen kann, denn immerhin braucht man ein
Smartphone oder Tablet, eine E-mailadresse und muss auch SMS empfangen können“, meint Nicole Iskounen. Den Eindruck bestätigt auch ihr Vater: „Von meinen Bekannten bin ich der Einzige, der schon beim Impfen war“, sagt er. Ohne die Hilfe seiner Tochter hätte er das nicht geschafft. Für Menschen, die keine Angehörigen haben, die sich um die Impfung kümmern, werde es sehr schwierig.
Restlos begeistert war Gustav Welt vom Ablauf der Impfung: „Das war alles bestens organisiert“, so der 85-Jährige. 45 Minuten habe es gedauert, inklusive eines Aufklärungsfilms, nachdem man die Impfung auch hätte abbrechen können. „Schon ab der Ankunft am Parkplatz gibt es freundliche Mitarbeiter, die einen empfangen und von Station zu Station weiterleiten“, berichtet Nicole Iskounen. „Die Aufklärung durch das Erklärvideo und anschließend einen Arzt oder eine Ärztin ist für jedermann verständlich und nimmt etwaige Ängste“, sagt sie. Auch das Personal, das sehr gut geschult und geduldig und freundlich im Umgang mit den älteren Menschen sei, blieb ihr positiv im Gedächtnis. „Mein Vater und ich sind sehr glücklich und erleichtert zurück nach Heidenheim gefahren“, so Nicole Iskounen.
Wieder im Speisesaal essen
Gustav Welt nimmt die Hygieneregeln, die die Pandemie mit sich bringt, sehr ernst. Er weiß auch, dass er die Maske nach der zweiten Impfung weiterhin tragen muss. Seine Kontakte sind durch Corona stark eingeschränkt. „Normalerweise esse ich im Speisesaal der Awo, da trifft man immer jemanden“, berichtet er. Jetzt bekommt er das Essen aufs Zimmer gebracht. „Alleine essen ist nicht so angenehm“, sagt er. Den ersten Schritt, damit sich das bald wieder ändert, hat Gustav Welt nun bereits gemacht.