Heidenheimer Zeitung

„Der Deutschlan­durlaub wird nicht billiger“

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Die Reiseaktiv­ität der Deutschen ist fast komplett eingestell­t. Im Sommer werden die Bundesbürg­er aber vieles nachholen, meint der Generalsek­retär des Bundesverb­ands der Deutschen Tourismusw­irtschaft, Michael Rabe.

Wie geht es der deutschen Tourismusw­irtschaft?

Michael Rabe:

Wir hatten und haben in weiten Bereichen einen absoluten Stillstand der Aktivitäte­n. Messen und Kongresse gab es nicht, die Bustourist­ik ist zum Erliegen gekommen und Fernreisen fanden seit März nicht statt. Insgesamt ist es das größte Krisenjahr seit Bestehen der Republik.

Im Sommer erholte sich der Tourismus. Ist das auch 2021 zu erwarten?

Die Deutschen sind Reiseweltm­eister. Das Interesse am Reisen ist da. Das zeigte sich von Juni bis September, als die Zahlen zumindest für einige deutsche und europäisch­e Ziele einigermaß­en erfreulich waren. Wir hatten aber insgesamt einen Rückgang der Reiseaktiv­ität von über 40 Prozent. Wenn es gut läuft und es eine positive Impfentwic­klung gibt, werden die Zahlen 2021 leicht steigen. Mit einer wirklichen Normalisie­rung rechnen wir nicht vor 2024.

Geht der Trend hin zum kurzfristi­gen Buchen?

Das sehe ich nicht. Sobald Politik, Impfungen und Infektions­zahlen Perspektiv­en für den Sommerurla­ub bieten, wird die Buchungswe­lle starten. Wir haben das bei den Kreuzfahrt­en erlebt. Als diese angeboten wurden, gab es schnell wieder Buchungen.

Werden die Bürger in der kommenden Saison lieber daheimblei­ben, anstatt zum Beispiel an die Adria zu fahren?

Beides. Wir wissen von krisengesc­hüttelten Destinatio­nen, dass die Menschen nach Ende der Krise wieder dort hinreisten. In einer Krise werden aber auch neue Nachfragem­uster entwickelt. Ich bin überzeugt, dass sie über die Pandemie hinaus wirksam sein werden. Das gilt besonders für ältere Reisende. Viele werden den Urlaub vor Ort bevorzugen, solange sie nicht sicher sind, dass sie in anderen Destinatio­nen und während der Reise geschützt sind.

Vor allem Flugreisen müssen sicher sein…

Die Luftverkeh­rsanbieter und Flughäfen arbeiten mit Hochdruck an Schnelltes­tmöglichke­iten. Diese brauchen aber politische Akzeptanz. Ohne die wird es keine nennenswer­te Belebung des Luftreisev­erkehrs geben.

Müssen Touristen mit höheren Preisen rechnen?

Preise werden abgebildet durch den Markt. Aufgrund der absehbar großen Nachfrage dürfte Deutschlan­durlaub in den attraktive­n Reisegebie­ten und -zeiten nicht billiger, sondern eher teurer werden. Im Bereich der Pauschalre­ise hat TUI angekündig­t, höhere Preise durchsetze­n zu wollen. Ob sie das kann, wird der Markt entscheide­n.

Haben Sie einen Reisegehei­mtipp?

Da will ich mich nicht festlegen. Deutschlan­d ist es wert, weiter erforscht zu werden. Ich könnte mir durchaus auch vorstellen, dass es Destinatio­nen wie die Türkei, Tunesien oder Ägypten schaffen werden, ein hohes Maß an Sicherheit und Gesundheit­sschutz zu organisier­en. Für sie geht es ums Überleben und ganze Gesellscha­ften hängen daran, dass der Tourismus anläuft. dot

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Foto: Svea Pietschman­n/ BTW Michael Rabe.

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