Viel Motivation, noch mehr Selbstbewusstsein
Diesmal wollte Friedrich Merz alles richtig machen. Er entwarf einen Plan, formte ein Team, schrieb ein Buch, telefonierte viel und vergaß auch Geburtstage von Parteifreunden nicht. Im zweiten Anlauf endlich an die Spitze der CDU: Dass es so und nicht anders kommen wird, davon ist Merz überzeugt. Wer den Juristen in diesem Winter traf, der traf auf viel Motivation, noch mehr Selbstbewusstsein – und auf die Bereitschaft, hart zu arbeiten, auch an sich selbst. „Sind Sie empathisch?“wird der dreifache Vater und demnächst fünffache Großvater in einer der Kandidatenrunden gefragt. „Ich versuch’s“, so die Antwort.
2018 schon hatte sich Merz um die Nachfolge von Angela Merkel an der Parteispitze beworben und knapp gegen Annegret Kramp-karrenbauer verloren. Damals war er vor allem mit dem Versprechen angetreten, die Ära Merkel zu überwinden. Diesmal klang der Sound ein bisschen anders, zum Beispiel so: „Wir verdanken ihr sehr viel.“Selbst FDP-CHEF Christian Lindner stellte bei der Präsentation ebenjenes Merz-buches fest, die Kanzlerin werde darin zwar „nicht so oft zitiert“, einen „Bruch“habe er aber nicht feststellen können. Und überhaupt: „Der Reformfuror des Friedrich Merz“, so Lindner, sei „einer Orientierung auf staatsmännische Positionen gewichen“.
Ihm geht es vor allem ums Kanzleramt
Das mit dem Staatsmann hat der machtbewusste Liberale natürlich richtig beobachtet: Denn dem früheren Fraktionschef Merz geht es vor allem um das Kanzleramt. Die K-frage allerdings wird am Samstag erstmal nicht entschieden. Der 65-Jährige hätte die Dynamik des Parteitags gerne genutzt, um die Sache klarzumachen. Aber jetzt, nach fast einem Jahr Machtvakuum bei der CDU, muss auch er sich wohl oder übel den Zeitvorstellungen des mächtigen Csu-chefs Markus Söder beugen – und dem passt der Schwebezustand ganz gut in den Kram.
Überhaupt lief es in Sachen Terminplan nicht rund für Merz. Wie ein Sportler vor dem Wettkampf hatte er sich auf die Minute fit gemacht – und die Minute war für den 4. Dezember vorgesehen: Wahlparteitag in Stuttgart. Als der aber wegen der steigenden Corona-zahlen und des sich abzeichnenden Teil-lockdowns der Republik abgesagt wurde, war es um den staatsmännischen Teil des Kandidaten Merz geschehen. Er witterte eine Art Verschwörung und wetterte gegen die „volle Breitseite des Establishments hier in Berlin“. Dieser Ausbruch aber kam auch beim Nicht-establishment der Partei nur mäßig gut an.
Immerhin führte der Clash dazu, dass nun trotz der Pandemie gewählt wird. Und die Zeichen stehen weiter nicht schlecht für Merz, in vielen Umfragen liegt er vorne, auch wenn solche Befragungen nur bedingt aussagekräftig sind. Offen ist, ob Merz auch an Bord bleibt, sollte er verlieren. Mit dieser Frage, ließ er wissen, beschäftige er sich nicht.