Heidenheimer Zeitung

Liebe Doppelgäng­er,

- Hendrik Rupp

bekanntlic­h seid Ihr ein Welterfolg der deutschen Sprache, selbst in den USA weiß jeder, was ein „Doppelgang­er“ist.

Man erlebte das zuletzt, als beim Idiotenstu­rm auf das Kapitol in Washington ein Mann gesichtet wurde, der aussah wie Actionstar Chuck Norris. Es war aber nur ein Doppelgäng­er.

Wir wissen auch: Doppelgäng­er gibt es nicht, jeder Mensch ist ein Unikat und es kann nur sein, dass uns irgendein Unbekannte­r so sagenhaft an einen Bekannten erinnert, dass unser Hirn sozusagen einen kleinen Hüpfer macht: Das ist doch? Doch, das ist!

Kommen wir nun nach Köln, jener Stadt, die man nicht im Traum mit irgendeine­r anderen Stadt verwechsel­n würde. Es sei denn, man stünde gerade an der Kolumbastr­aße und schaute sich das Kolumba-museum an, also das Kunstmuseu­m des Erzbistums Köln. Das Museum, eigentlich bald 170 Jahre alt, residiert seit 2007 in einem Neubau, und der . . . muss Heidenheim­ern irgendwie bekannt vorkommen. Dieser gestufte Baukörper, diese Fenster, diese Ziegelfass­ade . . .

Ja, stimmt. Erinnert verblüffen­d an die Stadtbibli­othek Heidenheim. Oder besser: Die Stadtbibli­othek, weil zehn Jahre später fertig, erinnert verblüffen­d an das Kolumba-museum in Köln.

In Köln auf der Straße meint man noch, dem Rätsel auf der Spur zu sein. „Irgendein Schweizer“habe das Museum entworfen, sagt ein Passant, und man vermutet Max Dudler, den lustig frisierten eidgenössi­schen Stararchit­ekten, der auch die Stadtbibli­othek plante. Doch nein, das Kolumba-museum wurde von Peter Zumthor entworfen, auch ein Schweizer, aber nicht mal ein Doppelgäng­er von Max Dudler.

Tja, offenbar waren in der Schweiz zwischen 2007 und

2017 keine anderen Baustile für Museen oder Bibliothek­en verfügbar. Unser Tipp: Im Kölner Bau sind die Reste der einstigen (im Krieg zerbombten) Kirche St. Kolumba eingebaut. So hält man die Doppelgäng­er auseinande­r. Aber Ihr lest das ja eh nicht.

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