Teils Notbremse, teils Lockerungen
Insgesamt steigen die Infektionszahlen wieder an. Die Regelungen in Heidenheims Nachbarkreisen sind trotzdem unterschiedlich. Was sich diese Woche sonst noch getan hat.
In Sachen Corona-entwicklungen geht der Blick wieder in die benachbarten Landkreise.
Kaum geöffnet, schon wieder geschlossen? Im Ostalbkreis machten sich die Aalener Einzelhändler am gestrigen Freitag große Sorgen um ihre wiedergewonnene Freiheit. Denn: Liegt der Inzidenzwert an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, müssen die erst seit Montag geöffneten Geschäfte laut Corona-verordnung wieder schließen. Am Mittwoch und Donnerstag hatte man die Grenze mit Werten von 51 bzw. 55 (Vorwoche: 36) bereits überschritten – entscheidend war also der gestrige Freitag.
Gedanken wegen Inzidenz
Zu Redaktionsschluss war dieser Wert noch nicht verfügbar. Im Landratsamt machte man sich dennoch bereits Gedanken über die Folgen einer Inzidenzüberschreitung. Per Verfügung, so schreibt die „Schwäbische Post“, würde die erneute Schließung des Einzelhandels festgelegt. Dann wäre wieder „Click and Meet“das Gebot der Stunde, also Einkaufen nach Terminvereinbarung. Keine Frage, dass sich die Händler bei derlei Aussichten alles andere als begeistert zeigen. Gleiches übrigens würde auch für die Museen, etwa das Limesmuseum oder das Besucherbergwerk Tiefer Stollen, gelten. Sie haben ebenfalls seit dieser Woche wieder geöffnet.
Im Alb-donau-kreis und Ulm, wo die Inzidenz am Freitag bei 103 (74), bzw. 49 (65) lag, ist man mit den Sorgen quasi schon einen Schritt weiter. Nachdem der Inzidenzwert im Alb-donau-kreis am Donnerstag erstmals wieder über 100 gestiegen ist, droht nun die Notbremse. Bedeutet: Das Landratsamt entscheidet am Montag, ob die Lockerungen wieder zurückgenommen werden müssen. Nicht betroffen wären laut Landratsamt Buchhandlungen, Blumengeschäfte sowie Bauund
Gartenmärkte. Der Landkreis und der Stadtkreis Ulm werden bei all dem getrennt voneinander betrachtet.
Zahlen steigen an
Im Kreis Göppingen steigen die Corona-zahlen weiter an: Stand Freitag liegt die Inzidenz bei 90. Auch einige Schulen und Kindertageseinrichtungen seien von Infektionen betroffen, meldet das Landratsamt. Aus diesem Grund gelten im Kreis Göppingen seit Mitte dieser Woche für den Einzelhandel wieder verschärfte Regeln. Anfang der Woche hatte man den Inzidenzwert, der bereits damals an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 50 gelegen hatte, noch anders bewertet: Weil es sich nicht um ein diffuses Ausbruchsgeschehen handle, so die Begründung des Landratsamts, lasse man die Öffnung der Geschäfte dennoch zu.
Inzwischen sieht es anders aus. Die Infektionsketten hätten nicht vollständig unterbrochen werden können, heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Zudem hätten auch Meldungen über Infektionen mit mutierten Coronaviren zugenommen. Einzelne Fälle ließen sich nicht mehr einer bestimmten Kette zuordnen. Im Einzelhandel muss man nun also mit Einkaufen nach Terminvereinbarung vorlieb nehmen. „Leider ist dieser Schritt nötig, um dem Virus Einhalt zu gebieten“, so Landrat Edgar Wolff.
Im Landkreis Dillingen ist es ähnlich wie im Kreis Heidenheim: „2020 gab es so wenig Straftaten wie lange nicht“, schreibt die „Donau Zeitung“in Bezug auf den jetzt vorliegenden Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums Schwaben Nord. Insgesamt wurden im Vergleich zu 2019 knapp 350 Straftaten weniger registriert. Überbewerten dürfe man die Statistik jedoch nicht, wird der Leiter der Polizeiinspektion Dillingen Ralf Bührle zitiert. Denn: Die Corona-pandemie spielt etwa bei Delikten wie Ladendiebstahl oder Einbruch eine Rolle. Bei Sexualstraftaten und Gewaltkriminalität gab es hingegen einen Zuwachs.
Ebenfalls zugenommen hat im vergangenen Jahr der Wasserverbrauch. Die Bayerische Rieswasserversorgung spricht in der „Donau Zeitung“von rund fünf Prozent und liefert die Gründe gleich mit: mehr Homeoffice, mehr Urlaub zu Hause und damit zum Beispiel auch mehr Pool-befüllungen. Der Inzidenzwert liegt in Dillingen momentan bei 44 (22).
Verhandlung am Amtsgericht
Im Kreis Donau-ries sorgte diese Woche eine Verhandlung am Nördlinger Amtsgericht für Aufsehen. Dort gilt auch während der Verhandlung Maskenpflicht. Dennoch beharrte der Anwalt eines wegen räuberischen Diebstahls angeklagten Mannes darauf, dass alle Verfahrensbeteiligten ihre Mund-nasen-bedeckung abnehmen sollten. Selbst weigerte er sich, eine Maske zu tragen und verwies auf ein Gesichtsverhüllungsverbot während Gerichtsverhandlungen. Nach langwierigem Schlagabtausch mit der Richterin wurde der Prozess schließlich vertagt.
Der Inzidenzwert liegt im Donau-ries aktuell bei 40 (18). Ab Montag gelten daher wieder strengere Regeln. Wie das Landratsamt mitteilt, ist Präsenzunterricht an weiterführenden Schulen nächste Woche aber wieder möglich. Erst wenn der Inzidenzwert von 50 dauerhaft überschritten wird, muss nachjustiert werden. Landrat Stefan Rößle mahnt die Bevölkerung zur Vorsicht.
Anders im Kreis Günzburg: Dort wurden die Beschränkungen am Freitag gelockert, weil die Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen unter 35 gelegen hatte, Stand Freitag bei 31 (49). Damit darf in allen 27 Grundschulen des Landkreises ab Montag wieder Präsenzunterricht stattfinden. Profitieren sollen davon knapp 4300 Kinder. Wie die „Günzburger Zeitung“berichtet, macht das Hoffnung auf mehr: Bleibt der Inzidenzwert weiterhin unter 35, könnte es ab dem 22. März auch Lockerungen für Gastronomie, Kultur und Sport geben.