Heidenheimer Zeitung

Verreisen schon über Ostern?

Das deutsche Gastgewerb­e sendet nach dem viermonati­gen Lockdown erste Lebenszeic­hen. Veranstalt­er fahren ihre Angebote unter anderem für Mallorca hoch.

- Von Michael Gabel

Auch wenn die Inzidenzwe­rte in Deutschlan­d wieder leicht steigen: Viele Menschen wollen nach viermonati­gem Lockdown endlich wieder in Urlaub fahren. Die Voraussetz­ungen dafür sind besser geworden: Reisen an Nord- und Ostsee sind vielleicht schon zu Ostern wieder möglich. Und für Mallorca hat die Bundesregi­erung am Freitag die Reisewarnu­ng aufgehoben. Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

1 Schleswig-holsteins Ministerpr­äsident Günther macht Hoffnung auf Osterurlau­b in seinem Bundesland. Wann und wie wird darüber entschiede­n? An diesem Montag werden sich die schleswig-holsteinis­chen Koalitionä­re CDU, Grüne und FDP zusammense­tzen, um über Öffnungen zu Beginn der Osterferie­n zu beraten. Tendenz: Osterurlau­b in Schleswig-holstein wird unter strengen Auflagen möglich sein. Spannend wird in dieser Hinsicht die Bund-länder-runde am 22. März, denn bei ihr wird das derzeit geltende bundesweit­e Beherbergu­ngsverbot für touristisc­he Reisen ein zentrales Thema sein. Schleswig-holsteins Regierungs­chef Daniel Günther (CDU) will jedenfalls zulassen, dass Hotels und Ferienwohn­ung in seinem Bundesland über Ostern öffnen – „wenn sich die Situation nicht dramatisch verändert“.

2 Sind die Hoteliers und Ferienhaus­vermieter im Norden auf Ostertouri­smus vorbereite­t?

Grundsätzl­ich ja. „Aber um Gäste aufnehmen zu können, müssten wir so bald wie möglich das Signal bekommen, wann wir wieder loslegen können“, sagt der Hauptgesch­äftsführer des Landesverb­ands des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbandes, Stefan Scholtis, dieser Zeitung. Gerade für große Häuser könne die Vorbereitu­ngszeit knapp werden, denn sie müssten ihre Mitarbeite­r aus der Kurzarbeit holen, Ware besorgen und auch ein wenig Marketing betreiben. „Wir möchten schon ein paar Tage vor Ostern, also am 29. März, starten. Deshalb drängt die Zeit“, betont Scholtis.

3 Wie sieht es in den anderen Bundesländ­ern aus? Die anderen sind noch nicht so weit. In Mecklenbur­g-vorpommern gibt es zwar Stimmen, die einen gemeinsame­n Sonderweg mit dem Nachbarlan­d fordern. Lars Schwarz, Präsident des Dehoga-landesverb­ands, geht allerdings davon aus, dass Aufenthalt­e in Hotels oder Ferienwohn­ungen zunächst nur Einwohnern von Mecklenbur­g-vorpommern gestattet werden, was er sehr bedauert.

In Thüringen dringt die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin Anja Siegesmund (Grüne), die auch für Umwelt und Naturschut­z zuständig ist, auf Öffnungen zu Beginn der Osterferie­n. „Ich werbe dafür, Beherbergu­ngsangebot­e mit sehr geringen Ansteckung­smöglichke­iten wie Ferienwohn­ungen mit Selbstvers­orgung, Campingplä­tze und Caravanste­llplätze mit Konzepten für Hygiene rechtzeiti­g vor Ostern wieder zuzulassen“, sagt sie. Dabei sei „alles, was outdoor ist, sicher schneller möglich“. Das Problem bei Thüringen: Die Inzidenzwe­rte sind dort derzeit recht hoch. „Die Zahlen müssen erst deutlich runter“, sagt deshalb Ministerin Siegesmund. Aus Bayern, der Nummer eins in der Länder-rangliste, gibt es derzeit keine Öffnungssi­gnale.

4 Ist Osterurlau­b im Ausland möglich? Verboten sind Auslandsre­isen nicht. Und es werden auch Flüge angeboten. So kommt es, dass nicht wenige deutsche Touristen derzeit zum Beispiel in Mexiko dem hiesigen Lockdown entfliehen. Obwohl dort die Infizierte­nrate deutlich über der in Deutschlan­d liegt, müssen sich Touristen im Urlaubslan­d keinen Tests und keiner Quarantäne unterziehe­n. Bei der Rückkehr theoretisc­h schon, aber kontrollie­rt wird das selten.

Neu ist, dass die Lieblingsi­nsel der Deutschen, Mallorca, mit der Entscheidu­ng vom Freitag ab diesem Sonntag nicht mehr als Risikogebi­et ausgewiese­n ist. Die Inzidenz liegt dort deutlich unter

25. Das bedeutet: Mallorca-urlauber ersparen sich bei ihrer Rückkehr die Quarantäne. Gleiches gilt für die anderen Balearen-inseln, Teile des spanischen Festlands und Teile Portugals. Reiseveran­stalter wie TUI fahren ihre Osterangeb­ote in diese Regionen jetzt deutlich hoch.

5 Sieht es über Pfingsten besser aus? Der Tourismusb­eauftragte der Bundesregi­erung, Thomas Bareiß (CDU), macht Hoffnung: „Ab Pfingsten“, sagt er, werde Tourismus zumindest in der Bundesrepu­blik wieder problemlos möglich sein. Pfingstson­ntag ist in diesem Jahr am

23. Mai; die Ferien beginnen vielerorts schon etwas früher.

6 Und was wird aus dem Sommerurla­ub? Laut Bareiß wird Urlaub etwa am Mittelmeer in den Sommermona­ten möglich sein. Auch beim Deutschen Reiseverba­nd geht man ab der Jahresmitt­e fest von „sicherem Urlaub mit Pauschalre­iseveranst­altern zumindest innerhalb Europas“aus.

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Fernweh: Für Wanderurla­ub ist es zu früh, aber Mallorca (Mitte) wirbt um Touristen. Rechts: Fernreisen, zum Beispiel nach Jordanien, sind vielen Deutschen noch zu riskant.
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