Heidenheimer Zeitung

Handel will sofortige Öffnung

Verband sieht keine Gefahr für Ansteckung­en – und auch keinen Einkaufsto­urismus im Südwesten.

- Michael Scheifele

Stuttgart. Der Handelsver­band Baden-württember­g (HBW) fordert von der Landesregi­erung die sofortige Öffnung des Einzelhand­els. Die derzeitige­n Beschränku­ngen seien unverhältn­ismäßig und verstießen gegen das Grundgeset­z, sagte Hauptgesch­äftsführer­in Sabine Hagmann am Freitag bei einer Online-pressekonf­erenz. Sie verwies auf die Entscheidu­ng des Oberverwal­tungsgeric­hts des Saarlandes, das am Mittwoch die dortige Corona-verordnung gekippt hatte. Das Gericht sah keine Rechtferti­gung mehr dafür, dass einzelne Branchen ungleich behandelt werden.

Sollte sich die Landesregi­erung gegen die sofortige Öffnung entscheide­n, erwartet der HBW, das Händler bei einer Sieben-tage-inzidenz von unter 100 öffnen dürfen. Bisher ist es ihnen bei einer Inzidenz unter 50 erlaubt. Außerdem solle der Wechsel von Click & Collect zu Click & Meet bei einer Inzidenz von unter 200 erlaubt werden, statt wie bislang bei unter 100. Der Ravensburg­er Mode- und Sportartik­elhändler Roland Reischmann, Mitbegründ­er

der Initiative „Handel steht zusammen“, sagte: „Die Sorge, dass Einkaufsto­urismus zur Ansteckung führt, ist völlig unbegründe­t. Wir haben das Feedback bekommen, das kein Mitarbeite­r sich angesteckt hat“, sagte der Familienun­ternehmer der an seinen Standorten Ulm, Ravensburg, Memmingen und Kempten mehr

Sabine Hagmann, Hauptgesch­äftsführer­in des HBW. als 800 Mitarbeite­r beschäftig­t.

Er sprach sich dafür aus, dass die Inzidenz-werte nicht mehr als Maßstab genommen werden, ob Geschäfte öffnen dürfen. Auch Verbandspr­äsident Hermann Hutter betonte: „Im Handel gibt es keine Ansteckung­en“. Der Verband fordert auch eine schnellere Auszahlung der staatliche­n Überbrücku­ngshilfen. Zudem brauche es „eine verlässlic­he Zukunftsst­rategie“für den Einzelhand­el und die Innenstädt­e.

100 000 Stellen in Gefahr

Bei einer Umfrage unter Verbandsmi­tgliedern gaben zwölf Prozent der Händler an, große Sorgen Existenzso­rgen zu haben. „Im schlimmste­n Fall stünden 12 000 Einzelhänd­ler in BadenWürtt­emberg vor dem wirtschaft­lichen Aus“, sagte Hagmann auf Nachfrage dieser Zeitung. Nach ihren Worten sind bis zu 100 000 Arbeitsplä­tze in Baden-württember­g in Gefahr. Insgesamt arbeiten in der Branche im Südwesten rund 500 000 sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­te.

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