Mit großen Schritten zum Basketball-profi
Der 18-jährige Leon Nahar will in den USA seinem Ziel, Profi zu werden, einen großen Schritt näherkommen. Die erste Saison des Heidenheimers an einer Schule in Asheville ist zu Ende. Jetzt steht noch mehr Krafttraining auf dem Plan.
Der 18-jährige Leon Nahar will sich in den USA etablieren, seine erste Saison in Asheville ist zu Ende. Wie läuft es für den Heidenheimer?
Da bleibt einem fast die Spucke weg: Ein Dreier nach dem anderen landet im Korb und obendrein stopft Leon Nahar das Leder mit Leichtigkeit von oben in den 3,05 Meter hohen Ring.
In Video-zusammenschnitten werden zwar immer nur die Schokoladenseiten gezeigt. Aber in Bezug auf den Sportler, der in den vergangenen Jahren für den Heidenheimer Sportbund auflief, lässt sich schnell erkennen: Der Junge hat sich schon in seinen ersten Monaten in den Vereinigten Staaten enorm weiterentwickelt.
Profi werden: Dieses Ziel hatte Nahar, zuletzt Schüler am Heidenheimer Max-planck-gymnasium, schon lange im Blick. Von klein auf gehörte das Spiel unter den Körben zum Familienalltag. Vater Mike, heute Haupttrainer der Hsb-basketballabteilung, verdiente selbst 14 Jahre lang sein Geld als Profi, lief in den Topligen Europas auf, war niederländischer Nationalspieler und wurde mit Bamberg deutscher Meister. Kein Wunder, dass das erste Wort, das Leon aussprechen konnte „Ball“war.
Auf den Spuren des Vaters
Dass er den gleichen Weg einschlagen würde wie sein Vater, war keine Überraschung, denn er bringt alles mit, was man fürs erfolgreiche Basketballspielen braucht: großes Talent, gute Ballbeherrschung, Spielverständnis, Treffsicherheit aus der Distanz und natürlich Größe. 2,06 Meter misst Nahar, der in der vergangenen Saison mit Doppel-lizenz für den HSB, aber auch in der Nachwuchsbundesliga für Ulm auflief, mittlerweile. Im Sommer 2019 wurde er zu einem Auswahltraining der niederländischen Nachwuchs-nationalmannschaft eingeladen. Eben dort erfuhr er von einem Mitspieler, dass er in Asheville im Us-staat North Carolina, also im Südwesten des Landes, auf einer Privatschule Basketball spielt.
„Unsere Väter haben sich zunächst ausgetauscht und dann Nick Whithmore kontaktiert. Er ist Trainer der Asheville School“, sagt Leon Nahar. Whithmore signalisierte Interesse, erst recht nach dem Studium eines Videos mit Szenen von Leon.
Also ab in den Flieger? So einfach war das nicht. Geklärt werden musste unter anderem die Finanzierung des Auslandsaufenthalts. Bis zu 70 000 Dollar, also etwa 60 000 Euro, kostet das Jahr an der Asheville School. Im März des vergangenen Jahres kam die Zusage der Schule für ein Stipendium, durch das ein Teil der Kosten gedeckt wird.
Warten auf das Visum
Gewartet werden musste zudem, auf dem Höhepunkt der Coronapandemie in den USA, ob Nahar ein Visum bekommen würde. Auch das klappte und so stieg Leon zusammen mit seinem Vater, der ihn ein paar Tage begleiten konnte, am 20. August in den Flieger.
Anlaufschwierigkeiten hatte der damals 17-Jährige überhaupt nicht. Die Noten in der Schule stimmten und auch im neuen Team fand er sich sehr gut zurecht. „Ich habe schnell den Rhythmus hier verinnerlicht. Ich stehe um Viertel vor sieben auf, gehe vor dem Frühstück in die Halle. Um 8.30 startet die Schule, am Nachmittag wird trainiert.
Um 17.30 gibt’s Abendessen, danach wird zwei Stunden gelernt. Um halb elf müssen wir das Licht ausmachen“, sagt Leon Nahar über den Tagesablauf an der Schule.
Die Bedingungen für den Sport sind optimal: Die Halle ist immer offen, die Trainer immer gesprächsbereit, die Ausstattung sehr gut. Beispielsweise gibt es eine Passmaschine, die es ermöglicht, in gut zehn Minuten 200 Würfe zu absolvieren.
Vom ersten Tag an in Asheville wurde mit Maske trainiert, nach dem dritten Spieltag war sie auch in den Spielen Pflicht, nachdem die ganze Liga zwei Wochen in Quarantäne musste. Das sei am Anfang zwar ungewohnt gewesen, gehöre aber einfach dazu.
Arbeiten an der Robustheit
„Das Niveau bei den Spielen ist zum Teil nicht ganz so gut wie in der Jugend-bundesliga. Aber dafür ist alles viel physischer. Genau
das, was ich brauche“, so der 18-Jährige, der zwar mit vielen basketballerischen Fähigkeiten aufwarten kann, dem es aber durch seine Größe und sein vergleichsweise niedriges Gewicht an Robustheit gefehlt hat.
Die Saison ist für die „Blues“aus Asheville nach dem Ausscheiden aus den Play-offs zu Ende. Jetzt steht für Leon, der ein weiteres Jahr an der Schule vor sich hat, vermehrt der Kraftraum auf dem Programm, um noch stärker zu werden.
Stipendium an der Uni?
„Meine Hoffnung ist es, danach ein Stipendium an einer Universität zu bekommen, um meinen Weg fortsetzen zu können“, sagt der Basketballer. Die Chancen stehen nicht schlecht: Mit Scouts von 15 Universitäten hatte er schon Kontakt. Seine Gabe, sowohl das Spiel zu lenken als auch unter dem Korb einsetzbar zu sein, macht Nahar offenbar interessant. Die Beobachter kommen beispielsweise von Unis aus New York, Boston und Kalifornien.
Wenn alles nach Plan läuft, wird er die nächsten Jahre nur zu Besuch nach Hause kommen, um Familie und Freunde zu sehen. Den Großteil der Zeit wird er in den USA verbringen.
„Das ist eine ganz andere Welt. Manche Vorurteile, die man als Europäer über die USA hat, bewahrheiten sich schon. Etwa in Bezug auf übergewichtige Menschen“, sagt Nahar. Schön findet er, dass Sport eine große Rolle bei den Amerikanern spielt. „Alle schauen zu“, sagt der Basketballer, der einen weiteren Vorteil seiner Wahlheimat benennt: „Das Fastfood ist hier viel besser.“
Das Fastfood ist hier viel besser.
Leon Nahar