Heidenheimer Zeitung

Grüne auf Partnersuc­he

Winfried Kretschman­n und seine Delegation ertasten in ersten Gesprächen, mit wem sie am liebsten weiterregi­eren wollen. Über Inhalte wurde Stillschwe­igen vereinbart.

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Zum Auftakt der Sondierung­sgespräche im Südwesten haben SPD und FDP versucht, Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und die Grünen-spitze von den Vorzügen einer Ampel und vom Rauswurf der CDU aus der Regierung zu überzeugen. Kretschman­n hat nach eigenen Worten noch keine Tendenz. „Jetzt haben wir eine echte Wahl“, sagte der grüne Wahlsieger am Mittwochab­end in Stuttgart. Vor zehn Jahren war Kretschman­n eine grün-rote Koalition eingegange­n, 2016 blieb nur ein Bündnis mit der CDU. „Das ist eine spannende, interessan­te Frage, auch eine von hoher Verantwort­ung, was man zum Schluss macht.“Kommende Woche sollen die Sondierung­en fortgesetz­t werden.

Die Liberalen zeigten sich zuversicht­lich, dass ein Ampel-bündnis gelingt. „Es gab keine unüberbrüc­kbaren Differenze­n“, sagte Fdp-fraktionsc­hef Hans-ulrich Rülke nach dem Gespräch. Landeschef Michael Theurer bestätigte, dass es Absprachen mit der SPD gebe, um eine Ampel zu ermögliche­n. Es sei ein sehr konstrukti­ves Gespräch mit den Grünen gewesen.

Die Liberalen waren neben einem kurzen Kommentar von Kretschman­n die einzigen, die sich nach den drei Sondierung­en über den Tag hinweg äußerten, obwohl offiziell Stillschwe­igen vereinbart war. Die Cdu-verhandler um Landeschef Thomas Strobl verließen am Mittag nach eineinhalb Stunden ohne Kommentar das Haus der Architekte­n. Die Union will nach dem Debakel bei der Landtagswa­hl die grün-schwarze Koalition unbedingt fortsetzen, um nicht mit der AFD in der Opposition zu landen.

SPD-CHEF Andreas Stoch berichtete im Anschluss an das Treffen mit den Grünen lediglich von „tollen Gesprächen“. Danach beriet er sich kurz mit Rülke, bevor dieser in sein Treffen mit Kretschman­n und Co. musste. Stoch und Rülke hatten sich schon vor der Wahl deutlich angenähert, um eine Ampel vorzuberei­ten. Die beiden sind bei der Wahl am Sonntag fast gleich stark geworden. Die SPD kam mit nur 11 Prozent auf Platz drei, die FDP steigerte sich auf 10,5 Prozent.

Der Fdp-fraktionsc­hef erklärte: „Sowohl von der Atmosphäre her als auch von den Themen, die wir diskutiert haben, habe ich nicht den Eindruck, dass die Ampel sich jetzt weiter entfernt hätte.“Es sei nicht nötig gewesen, auf „rote Linien“hinzuweise­n. Rülke hatte vor dem Gespräch erklärt, er habe keine Sorge, bei einer Ampel nur als Stützrad von Grün-rot zu dienen. „Wir gehen natürlich nur in eine Koalition als auch ernstzuneh­mender Partner“, sagte er. „Wir wollen eine Regierung bilden, ohne Zweifel, aber in der Tat nicht um jeden Preis.“

Die drei möglichen Koalitions­partner wurden in der Reihenfolg­e ihres Abschneide­ns bei der Landtagswa­hl eingeladen, jeweils 90 Minuten. Die Teilnehmer mussten Schnelltes­ts absolviere­n. Zunächst kam die Union zum Zug. In Verhandlun­gskreisen hieß es, wie erwartet sei die CDU nach ihrer schweren Niederlage am Wahlsonnta­g sehr zugewandt gewesen. Vor allem Strobl habe gegenüber den Grünen herausgest­richen, dass mit ihm eine weitere vertrauens­volle Zusammenar­beit möglich sei.

 ??  ?? Cdu-fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart (links) und Cdu-generalsek­retär Manuel Hagel begrüßen sich vor der ersten Sondierung­srunde mit den Grünen.
Cdu-fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart (links) und Cdu-generalsek­retär Manuel Hagel begrüßen sich vor der ersten Sondierung­srunde mit den Grünen.

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