(K)ein Ort zum Spielen?
Auf dem Bolheimer Kinderfestplatz wird ein Waldwagen für eine Naturgruppe aufgestellt. Eine Anwohnerin sieht zum einen die Sicherheit der Kinder und darüber hinaus auch die Zukunft des Kinderfestes gefährdet.
Heike Sass sei aus allen Wolken gefallen, als sie aus dieser Zeitung erfahren habe, dass auf dem Bolheimer Kinderfestplatz – und damit in ihrer direkten Nachbarschaft – ein Waldwagen für eine Naturkindergartengruppe errichtet wird. Dies hatte der Gemeinderat wenige Tage zuvor einstimmig beschlossen, um im Ortsteil benötigte Betreuungsplätze zu schaffen. Das war vor drei Wochen. Seitdem macht Sass ihren Unmut über das Bauprojekt bei der Stadtverwaltung und Stadträten kund, sammelt Unterschriften in der Anwohnerschaft und hat sich an die HZ gewandt. Warum macht sie so viel Aufhebens darum?
Sass betont, dass sie nichts gegen den Waldwagen an sich habe, sondern gegen dessen Lage. Ihrer Meinung nach ist der Ort für eine Naturgruppe, die sich einen Großteil der Zeit draußen und im Wald aufhalten soll, zu gefährlich, da das oberhalb befindliche Waldstück an einen alten Steinbruch angrenzt. Die Anwohnerin schätzt, dass es dort bis zu 30 Meter in die Tiefe geht. „Als Absicherung dient nur ein altes Stahlseil, das teilweise aber schon gar nicht mehr vorhanden ist“, sagt Heike Sass.
Anwohner nicht informiert
Darüber hinaus befürchtet sie, dass der Kinderfestplatz ab Herbst, wenn der Waldwagen stehen soll, als Veranstaltungsort und Bolzplatz wegfallen wird. „Den Bolheimern wird ihr Kinderfest
und einer der schönsten Plätze im Ort genommen.“Außerdem kritisiert Sass das Vorgehen der Stadtverwaltung. Zum einen seien die Anwohner über das Vorhaben vor der Abstimmung im Gemeinderat nicht informiert worden, zum anderen hätten vorbereitende Baumaßnahmen bereits begonnen, „ohne die Genehmigung abzuwarten“. Die Bolheimerin bezweifelt, dass die Beteiligten sich mit alternativen Standorten auseinandergesetzt haben.
Auf Anfrage hat Bürgermeister Daniel Vogt zu den Bedenken und Vorwürfen Stellung bezogen. Was das Kinderfest anbelangt, könne er gleich beruhigen: „Niemand nimmt irgendjemandem etwas weg. Das Kinderfest wird weiterhin auf dem Kinderfestplatz stattfinden und es wird dort weiterhin Fußball gespielt werden können“, sagt Daniel Vogt. Das gesamte Areal – östlich und westlich der Straße – sei zirka 5000 Quadratmeter groß. Der geplante Waldwagen wird inklusive Terrasse eine Fläche von rund 55 Quadratmetern einnehmen. „Damit reden wir von gut einem Prozent der Fläche, das beansprucht wird, um Raum für die Kleinen zu bieten.“Der Wagen wird zudem möglichst am Rand des Kinderfestplatzes installiert, um diesen auch künftig vielfältig nutzen zu können, so der Bürgermeister. Er sieht sogar die Möglichkeit einer Bereicherung des Kinderfestes durch den Wagen.
Kinder unter fachlicher Aufsicht
Auch in puncto Sicherheit könne Vogt schnell Ängste nehmen. „Ungeachtet dessen, dass ein einfacher, mittlerweile in die Jahre gekommener Zaun ertüchtigt und verbessert wird, handelt es sich bei dem genannten Bereich (Steinbruch) nicht um einen Aufenthaltsbereich für die Kinder des Kindergartens.“Die Erzieherinnen werden in Abstimmung mit dem Forst im mehr als 70 Hektar großen Wald einen angemessenen Aufenthaltsbereich finden, der nicht in der Nähe des Steinbruchs sein wird, teilt Vogt mit. Ein weiterer Zaun, der am Wagen entlang der Straße errichtet wird, soll für Verkehrssicherheit sorgen. Bei der Diskussion dürfe man nicht außer Acht lassen, dass die Kinder stets unter fachlicher Aufsicht betreut werden, so das Stadtoberhaupt.
Vogt versichert, dass die Stadt und alle Beteiligten weitere Standorte für den Waldwagen in Betracht gezogen haben. Dabei hätten viele Faktoren eine Rolle gespielt, wie die Erschließung, die Erreichbarkeit für Eltern und Kinder sowie eine kurze Entfernung zu einer bestehenden Kindertageseinrichtung, der die Naturgruppe zugeordnet werden kann. „Ein wesentlicher Punkt ist jedoch das Umfeld, wonach neben den Eigentumsverhältnissen und Schutzgebieten auch die Nähe zu städtischem Wald als Erlebnisraum für die Kinder wichtig sein wird.“
Es wurde mit Erkundung und Vorverlegung von Leitungen begonnen. Für diese Tätigkeiten sei jedoch keine Baugenehmigung erforderlich, so Vogt. Dieser Umstand und auch die Tatsache, dass die Anwohner bei der Nachbarschaftsanhörung im Rahmen des Bauantrages beteiligt werden, sei bereits gegenüber Heike Sass kommuniziert worden. „Ich bin davon überzeugt, dass wir hier nach Abwägung der Optionen eine sehr gute Lösung gefunden haben.“