Heidenheimer Zeitung

(K)ein Ort zum Spielen?

Auf dem Bolheimer Kinderfest­platz wird ein Waldwagen für eine Naturgrupp­e aufgestell­t. Eine Anwohnerin sieht zum einen die Sicherheit der Kinder und darüber hinaus auch die Zukunft des Kinderfest­es gefährdet.

- Von Melanie Schiele

Heike Sass sei aus allen Wolken gefallen, als sie aus dieser Zeitung erfahren habe, dass auf dem Bolheimer Kinderfest­platz – und damit in ihrer direkten Nachbarsch­aft – ein Waldwagen für eine Naturkinde­rgartengru­ppe errichtet wird. Dies hatte der Gemeindera­t wenige Tage zuvor einstimmig beschlosse­n, um im Ortsteil benötigte Betreuungs­plätze zu schaffen. Das war vor drei Wochen. Seitdem macht Sass ihren Unmut über das Bauprojekt bei der Stadtverwa­ltung und Stadträten kund, sammelt Unterschri­ften in der Anwohnersc­haft und hat sich an die HZ gewandt. Warum macht sie so viel Aufhebens darum?

Sass betont, dass sie nichts gegen den Waldwagen an sich habe, sondern gegen dessen Lage. Ihrer Meinung nach ist der Ort für eine Naturgrupp­e, die sich einen Großteil der Zeit draußen und im Wald aufhalten soll, zu gefährlich, da das oberhalb befindlich­e Waldstück an einen alten Steinbruch angrenzt. Die Anwohnerin schätzt, dass es dort bis zu 30 Meter in die Tiefe geht. „Als Absicherun­g dient nur ein altes Stahlseil, das teilweise aber schon gar nicht mehr vorhanden ist“, sagt Heike Sass.

Anwohner nicht informiert

Darüber hinaus befürchtet sie, dass der Kinderfest­platz ab Herbst, wenn der Waldwagen stehen soll, als Veranstalt­ungsort und Bolzplatz wegfallen wird. „Den Bolheimern wird ihr Kinderfest

und einer der schönsten Plätze im Ort genommen.“Außerdem kritisiert Sass das Vorgehen der Stadtverwa­ltung. Zum einen seien die Anwohner über das Vorhaben vor der Abstimmung im Gemeindera­t nicht informiert worden, zum anderen hätten vorbereite­nde Baumaßnahm­en bereits begonnen, „ohne die Genehmigun­g abzuwarten“. Die Bolheimeri­n bezweifelt, dass die Beteiligte­n sich mit alternativ­en Standorten auseinande­rgesetzt haben.

Auf Anfrage hat Bürgermeis­ter Daniel Vogt zu den Bedenken und Vorwürfen Stellung bezogen. Was das Kinderfest anbelangt, könne er gleich beruhigen: „Niemand nimmt irgendjema­ndem etwas weg. Das Kinderfest wird weiterhin auf dem Kinderfest­platz stattfinde­n und es wird dort weiterhin Fußball gespielt werden können“, sagt Daniel Vogt. Das gesamte Areal – östlich und westlich der Straße – sei zirka 5000 Quadratmet­er groß. Der geplante Waldwagen wird inklusive Terrasse eine Fläche von rund 55 Quadratmet­ern einnehmen. „Damit reden wir von gut einem Prozent der Fläche, das beanspruch­t wird, um Raum für die Kleinen zu bieten.“Der Wagen wird zudem möglichst am Rand des Kinderfest­platzes installier­t, um diesen auch künftig vielfältig nutzen zu können, so der Bürgermeis­ter. Er sieht sogar die Möglichkei­t einer Bereicheru­ng des Kinderfest­es durch den Wagen.

Kinder unter fachlicher Aufsicht

Auch in puncto Sicherheit könne Vogt schnell Ängste nehmen. „Ungeachtet dessen, dass ein einfacher, mittlerwei­le in die Jahre gekommener Zaun ertüchtigt und verbessert wird, handelt es sich bei dem genannten Bereich (Steinbruch) nicht um einen Aufenthalt­sbereich für die Kinder des Kindergart­ens.“Die Erzieherin­nen werden in Abstimmung mit dem Forst im mehr als 70 Hektar großen Wald einen angemessen­en Aufenthalt­sbereich finden, der nicht in der Nähe des Steinbruch­s sein wird, teilt Vogt mit. Ein weiterer Zaun, der am Wagen entlang der Straße errichtet wird, soll für Verkehrssi­cherheit sorgen. Bei der Diskussion dürfe man nicht außer Acht lassen, dass die Kinder stets unter fachlicher Aufsicht betreut werden, so das Stadtoberh­aupt.

Vogt versichert, dass die Stadt und alle Beteiligte­n weitere Standorte für den Waldwagen in Betracht gezogen haben. Dabei hätten viele Faktoren eine Rolle gespielt, wie die Erschließu­ng, die Erreichbar­keit für Eltern und Kinder sowie eine kurze Entfernung zu einer bestehende­n Kindertage­seinrichtu­ng, der die Naturgrupp­e zugeordnet werden kann. „Ein wesentlich­er Punkt ist jedoch das Umfeld, wonach neben den Eigentumsv­erhältniss­en und Schutzgebi­eten auch die Nähe zu städtische­m Wald als Erlebnisra­um für die Kinder wichtig sein wird.“

Es wurde mit Erkundung und Vorverlegu­ng von Leitungen begonnen. Für diese Tätigkeite­n sei jedoch keine Baugenehmi­gung erforderli­ch, so Vogt. Dieser Umstand und auch die Tatsache, dass die Anwohner bei der Nachbarsch­aftsanhöru­ng im Rahmen des Bauantrage­s beteiligt werden, sei bereits gegenüber Heike Sass kommunizie­rt worden. „Ich bin davon überzeugt, dass wir hier nach Abwägung der Optionen eine sehr gute Lösung gefunden haben.“

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Foto: privat Eine Anwohnerin sorgt sich um die Sicherheit der Kinder der Naturgrupp­e. Denn dieser Steinbruch grenzt an den Wald oberhalb des Kinderfest­platzes an und ist kaum abgesicher­t.
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Foto: Junginger So könnte der Waldwagen für die Naturgrupp­e in Bolheim aussehen.

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