Zusätzliche Balken gegen den Sturm
Bei der Sanierung der Pfarrkirche in Dischingen werden Forderungen der Holzstatiker erfüllt. Der erste Bauabschnitt ist bald zu Ende. Ab September gehen die Bauarbeiten weiter.
Keiner möchte mit den Männern tauschen, die da in Dischingen der katholischen Pfarrkirche Sankt Johann Baptist aufs Dach gestiegen sind: Dort herrscht gewissermaßen Endspurt-stimmung, denn bis Ende März müssen die letzten Biberschwänze auf die neue Dachlattung aufgelegt und das vorhandene Gerüst um etliche Meter zurückgebaut sein. Dies aus Gründen des Naturschutzes, betonte Gemeindepfarrer Dr. Dietmar Horst.
Denn: Wenn das Gerüst samt entsprechender Schutzfolie nicht mehr ganz so hoch das Gotteshaus umgibt, haben die Mauersegler wieder ihre Einfluglöcher und können im angestammten
Das Gebälk der katholischen Kirche wird sturmsicher verstärkt. Mehr Fotos und ein Video unter Quartier brüten. Außerdem können die Fledermäuse zurück in den Dachstuhl und sich auf den Nachwuchs vorbereiten.
Nicht vor Ostern fertig
Zu Monatsende würde der erste Abschnitt von zwei Bauabschnitten der Sanierung des Dischinger Wahrzeichens abgeschlossen. Im Inneren sind die Restauratoren noch nicht so weit, weshalb wohl Ostern sich dort noch nicht schon wieder die Gottesdienstgemeinde treffen kann, bedauerte Dietmar Horst.
Seit im vergangenen Herbst die Bauarbeiten aufgenommen und die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch den fürstlichen Baumeister Joseph Dossenberger errichtete Kirche außen wie innen eingerüstet werden musste, wurden die Messen entweder in der Egauhalle oder unter freiem Himmel hinter dem Dischinger Gemeindezentrum gelesen. Leider nicht in Anspruch nehmen konnten die Katholiken das Angebot ihrer evangelischen Mitchristen. Sie hatten ihre kleine Friedenskirche als Interimskirchlein angeboten: „Eingedenk der Abstandsregeln in diesen Pandemiezeiten hätten wir nicht alle Gläubigen unterbringen können“, bedauerte Pfarrer Dietmar Horst.
Mehr als zwei Millionen Euro
2,1 Millionen Euro kostet die Außenund Innenrenovierung von Sankt Johann Baptist. Das Landesdenkmalamt gewährt einen Zuschuss in Höhe von 148 750 Euro. Eine im November gestartete Spendenbriefaktion erbrachte 30 000 Euro. Wegen der Covid-19pandemie hatte die Gemeindeleitung
eine Haus-zu-haus-aktion absagen müssen.
Bei dieser Sanierung des geräumigen Dachs der Pfarrkirche musste das vorhandene Gebälk aus statischen Gründen durch zusätzliche Balken verstärkt werden. Dazu Dr. Horst: „Das wurde so verlangt, weil durch den Klimawandel mit mehr und auch heftigeren Stürmen gerechnet werden muss.“
Keine Isolierung
Neben der Dachlattung werden auch die Biberschwänze komplett ausgetauscht. Manche fragten sich, warum denn im Gegensatz zu einem Wohnhaus diese Dächer nicht isoliert würden. Dafür gibt es eine ganz einleuchtende Begründung: Es geht um das Raumklima als solches. Da die Kirche im klassischen Sinne nicht beheizt werden kann, wird die entsprechende Luftzirkulation fürs Dach wie auch für die Orgel gebraucht.
Bei der Innensanierung wird die komplette Raumschale ebenso erneuert, wie auch vorhandene Fresken und Malereien aufgefrischt werden. Diese Arbeiten, wie auch der Einbau einer besseren Beschallungsanlage, ziehen sich hin. Pfarrer Dr. Horst geht davon aus, dass Ostern deshalb nicht in der Kirche gefeiert werden kann.
Der zweite Bauabschnitt startet dann Mitte September: Erneuert werden die Turmhaube und die Schallläden, außerdem die Außenfassade. Dafür ist dann die Kirche im Innern längst wieder in Betrieb und so schön wie einst 1785 bei ihrer Weihe durch den damaligen Augsburger Bischof Johann Nepomuk August Ungelter.