Europapokal – eine verlockende Aussicht?
Über das Für und Wider einer möglichen Teilnahme am internationalen Wettbewerb.
Stuttgart. Die Conference League soll ab der nächsten Spielzeit den europäischen Unterbau von Champions League und Europa League bilden. 138 Mannschaften aus den Tiefen der Fünfjahreswertung werden daran teilnehmen und im Finale im Mai 2022 in der albanischen Hauptstadt Tirana den Premieren-sieger ausspielen. Qualifikations- und eine Play-off-runden weisen zunächst den Weg in die Gruppenphase. In acht Gruppen à vier Mannschaften schaffen es die Besten ins Sechzehntelfinale. Von dort geht es in Ausscheidungsspielen Richtung Finale weiter. Ein Mammutprogramm kommt zumindest auf jene Mannschaften zu, die es weit bringen in diesem Wettbewerb.
Beim VFB Stuttgart wird mit der möglichen neuen Herausforderung nüchtern umgegangen. „Wir dürfen jetzt von Europa träumen. Wenn es klappt, schön. Wenn nicht, auch okay“, sagt Kapitän Gonzalo Castro. „Wir wissen noch gar nicht so genau, was da eigentlich passiert“, ergänzt Sportdirektor Sven Mislintat mit Blick auf die Conference League.
Europa ist beim Aufsteiger ein offen diskutiertes Thema. Von Abstieg redet niemand mehr angesichts von 36 Punkten, stattdessen bieten vor dem Auswärtsauftritt beim FC Bayern München an diesem Samstag (15.30 Uhr/sky) die Europapokalplätze Gesprächsstoff. Auf Platz sieben, der sehr wahrscheinlich mit der Qualifikation zur Conference League verbunden wäre, fehlen nur zwei Punkte. Selbst Platz sechs und die mögliche Teilnahme an der künftig aufgewerteten Europa League (je nachdem, wer Pokalsieger wird) erscheint nicht völlig aus der Luft gegriffen. Der VFB ist mittendrin in der Verlosung. Doch eine solche Mehrfachbelastung birgt auch Gefahren. Gerade für eine junge und unerfahrene Mannschaft wie die des VFB könnte sich eine langwierige Reise durch Europa als heimtückisch erweisen – anschließende Absturzgefahr
in der Liga programmiert. Sven Mislintat sieht den Europapokal eher als Chance denn als Risiko. „Ich denke, dass jedes Spiel unserer Mannschaft hilft, sich weiterzuentwickeln.“Beim Thema Überlastung vertraut Mislintat auf sein Trainerteam. „Unser Trainer kennt sich aus mit Belastungssteuerung.“
Wirtschaftlich und was den Anreiz für Fans anbelangt, reagiert Mislintat zurückhaltender. „Finanziell scheint es auf den ersten Blick nicht lukrativ“, sagt er. „Außer man kommt weit.“Der Grundsatz, wonach erst ab der Gruppenphase Geld zu verdienen ist, hat weiter Bestand.
Vielleicht lösen sich aber all die Gedankenspiele bald schon wieder auf. Schließlich warten auf Pellegrino Matarazzos Jungs in der Bundesliga noch die Großkaliber aus München, Leipzig, Dortmund und Wolfsburg. Dass es am Ende also wirklich für Europa reicht, gilt längst nicht als ausgemacht.