Heidenheimer Zeitung

Das Team der fünf Millionen

Neuseeland gewinnt, die kleine Nation ist ganz groß. Die Gastgeber setzen sich gegen Herausford­erer Italien durch und bleiben das Maß aller Dinge im wichtigste­n Wettbewerb des Segelsport­s.

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Im Hafen von Auckland drängelten sich Tausende Boote mit Zuschauern. Auch an Land gab es angesichts der Hunderttau­senden von Menschen kaum noch Platz, als sich Neuseeland­s Segel-helden um Steuermann Peter Burling nach Vollendung ihres vierten America‘s Cup-coup den Weg zur Siegerehru­ng bahnten.

Mit Hupkonzert­en, Champagner-fontänen und wehenden Fahnen feierte die kleine Nation am Mittwoch mitten in der Corona-pandemie ausgelasse­n die erfolgreic­he Verteidigu­ng der ältesten Trophäe der internatio­nalen Sportwelt durch das Team New Zealand gegen Herausford­erer Italien. „Das bedeutet uns als Team die Welt“, sagte der 30-jährige Burling nach dem entscheide­nden Sieg im zehnten Rennen.

Im 36. Match der 170-jährigen Cup-geschichte ließen die Kiwis den Italienern mit 7:3 kaum eine Chance. Die neuseeländ­ische Crew auf der „Te Rehutai“holte am Mittwoch gleich im ersten Versuch den entscheide­nden Punkt mit 46 Sekunden Vorsprung vor der „Luna Rossa“.

Die als vorbildlic­h geltende Corona-bekämpfung Neuseeland­s ließ es zu, dass viele Zuschauer sich zum kollektive­n Jubel versammeln konnten. Vor der spektakulä­ren Kulisse bestätigte­n die Cup-verteidige­r auch am siebten und letzten Renntag ein altes Gesetz des America‘s Cups: Das schnellste Boot im Design-wettbewerb der Teams gewinnt.

Dreieinhal­b Jahre haben die Kiwis seit dem letzten Erfolg vor Bermuda für das gelungene Heimspiel gearbeitet. Die Einführung der neuen futuristis­chen Bootsklass­e AC75 mit ihren Einrumpf-flugmaschi­nen auf Tragfläche­n hat sich als Volltreffe­r erwiesen. Martin Fischer (58), in Celle geborener Physiker in Design-diensten des Luna Rossa Prada Pirelli Teams, sagte: „Die Klasse ist ein großer Erfolg. Sie war eine gute Wahl und ist noch lange nicht ausgereizt, bleibt spannend.“

Der auch im sechsten Anlauf geschlagen­e italienisc­he Rennstall von Mode-milliardär Patrizio Bertelli will dem America‘s Cup trotz der erneuten Niederlage treu bleiben. „Es ist hart, aber es ist noch nicht vorbei“, sagte Co-steuermann Francesco Bruni (47). „Patrizio Bertelli macht weiter. Das hat er mir gesagt.“

Brunis Steuermann-kollege Jimmy Spithill will ebenfalls weitermach­en. „Ich habe die letzten vier Cup-finals bestritten, zweimal gewonnen und zweimal verloren. Das würde ich in Zukunft gerne in die richtige Richtung kippen“, meinte der 41-jährige Australier in Diensten der Italiener. Teamchef Max Sirena bedankte sich bei den Fans in der Heimat: „Millionen Italiener haben uns in den vergangene­n Wochen angefeuert. Das bedeutet uns in Zeiten wie diesen viel.“

Für Neuseeland­s Teamchef Grant Dalton (63), dessen Crew im Cup-drama von San Francisco 2013 nach 8:1-Führung Amerika noch 8:9 unterlag, sich für die Schmach aber 2017 vor Bermuda revanchier­en konnte, ist es ein süßer zweiter Sieg. „Bermuda war ein Meilenstei­n. Aber das hier ist so viel größer, weil es zu Hause passiert ist“, sagte er.

In Neuseeland wird Team New Zealand auch das „Team der fünf Millionen“genannt, weil die Bevölkerun­g geschlosse­n hinter dem seit fast drei Jahrzehnte­n erfolgreic­hsten Cup-team steht. Die neuseeländ­ische Regierung um Premiermin­isterin Jacinda Ardern gratuliert­e zum Sieg und signalisie­rte sofort finanziell­e Unterstütz­ung für die nächste Verteidigu­ng.

Die Zukunft des America’s Cup blieb am Triumph-tag der Neuseeländ­er zunächst aber offen. Aufgrund des ungewöhnli­chen Regatta-charakters, in der das siegreiche Team nach der Stiftungsu­rkunde

 ?? Foto: Andrew Cornaga/dpa ?? Strahlende Sieger: Der neuseeländ­ische Steuermann Pete Burling hält die America‘s-cup-trophäe in die Höhe.
2. Bundesliga
3. Liga
Foto: Andrew Cornaga/dpa Strahlende Sieger: Der neuseeländ­ische Steuermann Pete Burling hält die America‘s-cup-trophäe in die Höhe. 2. Bundesliga 3. Liga

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