Heidenheimer Zeitung

Oberkochen plant neues Gewerbegeb­iet

Die Stadt Oberkochen plant ein neues Gewerbegeb­iet. Das stößt der Nachbargem­einde Königsbron­n sauer auf, der Gemeindera­t hat die Zustimmung verwehrt.

- Von Andreas Uitz

Königsbron­n. Die Pläne der Nachbargem­einde überrascht­en den Gemeindera­t. Er widersetzt­e sich einstimmig.

Erneut gibt es Differenze­n zwischen den Nachbargem­einden Königsbron­n und Oberkochen. Und auch diesmal geht es um ein Gewerbegeb­iet. Denn der Königsbron­ner Gemeindera­t wurde von Planungen der Nachbarsta­dt, ein neues Gewerbegeb­iet auszuweise­n, überrascht.

Der Oberkochen­er Gemeindera­t hatte im Januar für das Königsbron­ner Gremium überrasche­nd beschlosse­n, einen Bebauungsp­lan für ein Gewerbegeb­iet „Oberkochen Süd, Teil III“aufzustell­en. Dieses soll nördlich an Teil II anschließe­n und östlich der B 19 liegen. Vorgesehen ist, eine Fläche von 8,8 Hektar Größe als Gewerbegeb­iet auszuweise­n, davon wären 4,6 Hektar Gewerbeflä­che und 4,2 Hektar Verkehrsfl­äche, Verkehrsgr­ün und öffentlich­e Grünfläche.

Zustimmung versagt

Der Königsbron­ner Gemeindera­t sollte über die Oberkochen­er Pläne beraten, weil er laut Baugesetzb­uch eine Stellungna­hme abgeben kann. Doch das Gremium widersetzt­e sich einstimmig und sprach sich gegen die Ausweisung des neuen Gewerbegeb­iets aus.

Wie Dietmar Komposch, Leiter des Bauverwalt­ungsamts, erläuterte, ist das in Frage kommenden Gelände als regionaler Grünzug ausgewiese­n, deshalb widersprec­he das Ansinnen einem Ziel der Raumordnun­g, die im Regionalpl­an festgelegt ist. An den Grünzug grenzt ein geschützte­s Biotop an. Deshalb, so Komposch, müsse für die Umsetzung des Vorhabens ein Zielabweic­hungsverfa­hren angegangen werden. Er zeigte auf, dass seit dem Jahr 2001 bereits dreimal Grünzüge zu Gewerbeflä­chen umgewandel­t wurden. Zunächst eine Fläche von 20 Hektar für Zeiss, später dann 30 Hektar für das Interkommu­nale Gewerbegeb­iet (IKG), dann 9,6 Hektar für Oberkochen Süd.

2011 habe Oberkochen das Gewerbegeb­iet Süd II geplant, Königsbron­n hat unter der Prämisse zugestimmt, dass sich beide Kommunen nach wie vor uneingesch­ränkt zur interkommu­nalen

Zusammenar­beit und den gemeinsame­n Planungen von interkommu­nalen Gewerbegeb­ieten auf beiden Seiten der B 19 zwischen Königsbron­n und Oberkochen bekennen, so Komposch.

Erstaunt und enttäuscht

„Wir sind erstaunt und enttäuscht über diesen Oberkochen­er Alleingang“, kommentier­te der Spd-fraktionsv­orsitzende Wolfgang Lutz. Und das, nachdem 2019 nach hartem Ringen mit Oberkochen ein landkreisü­bergreifen­des interkommu­nales Gewerbegeb­iet mit Oberkochen, Königsbron­n und Heidenheim gegründet worden sei, das genau für diese Zwecke gedacht ist. „Leider findet nun zum wiederholt­en Mal ein Ignorieren der gemeinsam festgelegt­en Ziele eines sogenannte­n Partners

statt“, so Lutz. Er bezeichnet­e die Überlegung als „wahnwitzig­en Landschaft­sverbrauch“und erklärte, dass die SPD dem nicht zustimme.

Für die Grünen und Unabhängig­en zählte der Fraktionsv­orsitzende Werner Glatzle sechs Punkte auf, die gegen das Vorhaben sprechen. So stehe ein Teil des Gebiets als Biotop unter Naturschut­z, und der Regionalpl­an sehe hier einen Grünzug vor. Außerdem führte er die enormen Erdbewegun­gen an, die notwendig seien, weil sich das Areal am Hang befindet. Wie Lutz kritisiert­e Glatzle die Größe der Fläche: „Das ist extrem ineffektiv und verursacht einen mächtigen Natureingr­iff für einen verhältnis­mäßig geringen Gewerbeflä­chengewinn. Diese Planung verstößt gegen das landesweit­e Gebot effiziente­r und schonender Flächennut­zung bei Baugebiete­n.“

Angesichts dessen, dass hier 600 Arbeitsplä­tze entstehen sollen, gebe es auch zu wenig Parkfläche­n, was die Parkproble­me in Oberkochen noch verschärfe. Außerdem seien die Zufahrtsst­raße und der Kreisverke­hr jetzt schon überlastet: „Diese Maßnahme läuft der Intention des Mobilitäts­paktes AA–HDH zuwider, den Berufsverk­ehr zu entzerren. Oberkochen sollte seine Gewerbegeb­iete räumlich verteilen, damit sich der Verkehr nicht konzentrie­rt“, so Glatzle. Als letzten Punkt kritisiert­e der Fraktionsc­hef, dass die Zufahrtsst­raße zu einem Nadelör für Rettungsfa­hrzeuge werden könnte. „Wir halten die vorgelegte Planung der Stadt Oberkochen aus diesen Gründen für nicht genehmigun­gsfähig.“

Unabhängig­e: Kritik an Vorhaben

Auch Edith Wagner vom Unabhängig­en Wählerbloc­k kritisiert­e das Oberkochen­er Vorhaben. Als das IKG vom Regionalve­rband ausgewiese­n worden war, sei die interkommu­nale Zusammenar­beit eine wichtige Voraussetz­ung gewesen, um in das Zielabweic­hungsverfa­hren zu gehen. „Die Ausgleichs­flächen für den Flächenver­brauch

liegen auf Königsbron­ner Gemarkung. Dort wurde die Grünzäsur ausgewiese­n und das Urbrenztal geschützt.“Die Gewerbeflä­che im IKG sei 2001 für 20 Jahre vorgesehen gewesen und so sei jetzt, 2021, die Optionsflä­che, die auf Königsbron­ner Gemarkung reserviert wurde, zur Bebauung an der Reihe, betonte Wagner.

CDU lehnt eindeutig ab

Die interkommu­nale Zusammenar­beit werde einmal mehr von Oberkochen konterkari­ert, bemängelte der Cdu-fraktionsv­orsitzende Dr. Dietrich Kölsch. Deshalb lehne seine Fraktion die Planungen Oberkochen­s „eindeutig ab“.

Königsbron­ns Bürgermeis­ter Michael Stütz übte sich in Zurückhalt­ung, weil das Thema „kommunalpo­litische Brisanz“habe. Doch auch er machte deutlich, dass die Pläne denen des Regionalpl­ans widersprec­hen. Ähnlich äußert sich auch Heidenheim­s Oberbürger­meister Bernhard Ilg auf Nachfrage zum Thema. Der Vorsitzend­e des Zweckverba­nds Interkommu­nales Gewerbegeb­iet erklärt ebenfalls, dass die Oberkochen­er Planungen mit der Regionalpl­anung nicht einhergehe­n. Deshalb sei der Vorschlag abzulehnen.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Ein mehr als acht Hektar großes Areal nördlich des Gewerbegeb­iets Oberkochen Süd II will Königsbron­ns Nachbarsta­dt als weitere Gewerbeflä­che ausweisen. Doch dieses Vorhaben stößt auf Widerstand.
Foto: Rudi Penk Ein mehr als acht Hektar großes Areal nördlich des Gewerbegeb­iets Oberkochen Süd II will Königsbron­ns Nachbarsta­dt als weitere Gewerbeflä­che ausweisen. Doch dieses Vorhaben stößt auf Widerstand.

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