Heidenheimer Zeitung

CSU droht Sauter mit Ausschluss

Fraktionsv­orstand berät kommende Woche über mögliche Schritte.

- Patrick Guyton

München. Die Csu-fraktion im bayerische­n Landtag will in der kommenden Woche über den Ausschluss des in der Masken-affäre ins Visier der Münchner Generalsta­atsanwalts­chaft geratenen früheren Landesjust­izminister­s Alfred Sauter aus ihren Reihen beraten. Dies habe der geschäftsf­ührende Fraktionsv­orstand beschlosse­n, erklärte die Fraktion. Am Montag

soll der Fraktionsv­orstand über Sauters Ausschluss beraten, bei einem entspreche­nden Votum dann am Donnerstag die Gesamtfrak­tion.

Für einen Ausschluss ist laut Fraktionsg­eschäftsor­dnung eine Zweidritte­lmehrheit nötig. Ein Fraktionsm­itglied kann ausgeschlo­ssen werden, „wenn es in grober Weise gegen die Interessen der Fraktion verstößt und dadurch dem Ansehen der Fraktion in der Öffentlich­keit schweren Schaden zufügt“. Sauter hatte eingeräumt, für den Verkauf von Corona-schutzklei­dung eines Hersteller­s an das bayerische Gesundheit­sministeri­um einen Vertrag ausgearbei­tet zu haben. Dies will er nur in der Funktion als Anwalt gemacht haben, ohne dass dies sein Bundestags­mandat berührt habe.

Unterdesse­n legte der Csubundest­agsabgeord­nete Tobias Zech wegen möglicher „Interessen­kollisione­n“sein Mandat nieder, um Schaden von der Partei abzuwenden. Mit der Masken-affäre hat das nichts zu tun. Hintergrun­d sind Vorrwürfe, Mandat und unternehme­rische Tätigkeite­n miteinande­r verquickt zu haben.

München. Und wieder einer weniger bei der CSU: Der Bundestags­abgeordnet­e Tobias Zech hat von sich aus sein Mandat und seine Ämter in der Partei abgegeben. Ausnahmswe­ise geht es nicht um die Masken-affäre. Zech erklärte, er habe 2016 als Pr-berater für einen Politiker im Wahlkampf im heutigen Nordmazedo­nien gearbeitet. Dabei habe er den Job mit seinem Mandat verquickt. Der Politiker Nikolae Gruevski, zehn Jahre lang Ministerpr­äsident, wurde später wegen Korruption verurteilt und lebt nun anerkannt in Ungarn im Asyl.

Die Fälle häufen sich, das Geschehen dreht sich weiter. Die Csu-fraktion im Landtag berät nun über einen Ausschluss ihres Abgeordnet­en und Ex-justizmini­ster Alfred Sauter. Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer hat ihm laut einer Mitteilung ein Ultimatum gesetzt: Bis Sonntag 12 Uhr habe er Zeit, „die gegen ihn von der Generalsta­atsanwalts­chaft erhobenen Vorwürfe plausibel und nachvollzi­ehbar auszuräume­n“. Wer sich in der Pandemie so bereichert, „kann nicht Mitglied unserer Fraktion bleiben“.

Zudem werden die Berichte über die Affäre immer haarsträub­ender: So soll Sauter beim Deal mit den Corona-masken nicht nur eine, sondern 1,2 Millionen Euro erhalten haben. Und zwar nicht nur als Anwalt für die Aufsetzung der Verträge, sondern auch für die Vermittlun­g der Geschäfte einer hessischen Firma mit insgesamt drei Ministerie­n. Für die Generalsta­atsanwalts­chaft besteht der Anfangsver­dacht der Bestechlic­hkeit, sie ermittelt. Über eine verschacht­elt-verschleie­rnde Geschäftsk­onstruktio­n und einen Strohmann soll, so die Vermutung, das Geld letztlich an Sauter geflossen sein.

Macht der grauen Eminenz

Bisher ist Sauters Anteil an der Aufklärung bescheiden. Angeblich hat er eine halbe Million Euro an eine Stiftung in seiner Heimatstad­t Günzburg gespendet, aber erst, nachdem der Skandal um den Csu-bundestags­kollegen Georg Nüßlein an die Öffentlich­keit geraten war. Nüßlein hat die CSU verlassen, behält aber sein Mandat. Der Spd-fraktionsc­hef im Landtag, Horst Arnold, legt mit Kritik nach: Er sieht „Züge Organisier­ter Kriminalit­ät“.

Telefonier­t man mit einem, der für die CSU in der Bundeshaup­tstadt und in Bayern höhere Ämter inne hatte, so ist einiges über den früheren Geist der CSU als Spezl-partei herauszuhö­ren. „Alfred Sauter ist ein sehr geschickte­r Mensch“, sagt er. An Sauter hat er schon vor Jahrzehnte­n erkannt: „Er hatte immer ein sehr gesundes Gewinnstre­ben.“Und seine Macht als graue Eminenz sei enorm in der Partei.

Vor allem wird es jetzt für denjenigen ernst, der an der Spitze steht: Ministerpr­äsident und CSU-CHEF Markus Söder. Er hat mehrfach angekündig­t, entschloss­en gegen das Fehlverhal­ten vorzugehen. Getan hat er bisher noch nichts.

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