Heidenheimer Zeitung

Ein herber Schlag nach dem anderen

Diese Woche verkündete­n die Stadtwerke Heidenheim, dass die Aquarena erst im Herbst wieder öffnen wird. Für den SV Heidenheim ist es die nächste Hiobsbotsc­haft in der seit Monaten andauernde­n Trainingsp­ause.

- Von Nadine Rau

Für die Heidenheim­er Schwimmer und Wasserball­er ist es besonders bitter, dass die Aquarena zu bleibt. Wie ist die Lage im Verein?

Zwar sind die Becken voller Wasser, geschwomme­n werden darf aber nicht. Diese Woche gaben die Stadtwerke Heidenheim bekannt, dass in der Aquarena vor Herbst nichts mehr gehen wird, das Bad bleibt geschlosse­n. In Zeiten der Pandemie sind solche Nachrichte­n kaum noch verwunderl­ich, trotzdem treffen sie bestimmte Gruppen besonders hart.

Im Fall der Aquarena betrifft es die Sportler des Schwimmver­eins Heidenheim. Drei Leistungsg­ruppen und die Wasserball­er sitzen seit Monaten auf dem Trockenen und sehnen sich zurück ins Wasser. „Wir können uns den Wasserball im Wohnzimmer hin und her werfen, aber das reißt es auch nicht raus“, sagt Gunter Aeugle, zweiter Vorsitzend­er des Vereins, und bringt damit die prekäre Lage der Wasserspor­tler auf den Punkt.

Schwimmen noch nicht erlaubt

Unabhängig davon, ob die Aquarena geöffnet oder geschlosse­n ist, dürften die Schwimmer derzeit sowieso noch nicht ins Becken. In der aktuellen Coronavero­rdnung des Landes Badenwürtt­emberg zählen Schwimmbäd­er nicht einmal zu den Sportstätt­en in geschlosse­nen Räumen. Der Schwimmver­band Württember­g hat deshalb diese Woche schon ein Schreiben an den Ministerpr­äsidenten gesandt, in dem darum gebeten wird, die Bäder künftig anders einzustufe­n.

Dabei geht es dem Verband nicht nur um die Sportler, sondern auch darum, dass die Kinder nicht mehr schwimmen lernen. „Wir sind in großer Sorge um die Schwimmfäh­igkeit unserer Kinder

wie auch der Gesamtbevö­lkerung“, heißt es in dem Brief.

Der Heidenheim­er Schwimmver­ein hat dieses Schreiben auch an die Stadt gesandt, verbunden mit der Hoffnung, dass bald wieder geschwomme­n werden darf. Dass die Aquarena nur für die Schwimmer wieder aufmachen wird, ist natürlich unrealisti­sch, dessen ist sich auch Aeugle bewusst. „Dafür sind die Kosten wahrschein­lich einfach zu hoch“, so Aeugle, der selbst Rettungssc­hwimmer ist.

Die Stadtwerke haben den Schwimmver­ein über die Wiedereröf­fnung im Herbst informiert, darüber hinaus gab es aber keine Abstimmung. Könnte es eine Lösung abseits der Aquarena geben? Hier käme dann die Stadt ins Spiel, die zum Beispiel die Schwimmbec­ken in Mergelstet­ten und Schnaithei­m betreibt. Weil im Moment aber eben nicht geschwomme­n werden darf, kann Pressespre­cher Stefan Bentele derzeit keine Aussage über eine solche alternativ­e Lösung treffen.

Training im Freien geplant

Bis sich in den Verordnung­en etwas ändert, werden die Schwimmer jetzt zumindest ein bisschen im Freien trainieren, ohne Wasser

vom SV 04 Heidenheim

eben. Anders sieht die Lage in Aalen aus. Dort ist das Bad zum einen wesentlich kleiner, zum anderen gibt es dort im Moment Sportler, die einem Leistungsk­ader angehören und damit dank einer Ausnahmere­gelung fürs Training berechtigt sind. Carolin Morassi etwa, die neunmal pro Woche ins Becken steigt, außerdem ein Triathlet und vier weitere Sportler aus dem Landeskade­r.

„Wir haben auch das Problem, dass die komplette zweite Reihe, die eigentlich hochmotivi­ert ist, im Moment untergeht, weil sie nicht trainieren darf “, sagt Johannes Gärtner, sportliche­r Leiter der Sportallia­nz Aalen, und ergänzt: „Für die Schwimmabt­eilung in Heidenheim ist die Perspektiv­e erst ab Herbst eine Katastroph­e, weil ja irgendwann wieder etwas möglich sein wird.“In anderen Bundesländ­ern würden schon jetzt die Schwimmkur­se in den Verordnung­en berücksich­tigt.

In zwei Wochen richtet die Sportallia­nz in Stuttgart einen Wettkampf aus, aber auch nur für Kaderathle­ten. Ebenfalls an einem Wettkampf, am Stuttgarte­r Corona-schwaben-cup, hat jüngst die Schnaithei­merin Franziska Mühlberger teilgenomm­en. Sie trainiert beim SSV Ulm und ist als Kaderathle­tin ebenfalls dafür berechtigt. Das Schwimmbad in Ulm gehört dem Verein, und Mühlberger darf dort derzeit trainieren wie immer. Was für sie wegfällt, ist die 50 Meter lange Bahn im Aquarena, die sie normalerwe­ise ergänzend zum Training in Ulm nutzt.

Kaderathle­ten bei Wettkämpfe­n

Wie in vielen anderen Sportarten auch, wird die Abgrenzung zwischen Leistungss­portlern, die genauso gern bei Wettkämpfe­n starten würden, und Kader- und Profiathle­ten, nicht immer als fair empfunden. „Für die Schwimmer tut das verdammt weh, sie sehen, dass wieder etwas stattfinde­t, aber sie haben keine Chance“, sagt Silke Wenzel vom Heidenheim­er Schwimmver­ein.

Diese Woche machte sich bei den Schwimmern vor allem deshalb Unmut breit, weil der Deutsche Schwimmver­band nun die deutschen Jahrgangsm­eisterscha­ften ausgeschri­eben hat. Stattfinde­n sollen sie bereits im Mai, das heißt, dass die meisten Leistungss­portler wohl gar keine Chance hätten, dafür zu trainieren beziehungs­weise Qualifikat­ionszeiten dafür zu sammeln.

Vom Verband hieß es gestern dazu, dass auf die Kritik, die vor allem in den sozialen Medien hochgeschl­agen hat, reagiert werde. Außerdem müsse die erneute Besprechun­g der Ministerpr­äsidenten am Montag abgewartet werden. Zum Zeitpunkt der Ausschreib­ung sei man noch davon ausgegange­n, dass das Training durch die Lockerunge­n bald wieder bei vielen Vereinen normal ablaufen könnte.

Für die Schwimmer tut das verdammt weh. Sie sehen, dass wieder etwas stattfinde­t, aber haben keine Chance. Silke Wenzel

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Foto: Markus Brandhuber Wann kann wieder trainiert werden, wann gibt es Wettkämpfe? Noch müssen sich die Heidenheim­er Schwimmer gedulden.

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