Ein herber Schlag nach dem anderen
Diese Woche verkündeten die Stadtwerke Heidenheim, dass die Aquarena erst im Herbst wieder öffnen wird. Für den SV Heidenheim ist es die nächste Hiobsbotschaft in der seit Monaten andauernden Trainingspause.
Für die Heidenheimer Schwimmer und Wasserballer ist es besonders bitter, dass die Aquarena zu bleibt. Wie ist die Lage im Verein?
Zwar sind die Becken voller Wasser, geschwommen werden darf aber nicht. Diese Woche gaben die Stadtwerke Heidenheim bekannt, dass in der Aquarena vor Herbst nichts mehr gehen wird, das Bad bleibt geschlossen. In Zeiten der Pandemie sind solche Nachrichten kaum noch verwunderlich, trotzdem treffen sie bestimmte Gruppen besonders hart.
Im Fall der Aquarena betrifft es die Sportler des Schwimmvereins Heidenheim. Drei Leistungsgruppen und die Wasserballer sitzen seit Monaten auf dem Trockenen und sehnen sich zurück ins Wasser. „Wir können uns den Wasserball im Wohnzimmer hin und her werfen, aber das reißt es auch nicht raus“, sagt Gunter Aeugle, zweiter Vorsitzender des Vereins, und bringt damit die prekäre Lage der Wassersportler auf den Punkt.
Schwimmen noch nicht erlaubt
Unabhängig davon, ob die Aquarena geöffnet oder geschlossen ist, dürften die Schwimmer derzeit sowieso noch nicht ins Becken. In der aktuellen Coronaverordnung des Landes Badenwürttemberg zählen Schwimmbäder nicht einmal zu den Sportstätten in geschlossenen Räumen. Der Schwimmverband Württemberg hat deshalb diese Woche schon ein Schreiben an den Ministerpräsidenten gesandt, in dem darum gebeten wird, die Bäder künftig anders einzustufen.
Dabei geht es dem Verband nicht nur um die Sportler, sondern auch darum, dass die Kinder nicht mehr schwimmen lernen. „Wir sind in großer Sorge um die Schwimmfähigkeit unserer Kinder
wie auch der Gesamtbevölkerung“, heißt es in dem Brief.
Der Heidenheimer Schwimmverein hat dieses Schreiben auch an die Stadt gesandt, verbunden mit der Hoffnung, dass bald wieder geschwommen werden darf. Dass die Aquarena nur für die Schwimmer wieder aufmachen wird, ist natürlich unrealistisch, dessen ist sich auch Aeugle bewusst. „Dafür sind die Kosten wahrscheinlich einfach zu hoch“, so Aeugle, der selbst Rettungsschwimmer ist.
Die Stadtwerke haben den Schwimmverein über die Wiedereröffnung im Herbst informiert, darüber hinaus gab es aber keine Abstimmung. Könnte es eine Lösung abseits der Aquarena geben? Hier käme dann die Stadt ins Spiel, die zum Beispiel die Schwimmbecken in Mergelstetten und Schnaitheim betreibt. Weil im Moment aber eben nicht geschwommen werden darf, kann Pressesprecher Stefan Bentele derzeit keine Aussage über eine solche alternative Lösung treffen.
Training im Freien geplant
Bis sich in den Verordnungen etwas ändert, werden die Schwimmer jetzt zumindest ein bisschen im Freien trainieren, ohne Wasser
vom SV 04 Heidenheim
eben. Anders sieht die Lage in Aalen aus. Dort ist das Bad zum einen wesentlich kleiner, zum anderen gibt es dort im Moment Sportler, die einem Leistungskader angehören und damit dank einer Ausnahmeregelung fürs Training berechtigt sind. Carolin Morassi etwa, die neunmal pro Woche ins Becken steigt, außerdem ein Triathlet und vier weitere Sportler aus dem Landeskader.
„Wir haben auch das Problem, dass die komplette zweite Reihe, die eigentlich hochmotiviert ist, im Moment untergeht, weil sie nicht trainieren darf “, sagt Johannes Gärtner, sportlicher Leiter der Sportallianz Aalen, und ergänzt: „Für die Schwimmabteilung in Heidenheim ist die Perspektive erst ab Herbst eine Katastrophe, weil ja irgendwann wieder etwas möglich sein wird.“In anderen Bundesländern würden schon jetzt die Schwimmkurse in den Verordnungen berücksichtigt.
In zwei Wochen richtet die Sportallianz in Stuttgart einen Wettkampf aus, aber auch nur für Kaderathleten. Ebenfalls an einem Wettkampf, am Stuttgarter Corona-schwaben-cup, hat jüngst die Schnaitheimerin Franziska Mühlberger teilgenommen. Sie trainiert beim SSV Ulm und ist als Kaderathletin ebenfalls dafür berechtigt. Das Schwimmbad in Ulm gehört dem Verein, und Mühlberger darf dort derzeit trainieren wie immer. Was für sie wegfällt, ist die 50 Meter lange Bahn im Aquarena, die sie normalerweise ergänzend zum Training in Ulm nutzt.
Kaderathleten bei Wettkämpfen
Wie in vielen anderen Sportarten auch, wird die Abgrenzung zwischen Leistungssportlern, die genauso gern bei Wettkämpfen starten würden, und Kader- und Profiathleten, nicht immer als fair empfunden. „Für die Schwimmer tut das verdammt weh, sie sehen, dass wieder etwas stattfindet, aber sie haben keine Chance“, sagt Silke Wenzel vom Heidenheimer Schwimmverein.
Diese Woche machte sich bei den Schwimmern vor allem deshalb Unmut breit, weil der Deutsche Schwimmverband nun die deutschen Jahrgangsmeisterschaften ausgeschrieben hat. Stattfinden sollen sie bereits im Mai, das heißt, dass die meisten Leistungssportler wohl gar keine Chance hätten, dafür zu trainieren beziehungsweise Qualifikationszeiten dafür zu sammeln.
Vom Verband hieß es gestern dazu, dass auf die Kritik, die vor allem in den sozialen Medien hochgeschlagen hat, reagiert werde. Außerdem müsse die erneute Besprechung der Ministerpräsidenten am Montag abgewartet werden. Zum Zeitpunkt der Ausschreibung sei man noch davon ausgegangen, dass das Training durch die Lockerungen bald wieder bei vielen Vereinen normal ablaufen könnte.
Für die Schwimmer tut das verdammt weh. Sie sehen, dass wieder etwas stattfindet, aber haben keine Chance. Silke Wenzel