Verhaltener Frühlingsanfang
Kalendarisch beginnt an diesem Samstag der Lenz auf der Nordhalbkugel. Im Garten blühen schon Krokusse und Primeln, doch die Wärme lässt noch auf sich warten.
Nach den dunklen Wintermonaten steht jetzt – endlich – „Frühlingsanfang“im Kalender. Sechs Anekdoten zum ersehnten Saisonstart.
Tag-und-nachtgleiche Der kalendarische Frühling beginnt, wenn die Sonne im Zenit über dem Äquator steht. In diesem Jahr ist es in Mitteleuropa am 20. März um 10.37 Uhr soweit. Astronomen definieren diesen Tag auch als Tag-und-nachtgleiche, da jede Erdregionen ungefähr 12 Stunden Tageslicht erhält.
Wanderschaft Die Pflanzenwelt zeigt ihren eigenen Frühling an. Die Phänologie (griechisch für „Lehre von den Erscheinungen“) leitet aus Blütezeiten die einzelnen Phasen des Jahres ab. Während der astronomische Frühlingsbeginn auf der Nordhalbkugel immer gleich ist, regt sich die Pflanzenwelt abhängig vom geografischen Längen- und Breitengrad. Aus dem Südwesten Europas, der Küste Portugals, wandert der phänologische Vollfrühling täglich 30 bis 40 Kilometer und trifft etwa Mitte April mit der Apfelund Kastanienblüte in Deutschland ein. In Finnland warten die Menschen sogar bis Ende Mai auf die Blütezeit.
Emotionen Frühlingsgefühle kommen auf, wenn die Tage länger werden. Sonnenlicht setzt Glückshormone frei und vertreibt den Winter-blues. Die höheren Temperaturen sind nicht der Auslöser für bessere Stimmung, so der Mainzer Stoffwechsel-experte Matthias Weber. Vielmehr werde durch die zunehmende Lichteinwirkung über das Auge in der Zirbeldrüse im Gehirn das Schlafhormon Melatonin reduziert. Dies führe zu hormonellen Veränderungen. „Das Glückshormon Serotonin steigt, aber auch Dopamin und Noradrenalin. Man fühlt sich aktiver und wacher.“
Schutzherr Unser Name für den Frühlingsmonat März leitet sich vom lateinischen „Martius“ab, der im alten Rom lange Zeit der Beginn des Kalenderjahres war. Benannt war der Monat denkbar unromantisch nach dem Kriegsgott Mars, denn diese Jahreszeit sollen die Römer traditionell für den Auftakt ihrer Eroberungsfeldzüge genutzt haben.
Feiern Frühlingsfeste gibt es in vielen Kulturen. Inder zum Beispiel begrüßen den Frühling mit einem spirituellen, „Holi“genannten Fest der Farben (2021 am 28. März). Dabei lassen sie buntes Pulver vom Himmel regnen.
In China gilt das Neujahrsfest als Frühlingsbeginn (2021 am 14. Februar), 15 Tage lang wird gefeiert. Für Kurden und andere Völker im Mittleren und Nahen Osten steht das Newroz- oder Norouz-fest (2021 am 20. März) nicht nur für den kalendarischen Frühlingsbeginn, sondern auch für den Anfang eines neuen Jahres, den sie mit Freudenfeuer, Kostümierungen und Familienfeiern begehen.
Blütezeit Frühblüher wie Krokusse, Primeln, Stiefmütterchen oder Tausendschönchen begleiten den Start ins Gartenjahr. Viele Anbieter solcher Pflanzen haben angesichts des Corona-lockdowns um ihre Umsätze gebangt – die Saisonware ist verderblich. Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn haben aber Gartencenter, Blumenhändler und Gärtnereien wieder öffnen können. Die Erfahrungen des vergangenen Jahres dürften die Branche auch jetzt wieder optimistisch stimmen: In Zeiten von Homeoffice und Reisebeschränkungen haben die Deutschen mehr Geld für Garten und Balkon ausgegeben.