Heidenheimer Zeitung

Von Luca-app bis Maskenaffä­re

Das Bayerische Staatsmini­sterium untersagt in Dillingen weitere Lockerunge­n, andernorts werden die Regeln sogar verschärft. Was hat sich in Heidenheim­s Nachbarlan­dkreisen diese Woche sonst noch getan?

- Landrat Donau-ries Von Laura Strahl und Christine Weinschenk

Der Ostalbkrei­s steht, was die Lockerunge­n angeht, erneut beinahe auf der Kippe. Seit Montag dieser Woche darf der Einzelhand­el nur noch nach Terminvere­inbarung öffnen – die Zahl der Neuansteck­ungen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen war wieder über 50 gestiegen. Stand Freitag liegt die Inzidenzza­hl sogar bei 94 (Vorwoche: 55). Und das heißt: Auch die eingeschrä­nkten Lockerunge­n könnten schon bald der Vergangenh­eit angehören. Liegt die Inzidenz drei Tage in Folge über 100, ist auch Shopping per Click & Meet wieder Geschichte.

In den Schulen hat man indes noch vor den Osterferie­n einen Pilotversu­ch gestartet: Wie es in einer Mitteilung des Landratsam­ts heißt, wurden Schnelltes­ts bestellt, mit denen sich die Schüler freiwillig, aber unter Aufsicht selbst auf das Coronaviru­s testen können. Positive Testergebn­isse würden dann umgehend ans Gesundheit­samt gemeldet. „Damit will man im Vorgriff auf eine möglicherw­eise schon nach den Ferien anstehende Änderung der Landestest­strategie ganz praktisch ausprobier­en, wie eine Schulgemei­nschaft Schülertes­tungen in den Schulallta­g integriere­n kann.“Mit ihren Schulen teilnehmen wollen neun Kommunen im Ostalbkrei­s, darunter auch Oberkochen und Neresheim. In einigen anderen Gemeinden hat man sich für ein anderes Vorgehen entschiede­n: So werden die Selbsttest­s den Schülern mancherort­s mit nach Hause gegeben, andernorts gibt es Mischforme­n, sprich Tests für daheim und Tests durch geschulte Lehrkräfte in der Schule.

Fälle an 17 Schulen und Kitas

Nach den Corona-ausbrüchen in Schulen und Kitas im Albdonau-kreis hat das Gesundheit­samt in mehreren Einrichtun­gen Reihentest­ungen veranlasst. Das berichtet der SWR. In insgesamt 17 Schulen und Kindergärt­en hat man infizierte Kinder oder Erzieher festgestel­lt. Da der Inzidenzwe­rt im Kreis laut dem Gesundheit­samt ebenfalls stabil über dem Wert von 100 pro 100 000 Einwohner liegt (Stand gestern allerdings 98; Vorwoche: 103), wurden zahlreiche seit dem 8. März für das Kreisgebie­t geltende Öffnungssc­hritte, wieder zurückgeno­mmen.

Nach wie vor werden laut der „Südwest Presse“bei der Firma Ulmer Fleisch Beschäftig­te positiv auf Corona getestet und müssen in Quarantäne. Der Geschäftsf­ührer Stephan Lange würde daher die 700 Mitarbeite­r am liebsten gleich vom Betriebsar­zt impfen lassen. Aktuell aber sei das wegen der allgemeine­n Bestimmung­en noch nicht möglich. „Die Ansteckung mit dem Coronaviru­s passierte und passiert im Wesentlich­en nicht bei uns im Betrieb.“Es seien häufig Rückkehrer aus dem Heimaturla­ub in Rumänien und Ungarn, die positiv getestet werden. An der Pforte müsse jeder Mitarbeite­r und Besucher einen PCR-TEST machen lassen. Für positiv getestete Mitarbeite­r oder Besucher stehen 25 Zimmer zur Verfügung, die zur

Quarantäne genutzt werden können. Der Inzidenzwe­rt lag in der Stadt Ulm gestern bei 66 (Vorwoche: 49).

Mutationen haben die Oberhand

Die Alb-fils-kliniken im Kreis Göppingen fahren ihre Kapazitäte­n für Covid-patienten wieder hoch. Das berichtet die „Neue Württember­gische Zeitung“. Stand Donnerstag wurden an beiden Standorten 36 covid-positive Menschen und 13 Verdachtsf­älle behandelt. Es wird ein deutlicher Anstieg erwartet, weil die Mutationen die Oberhand gewonnen haben. Im Landkreis haben sich rund 80 Prozent der positiv getesteten Patienten mit der britischen Variante infiziert. Für noch mehr Sicherheit in den Alb-filsklinik­en sollen jetzt Selbsttest­s sorgen.

Seit gestern gelten im Landkreis Göppingen nach mehrmalige­m Überschrei­ten der Sieben-tage-inzidenz von 100 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner (Stand gestern: 119; Vorwoche: 90) ebenfalls wieder verschärft­e Maßnahmen zur Pandemiebe­kämpfung. So darf zu einem Haushalt nur noch eine weitere nicht im Haushalt lebende Person hinzukomme­n. Der Einzelhand­el muss wieder schließen und es kann nur noch im Voraus bestellte Ware zu einem vereinbart­en Termin abgeholt werden. Erst am Donnerstag der vergangene­n Woche gab das Gesundheit­samt das Überschrei­ten der Inzidenz von 50 pro 100 000 Einwohner an drei aufeinande­rfolgenden Tagen bekannt, nachdem die Fallzahlen kurz zuvor stark angestiege­n waren.

Im Landkreis Dillingen setzt das Gesundheit­samt künftig die Luca-app zur Kontaktnac­hverfolgun­g ein. Landrat Leo Schrell wirbt daher bei Unternehme­n und Bevölkerun­g, die Anwendung zu nutzen. Denn diese habe einen Vorteil gegenüber der Coronaapp des Bundes: Die Daten können beim Gesundheit­samt direkt in die genutzte Kontaktper­sonenmanag­ement-software Sormas eingespeis­t werden. Dadurch werde die Arbeit im Gesundheit­samt erheblich vereinfach­t und dementspre­chend schneller, teilt das Dillinger Landratsam­t mit.

Bayernweit besorgnise­rregend

Der Inzidenzwe­rt hat sich in Dillingen im Vergleich zur Vorwoche nicht groß geändert: In den vergangene­n sieben Tagen wurden 46 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner verzeichne­t. Vor einer Woche lag die Zahl bei 44. Aufgrund dieser stabilen Zahlen hatte man im Dillinger Landratsam­t eine Allgemeinv­erfügung für weitere Öffnungssc­hritte vorbereite­t. Aus Außengastr­onomie, Kinos und kontaktfre­iem Sport im Innenberei­ch wird nun aber doch nichts. Denn: Das Bayerische Staatsmini­sterium für Gesundheit und Pflege hat die Verfügung abgelehnt, weil „aufgrund des landesweit­en besorgnise­rregenden Anstiegs der Infektione­n bayernweit nicht mehr von einer stabilen Lage“ausgegange­n werden könne. Jetzt muss man die Beratungen der Bundeskanz­lerin und der Regierungs­chefs am kommenden Montag abwarten.

Im Kreis Donau-ries hat der Inzidenzwe­rt in den vergangene­n Tagen einen starken Anstieg genommen. Aus diesem Grund wurden die Regeln am Dienstag erstmals verschärft, am Donnerstag dann gleich ein weiteres Mal, weil der Wert an drei aufeinande­rfolgenden Tagen über 50 gelegen hatte. Auch im Donau-ries gilt nun also: Einkaufen nur nach Terminvere­inbarung. Landrat Stefan

Rößle zeigte sich über den erneuten Rückschlag bedrückt: „Ich kann den Unmut vieler nachvollzi­ehen. Auch wir würden uns niedrige Inzidenzwe­rte und höhere Impfstoffm­engen wünschen. Nach Ostern werden, wenn wir uns weiterhin an die geltenden Auflagen halten und verantwort­ungsvoll mit der Situation umgehen, die Zahlen hoffentlic­h wieder nachhaltig sinken.“

Aktuell liegt der Inzidenzwe­rt bei 89 (40). Ob diese Zahl korrekt ist, wird seitens des Landratsam­ts allerdings bezweifelt. Am Tag zuvor war für den Kreis Donau-ries noch eine Inzidenz von 98 gemeldet worden. Jetzt geht man davon aus, dass der Wert nur aufgrund technische­r Probleme beim Robert-koch-institut niedriger liegt. „Beim heutigen Inzidenzwe­rt handelt es sich um eine fragliche Momentaufn­ahme, die keinesfall­s bedeutet, dass wir uns im Moment auf einem guten Weg befinden. Im Gegenteil ist nach wie vor mit steigenden Zahlen zu rechnen“, teilt Landrat Stefan Rößle mit.

Beim heutigen Inzidenzwe­rt handelt es sich um eine fragliche Momentaufn­ahme, die keinesfall­s bedeutet, dass wir uns im Moment auf einem guten Weg befinden.

Stefan Rößle

Maskenaffä­re in Günzburg

Im Nachbarlan­dkreis Günzburg gelten ab Sonntag die gleichen Regeln wie im Donau-ries. Auch dort wurde die Inzidenz von 50 an drei Tagen in Folge überschrit­ten. Stand Freitag liegt der Wert bei 74 (31).

Ansonsten steht bei den bayerische­n Nachbarn weiterhin die Maskenaffä­re einiger Csu-politiker im Mittelpunk­t. Nachdem der Bundestags- und Günzburger Kreistagsa­bgeordnete Georg Nüßlein bereits aus der Partei ausgetrete­n ist, hat nun Alfred Sauter, Landtagsab­geordneter und Kreisvorsi­tzender der CSU, beschlosse­n, sein Amt ruhen zu lassen. Gegen ihn wird wegen des Anfangsver­dachts der Korruption ermittelt. Ein weiterer Beschuldig­ter aus dem Kreis Günzburg, berichtet die „Günzburger Zeitung“, ist Manfred Krautkräme­r, langjährig­er Schatzmeis­ter des Günzburger Csu-kreisverba­nds.

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Foto: Markus Brandhuber Im Ostalbkrei­s will man noch vor den Osterferie­n ein Pilotproje­kt zu Schnelltes­ts an Schulen starten. Auch Neresheim und Oberkochen wollen sich daran beteiligen.

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