Von Luca-app bis Maskenaffäre
Das Bayerische Staatsministerium untersagt in Dillingen weitere Lockerungen, andernorts werden die Regeln sogar verschärft. Was hat sich in Heidenheims Nachbarlandkreisen diese Woche sonst noch getan?
Der Ostalbkreis steht, was die Lockerungen angeht, erneut beinahe auf der Kippe. Seit Montag dieser Woche darf der Einzelhandel nur noch nach Terminvereinbarung öffnen – die Zahl der Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen war wieder über 50 gestiegen. Stand Freitag liegt die Inzidenzzahl sogar bei 94 (Vorwoche: 55). Und das heißt: Auch die eingeschränkten Lockerungen könnten schon bald der Vergangenheit angehören. Liegt die Inzidenz drei Tage in Folge über 100, ist auch Shopping per Click & Meet wieder Geschichte.
In den Schulen hat man indes noch vor den Osterferien einen Pilotversuch gestartet: Wie es in einer Mitteilung des Landratsamts heißt, wurden Schnelltests bestellt, mit denen sich die Schüler freiwillig, aber unter Aufsicht selbst auf das Coronavirus testen können. Positive Testergebnisse würden dann umgehend ans Gesundheitsamt gemeldet. „Damit will man im Vorgriff auf eine möglicherweise schon nach den Ferien anstehende Änderung der Landesteststrategie ganz praktisch ausprobieren, wie eine Schulgemeinschaft Schülertestungen in den Schulalltag integrieren kann.“Mit ihren Schulen teilnehmen wollen neun Kommunen im Ostalbkreis, darunter auch Oberkochen und Neresheim. In einigen anderen Gemeinden hat man sich für ein anderes Vorgehen entschieden: So werden die Selbsttests den Schülern mancherorts mit nach Hause gegeben, andernorts gibt es Mischformen, sprich Tests für daheim und Tests durch geschulte Lehrkräfte in der Schule.
Fälle an 17 Schulen und Kitas
Nach den Corona-ausbrüchen in Schulen und Kitas im Albdonau-kreis hat das Gesundheitsamt in mehreren Einrichtungen Reihentestungen veranlasst. Das berichtet der SWR. In insgesamt 17 Schulen und Kindergärten hat man infizierte Kinder oder Erzieher festgestellt. Da der Inzidenzwert im Kreis laut dem Gesundheitsamt ebenfalls stabil über dem Wert von 100 pro 100 000 Einwohner liegt (Stand gestern allerdings 98; Vorwoche: 103), wurden zahlreiche seit dem 8. März für das Kreisgebiet geltende Öffnungsschritte, wieder zurückgenommen.
Nach wie vor werden laut der „Südwest Presse“bei der Firma Ulmer Fleisch Beschäftigte positiv auf Corona getestet und müssen in Quarantäne. Der Geschäftsführer Stephan Lange würde daher die 700 Mitarbeiter am liebsten gleich vom Betriebsarzt impfen lassen. Aktuell aber sei das wegen der allgemeinen Bestimmungen noch nicht möglich. „Die Ansteckung mit dem Coronavirus passierte und passiert im Wesentlichen nicht bei uns im Betrieb.“Es seien häufig Rückkehrer aus dem Heimaturlaub in Rumänien und Ungarn, die positiv getestet werden. An der Pforte müsse jeder Mitarbeiter und Besucher einen PCR-TEST machen lassen. Für positiv getestete Mitarbeiter oder Besucher stehen 25 Zimmer zur Verfügung, die zur
Quarantäne genutzt werden können. Der Inzidenzwert lag in der Stadt Ulm gestern bei 66 (Vorwoche: 49).
Mutationen haben die Oberhand
Die Alb-fils-kliniken im Kreis Göppingen fahren ihre Kapazitäten für Covid-patienten wieder hoch. Das berichtet die „Neue Württembergische Zeitung“. Stand Donnerstag wurden an beiden Standorten 36 covid-positive Menschen und 13 Verdachtsfälle behandelt. Es wird ein deutlicher Anstieg erwartet, weil die Mutationen die Oberhand gewonnen haben. Im Landkreis haben sich rund 80 Prozent der positiv getesteten Patienten mit der britischen Variante infiziert. Für noch mehr Sicherheit in den Alb-filskliniken sollen jetzt Selbsttests sorgen.
Seit gestern gelten im Landkreis Göppingen nach mehrmaligem Überschreiten der Sieben-tage-inzidenz von 100 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner (Stand gestern: 119; Vorwoche: 90) ebenfalls wieder verschärfte Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung. So darf zu einem Haushalt nur noch eine weitere nicht im Haushalt lebende Person hinzukommen. Der Einzelhandel muss wieder schließen und es kann nur noch im Voraus bestellte Ware zu einem vereinbarten Termin abgeholt werden. Erst am Donnerstag der vergangenen Woche gab das Gesundheitsamt das Überschreiten der Inzidenz von 50 pro 100 000 Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen bekannt, nachdem die Fallzahlen kurz zuvor stark angestiegen waren.
Im Landkreis Dillingen setzt das Gesundheitsamt künftig die Luca-app zur Kontaktnachverfolgung ein. Landrat Leo Schrell wirbt daher bei Unternehmen und Bevölkerung, die Anwendung zu nutzen. Denn diese habe einen Vorteil gegenüber der Coronaapp des Bundes: Die Daten können beim Gesundheitsamt direkt in die genutzte Kontaktpersonenmanagement-software Sormas eingespeist werden. Dadurch werde die Arbeit im Gesundheitsamt erheblich vereinfacht und dementsprechend schneller, teilt das Dillinger Landratsamt mit.
Bayernweit besorgniserregend
Der Inzidenzwert hat sich in Dillingen im Vergleich zur Vorwoche nicht groß geändert: In den vergangenen sieben Tagen wurden 46 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner verzeichnet. Vor einer Woche lag die Zahl bei 44. Aufgrund dieser stabilen Zahlen hatte man im Dillinger Landratsamt eine Allgemeinverfügung für weitere Öffnungsschritte vorbereitet. Aus Außengastronomie, Kinos und kontaktfreiem Sport im Innenbereich wird nun aber doch nichts. Denn: Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat die Verfügung abgelehnt, weil „aufgrund des landesweiten besorgniserregenden Anstiegs der Infektionen bayernweit nicht mehr von einer stabilen Lage“ausgegangen werden könne. Jetzt muss man die Beratungen der Bundeskanzlerin und der Regierungschefs am kommenden Montag abwarten.
Im Kreis Donau-ries hat der Inzidenzwert in den vergangenen Tagen einen starken Anstieg genommen. Aus diesem Grund wurden die Regeln am Dienstag erstmals verschärft, am Donnerstag dann gleich ein weiteres Mal, weil der Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 50 gelegen hatte. Auch im Donau-ries gilt nun also: Einkaufen nur nach Terminvereinbarung. Landrat Stefan
Rößle zeigte sich über den erneuten Rückschlag bedrückt: „Ich kann den Unmut vieler nachvollziehen. Auch wir würden uns niedrige Inzidenzwerte und höhere Impfstoffmengen wünschen. Nach Ostern werden, wenn wir uns weiterhin an die geltenden Auflagen halten und verantwortungsvoll mit der Situation umgehen, die Zahlen hoffentlich wieder nachhaltig sinken.“
Aktuell liegt der Inzidenzwert bei 89 (40). Ob diese Zahl korrekt ist, wird seitens des Landratsamts allerdings bezweifelt. Am Tag zuvor war für den Kreis Donau-ries noch eine Inzidenz von 98 gemeldet worden. Jetzt geht man davon aus, dass der Wert nur aufgrund technischer Probleme beim Robert-koch-institut niedriger liegt. „Beim heutigen Inzidenzwert handelt es sich um eine fragliche Momentaufnahme, die keinesfalls bedeutet, dass wir uns im Moment auf einem guten Weg befinden. Im Gegenteil ist nach wie vor mit steigenden Zahlen zu rechnen“, teilt Landrat Stefan Rößle mit.
Beim heutigen Inzidenzwert handelt es sich um eine fragliche Momentaufnahme, die keinesfalls bedeutet, dass wir uns im Moment auf einem guten Weg befinden.
Stefan Rößle
Maskenaffäre in Günzburg
Im Nachbarlandkreis Günzburg gelten ab Sonntag die gleichen Regeln wie im Donau-ries. Auch dort wurde die Inzidenz von 50 an drei Tagen in Folge überschritten. Stand Freitag liegt der Wert bei 74 (31).
Ansonsten steht bei den bayerischen Nachbarn weiterhin die Maskenaffäre einiger Csu-politiker im Mittelpunkt. Nachdem der Bundestags- und Günzburger Kreistagsabgeordnete Georg Nüßlein bereits aus der Partei ausgetreten ist, hat nun Alfred Sauter, Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender der CSU, beschlossen, sein Amt ruhen zu lassen. Gegen ihn wird wegen des Anfangsverdachts der Korruption ermittelt. Ein weiterer Beschuldigter aus dem Kreis Günzburg, berichtet die „Günzburger Zeitung“, ist Manfred Krautkrämer, langjähriger Schatzmeister des Günzburger Csu-kreisverbands.