Schlechte Taktik
Sich vor Verhandlungen in einer Maximalforderung einzumauern, ist unklug: Eine Lösung gibt es meist nur mit Zugeständnissen, und die führen leicht zu einem Gesichtsverlust. Das sollten die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie eigentlich wissen. Trotzdem wollten sie in diesem Jahr in den Tarifverhandlungen für die größte deutsche Industriebranche unbedingt eine Nullrunde durchsetzen, ja sogar Zusatzleistungen streichen. Das ist unrealistisch, schon weil es die Gewerkschafter auf die Straße treibt. Jetzt deuten sich zumindest in Nordrhein-westfalen Zugeständnisse an die IG Metall in Form einer Einmalzahlung an, und da kann Baden-württemberg nur nachziehen.
Auf einer Nullrunde zu bestehen wird aussichtslos, wenn Daimler gerade die Dividende erhöht, weil die Geschäfte besser laufen als erwartet, und ausgerechnet Personalchef Wilfried Porth Vorsitzender der Arbeitgeber im Land wird. Zwar gibt es zahlreiche Unternehmen, die schlecht dastehen, aber eben auch viele, denen es erstaunlich gut geht. Beiden gerecht zu werden, ist die Verhandlungskunst.
So werden wohl die flexibleren Arbeitgeber in NRW in diesem Jahr den Pilotabschluss aushandeln. Eine Einmalzahlung hat den Charme, dass die Löhne nicht dauerhaft steigen. So ein Zugeständnis braucht die IG Metall, um bei ihren Gewerkschaftsmitgliedern zu bestehen.