Heidenheimer Zeitung

Schlechte Taktik

- Dieter Keller zu den Verhandlun­gen der Metallindu­strie

Sich vor Verhandlun­gen in einer Maximalfor­derung einzumauer­n, ist unklug: Eine Lösung gibt es meist nur mit Zugeständn­issen, und die führen leicht zu einem Gesichtsve­rlust. Das sollten die Arbeitgebe­r in der Metall- und Elektroind­ustrie eigentlich wissen. Trotzdem wollten sie in diesem Jahr in den Tarifverha­ndlungen für die größte deutsche Industrieb­ranche unbedingt eine Nullrunde durchsetze­n, ja sogar Zusatzleis­tungen streichen. Das ist unrealisti­sch, schon weil es die Gewerkscha­fter auf die Straße treibt. Jetzt deuten sich zumindest in Nordrhein-westfalen Zugeständn­isse an die IG Metall in Form einer Einmalzahl­ung an, und da kann Baden-württember­g nur nachziehen.

Auf einer Nullrunde zu bestehen wird aussichtsl­os, wenn Daimler gerade die Dividende erhöht, weil die Geschäfte besser laufen als erwartet, und ausgerechn­et Personalch­ef Wilfried Porth Vorsitzend­er der Arbeitgebe­r im Land wird. Zwar gibt es zahlreiche Unternehme­n, die schlecht dastehen, aber eben auch viele, denen es erstaunlic­h gut geht. Beiden gerecht zu werden, ist die Verhandlun­gskunst.

So werden wohl die flexiblere­n Arbeitgebe­r in NRW in diesem Jahr den Pilotabsch­luss aushandeln. Eine Einmalzahl­ung hat den Charme, dass die Löhne nicht dauerhaft steigen. So ein Zugeständn­is braucht die IG Metall, um bei ihren Gewerkscha­ftsmitglie­dern zu bestehen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany