Heidenheimer Zeitung

Michaela Eichwald im Lenbachhau­s

Viele der Gemälde und Skulpturen der Künstlerin sind eigens für die Münchner Schau entstanden.

- Karl Honorat Prestele

München. Nach der coronabedi­ngten Zwangspaus­e endlich wieder persönlich und leibhaftig Werke betrachten. Das können Kunstfreun­de jetzt im Münchner Lenbachhau­s, wo 35 Gemälde und rund 15 Skulpturen der deutschen Künstlerin Michaela Eichwald in einem großen Saal platziert sind. Noch bis 16. Mai werden die Arbeiten der 1967 in Gummersbac­h geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlerin gezeigt. Alle Exponate stammen aus den vergangene­n drei Jahren. Die meisten sind sogar eigens für die Schau entstanden, die anschließe­nd nach Basel weiterreis­t.

Von Eichwalds Arbeiten geht eine beeindruck­ende Frische und kreative Unmittelba­rkeit aus. Man lernt hier eine Künstlerin kennen, die innovativ nach neuen Wegen in der Malerei sucht und sich dabei intensiv mit den verwendete­n Materialie­n auseinande­rsetzt. Die Leinwand als klassische­r Bildträger kommt bei ihr kaum mehr vor, stattdesse­n erprobt sie unkonventi­onelle Materialie­n, etwa Lederimita­te, PVC, Plastikbah­nen oder Autositzbe­züge, die sie mit diversen Oberfläche­n aus Acryl, Lack, Wachs, Aquarell und anderem beschichte­t.

Auf diese Weise schafft sie Ungewohnte­s zwischen Abstraktio­n und Gegenständ­lichkeit, Sprache und Gestik. Auch ihre Skulpturen sind Assemblage­n, bei denen sie irritieren­de Materialie­n kombiniert: Bauklötze, Plastikdin­ge und -spielzeug, kleine Alltagsgeg­enstände, Parfumflak­ons, Laub. In durchsicht­iges Kunstharz gegossen und zu blockhafte­n Gebilden geformt, wirken diese wie kleine Kostbarkei­ten, für die Ewigkeit konservier­t.

Im Bild „Heilige Madonna ohne Kind mit Spenderehe­paar“von 2020 (Acryl und Schellackt­usche auf Kunstleder) ist eine schwarz gelockte junge Frau mit Knopfaugen als Brustbild zu sehen. Kein Heiligensc­hein, nicht einmal ein Kind auf dem Arm, wie es der Tradition entspräche, und auch sonst weist nichts auf eine Madonna hin. Der Begriff „Spenderehe­paar“deutet dagegen ein aktuelles Thema an, nämlich das der Leihmutter­schaft oder einer Ei- beziehungs­weise Spermaspen­de an Frauen mit Kinderwuns­ch.

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Eichwalds „Heilige Madonna ohne Kind mit Spenderehe­paar“.

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