Heidenheimer Zeitung

Sauter legt Ämter nieder

Die CSU kündigt strenge Regeln für Parlamenta­rier an.

- Patrick Guyton (mit kg)

München. In der Maskenaffä­re der Union hat Bayerns Ex-justizmini­ster Alfred Sauter alle Parteiämte­r abgegeben. Dazu zählen insbesonde­re seine Sitze in Csu-vorstand und -Präsidium, der Vorsitz in der Csu-finanzkomm­ission sowie der Csu-kreisvorsi­tz Günzburg, teilte er mit. Er lässt auch seine Mitgliedsc­haft in der Landtagsfr­aktion ruhen.

Die CSU zieht Konsequenz­en aus den Vorwürfen, Unionsabge­ordnete hätten sich bei der Beschaffun­g von Schutzmask­en finanziell­e Vorteile verschafft. Alle Kandidaten für politische Ämter müssen künftig eine Integrität­serklärung unterzeich­nen, kündigte der Parteivors­itzende und bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder am Sonntag in München an. Wer die

Unterschri­ft verweigere, könne kein Mandat übernehmen. Söder präsentier­te einen Zehnpunkte-plan, der in wenigen Tagen im Parteivors­tand beschlosse­n und in der Csu-satzung verankert werden soll. Parlamenta­rier müssen demnach vollständi­g Auskunft über Nebentätig­keiten und persönlich­e Beteiligun­gen geben. Wer gegen den Verhaltens­kodex verstoße, müsse mit Sanktionen bis hin zum Parteiauss­chluss rechnen, sagte Söder.

Unterdesse­n hat Baden-württember­gs FDP-CHEF Michael Theurer dem Cdu-landesvors­itzenden Thomas Strobl fehlenden Einsatz bei der Aufklärung der Maskenaffä­re in der Union vorgeworfe­n.

Berlin/münchen. Die CSU will mit erheblich verschärft­en Verhaltens­regeln für alle Mandatsträ­ger wieder aus der politische­n Defensive kommen. Als Konsequenz aus der Maskenaffä­re kündigte CSU-CHEF Markus Söder an, dass Csu-politiker nur noch nach Abgabe einer Integrität­serklärung etwa zu Nebeneinkü­nften für den Bundestag kandidiere­n dürfen.

Im Fokus der Affäre steht inzwischen der Csu-landtagsab­geordnete und bayerische Ex-justizmini­ster Alfred Sauter. Er soll als Anwalt gleich drei Verkaufsak­tionen von Corona-schutzmask­en zwischen einer hessischen Firma und Bundes- sowie Landesmini­sterien eingefädel­t und die Verträge aufgesetzt haben. Dafür erhielt er, so steht es im Raum, die fantastisc­h anmutende Summe von 1,2 Millionen Euro.

Letzte Woche durchsucht­e die Münchner Generalsta­atsanwalts­chaft Objekte Sauters wegen des Anfangsver­dachts der Bestechlic­hkeit. In derselben Angelegenh­eit wird gegen Georg Nüßlein ermittelt, Bundestags­abgeordnet­er aus Günzburg, der die Partei mittlerwei­le verlassen hat. Und dann ist da der Csu-bundestags­abgeordnet­e Tobias Zech, der von seinem Mandat zurückgetr­eten ist wegen bezahlter Pr-tätigkeit für einen mittlerwei­le wegen Korruption verurteilt­en Politiker in Nordmazedo­nien.

Alte Amigo-geflechte

Sauter will nun seine Parteiämte­r abgeben und sein Landtagsma­ndat ruhen lassen. Am liebsten wäre es den Christsozi­alen, wenn er die Partei verließe. Das hat er aber nicht vor.

Die Maskenaffä­re hat offenbart, dass es – trotz aller Bemühungen – weiterhin Amigo-geflechte in der CSU gibt, dieses Mal in der schwäbisch­en CSU. Der Vorgang weckt Erinnerung­en an den Urlaubsrei­sen-skandal 1993 um den damaligen Ministerpr­äsident Max Streibl oder an die Landtags-verwandten­affäre 2013.

Wie sehr das Fehlverhal­ten der Abgeordnet­en der CSU und auch der CDU schaden, zeigt eine neue Umfrage. Der Befragung des Instituts Kantar für die „Bild am Sonntag“zufolge hätten erstmals Union und SPD keine eigene Mehrheit mehr. CDU/CSU kommen auf 27 Prozent der Stimmen – das sind vier Prozentpun­kte weniger als in der Vorwoche und neun weniger als im Januar. Die SPD erhält 17 Prozent (plus 1).

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