Zu kurz gedacht
Keine ausländischen Zuschauer und Volunteers bei den Olympischen Sommerspielen 2020 plus 1 in Tokio und bei den Paralympics zuzulassen, ist ein erster grundsätzlich richtiger Schritt, aber nur ein ganz kurzer, ein zu kurzer. Die Corona-pandemie, unabhängig von nationalen Unterschieden und Fortschritten in der Bekämpfung des Virus, zwingt förmlich zur Überlegung, dieses sportliche Highlight wie vor einem Jahr komplett abzusagen oder zu verschieben. Das wäre nicht nur ein großer, sondern auch ein angemessener Schritt.
Dass selbst die raffiniertesten Hygienekonzepte nichts taugen, wenn Sportler zu Wettkämpfen zusammenkommen, haben jüngst die Leichtathletik-hallen-em in Torun und der Fecht-weltcup in Budapest gezeigt, in deren Folge es etliche Corona-infektionen gab. Selbst wenn es sich mehrheitlich um individuelles Fehlverhalten der Sportler gehandelt haben sollte, wie es Alfons Hörmann, der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, behauptet, wäre genau das auch in Tokio nicht auszuschließen, zumal die Zahl der Teilnehmenden deutlich höher ist.
Eine Komplettabsage oder erneute Verschiebung wäre ausgesprochen bitter für die Sportlerinnen und Sportler, wäre auch ganz schlecht für die Kassen des Internationalen Olympischen Komitees wegen der ausbleibenden Tv-gelder, aber zwingend notwendig für die Welt-gemeinschaft.
Jetzt wäre noch der richtige Zeitpunkt für die Entscheidung, denn alle Sportler stecken in der Vorbereitung – wenn sie denn überhaupt dabei sind. Etliche Qualifikationsturniere in vielen Disziplinen stehen noch aus. Eine Absage würde auch in diesem Punkt für Klarheit sorgen.