Heidenheimer Zeitung

Handel im Wandel: Was alles neu wird

Alteingese­ssene Wirtsleute planen ihren Rückzug in den Ruhestand, Geschäfte ziehen um und der FCH kommt in die Stadtmitte. Ein kleiner Rundgang zeigt Beispiele auf, wo sich derzeit etwas tut.

- Foto: Oliver Vogel Von Karin Fuchs

Schwäbisch­e Küche wird im schwäbisch­en Heidenheim immer mehr zur Rarität. Nachdem Gertrud Keim ihre Gaststätte „Schwarzer Ochsen“an der Schnaithei­mer Straße geschlosse­n hat, denkt das nächste Wirte-ehepaar daran, sich in den Ruhestand zu verabschie­den. Margit und Manfred Schwarz vom Wilhelms Eck haben das Wirtshaus an der Wilhelmstr­aße zum Verkauf ausgeschri­eben. „So langsam ist es an der Zeit, an den Ruhestand zu denken“, sagt Margit Schwarz.

Vor 32 Jahren hatte sie sich als Quereinste­igerin ins kalte Wasser gestürzt und ihren Traum von einer eigenen Gaststätte verwirklic­ht. „Das war meine Vorherbest­immung, mein Schicksal“. Damals arbeitete sie bei Voith, kellnerte nebenher im „Alten Hut“und traf dann im Alter von 33 Jahren als Mutter eines vierjährig­en Kindes die Entscheidu­ng ihres Lebens: Sie kaufte das frühere Farbengesc­häft der Familie Beller an der Wilhelmstr­aße und baute es in eine Gastwirtsc­haft um. Als Jahre später Manfred Schwarz in das Leben der Wirtin trat, ein Koch, wurde aus der Kneipe eine schwäbisch­e Wirtschaft mit gut bürgerlich­er Küche.

Schon seit vier Jahren treten die beiden etwas kürzer und haben nur noch viereinhal­b Tage geöffnet. Doch nun denken Sie an den Ausstieg. „Wir müssen nicht verkaufen, sondern wir dürfen“, sagt Margit Schwarz. Als Interessen­ten hätten sich Albaner und Türken gemeldet, doch am liebsten wäre es Margit Schwarz, wenn jemand das Wilhelms Eck als Wirtschaft übernehmen würde. Sie selbst findet die Corona-zeit für einen Neustart kein Hindernis. Im Gegenteil: gerade im Moment sei viel in Bewegung. „Ich habe es damals auch geschafft. Es kann jeder schaffen, man muss es nur wollen“, ist sie überzeugt.

Neuer Italiener

Auch in der Hinteren Gasse 56 gab es im einstigen Lamm schwäbisch­e Küche, die schon seit einiger Zeit durch italienisc­he ersetzt worden ist. Doch nun hat der eine Italiener nach rund zwei Jahren einen anderen abgelöst. Aus der

„Osteria La Locanda“wurde „La Taverna del Castello“. Ins Auge sticht die neue Außengesta­ltung, die das Tor zu Schloss Hellenstei­n mit der Zugbrücke nachbildet.

Der neue Betreiber ist bereits mit einer Pizzeria in Neresheim ansässig, am Herd steht mit Antonio Ariano ein Koch, der vor sechs Jahren aus Neapel nach Deutschlan­d gekommen ist, wie er selbst berichtet. Eröffnung war mitten in der Corona-lockdown-zeit im Februar, sodass es zum Start wie in allen anderen Gaststätte­n nur Gerichte zum Abholen gibt.

FCH eröffnet neuen Fanshop

Der 1. FC Heidenheim kommt vom Schlossber­g in die Innenstadt und eröffnet in der Fußgängerz­one einen Fanshop. Dort, wo zuvor an der Hauptstraß­e die Metzgerei Häußler einen Laden hatte, wird dafür schon fleißig umgebaut.

Gemeinsam mit dem Merchandis­ingpartner Liha Werbung werde der FCH in den kommenden Wochen eine Fanshop-filiale in der Hauptstraß­e eröffnen, bestätigt Fch-pressespre­cher Markus Gamm. „Damit wollen wir den FCH-FANS in Zukunft direkt im Herzen der Heidenheim­er Innenstadt Fanartikel und Tickets anbieten und auch rund um den FCH informiere­n.“Den Fan- und Ticketshop an der Voith-arena werde es natürlich weiterhin geben. Das Eröffnungs­datum werde noch bekannt gegeben.

Schumacher zieht in Irish Pub

Schon lange leer steht das einstige Irish Pub „Molly Malone’s“Am Wedelgrabe­n. Seit März ist dort wieder Leben eingekehrt. Schuhmache­rmeister Volker Schmid hat nach 20 Jahren seinen Laden an der Grabenstra­ße 1 verlassen und ist in das Eckhaus am Wedelgrabe­n

gezogen. Finanziell­e Aspekte hätten ihn zu diesem Schritt bewogen, sagt Volker Schmid. Die Werkstatt ist bereits fertig eingericht­et, jetzt fehle nur noch der Werbezug an der Außenfassa­de. Mit dem Umzug wird das „Werler“aus dem Firmenname­n verschwind­en.

Die Schuhrepar­atur durfte während des Lockdowns weiter geöffnet sein, dennoch gebe es deutlich weniger Kundschaft. „Kein Theater, kein Kino, kein auswärts Essen: Verschiede­ne Schuhe werden zurzeit nicht gebraucht.“Konzentrie­ren will sich Schmid künftig noch mehr auf die Produktion von Maßschuhen. „Gerade, weil es das Handwerk heutzutage nicht mehr oft gibt.“

Lebensmitt­el im Zentrum

Ein paar Häuser eröffnet in Kürze die Norma-filiale wieder, die seit Mitte Januar wegen einer umfassende­n Renovierun­g und Erweiterun­g in den nebenstehe­nden Neubau geschlosse­n wurde. „Der Umbau ist auch ein Bekenntnis zur Innenstadt, gerade in den aktuell schwierige­n Corona-zeiten“, teilt eine Norma-sprecherin mit. Die Wiedereröf­fnung ist für den 29. März, 7 Uhr geplant. Geöffnet ist die Filiale täglich bis 20 Uhr. Die Filiale wurde im Zuge des Umbaus um 152 auf 477 Quadratmet­er vergrößert.

Südliche Hauptstraß­e

Mehr Leben kehrt nach vielen Jahren des Stillstand­s in den früheren Güttinger-komplex an der südlichen Hauptstraß­e ein. Im großen Eckladen entsteht Heidenheim­s erster Unverpackt­laden „Tante Heidi“, wo derzeit bereits an der Einrichtun­g gearbeitet wird. Die ersten Schütten, aus denen die unverpackt­en Lebensmitt­el fließen werden, hängen bereits. Einen Teil der Investitio­nskosten für Einrichtun­g und Mehrweg-system haben Nadine Schulz und Tobias Müller über eine Crowdfundi­ng-kampagne finanziert. Mit Plakaten und Bildern ausgestatt­et sind derzeit die Schaufenst­er, die in Kooperatio­n mit dem Heidenheim­er Künstler Karl-heinz Stufft-fischer gestaltet wurden. „Da in der aktuellen Zeit die Kultur ein wenig zu kurz kommt, wollten wir einen kleinen künstleris­chen Beitrag leisten“, teilen die beiden mit.

Bereits eröffnet hat nebenan Erna Bianco ihr Studio für medizinisc­he Fußpflege. Eröffnet hat sie ihren Betrieb vor 27 Jahren an der Wilhelmstr­aße, zog dann zehn Jahre später in die Clichystra­ße 22. Sie habe sich für den neuen Standort an der Hauptstraß­e entschiede­n, weil das Gebäude an der Clichystra­ße abgerissen werde, erzählt Erna Bianco.

Pop-up-store in Hinterer Gasse

Noch Zukunftsmu­sik sind die Pläne von Uwe Anders, der unter gleichen Namen sowie unter dem Namen Juna drei Modegeschä­fte in der Innenstadt betreibt. Auf der Rückseite des Herrenmode­geschäftes Anders Männersach­e, also in der Hinteren Gasse, soll in einem bislang als Lager genutzten Gebäudetei­l ein kleiner Pop-upstore entstehen. Je nach Jahreszeit, so erzählt Uwe Anders, könnte hier das Sortiment wechseln und nicht nur Kleidung, sondern auch Schuhe und Dekoware umfassen. Bis das realisiert werden kann, werde es aber womöglich noch bis zum kommenden Jahr dauern.

Neues auf der grünen Wiese

Auch vor den Toren der City tut sich was. In Nachbarsch­aft zum Handelshof in Schnaithei­m eröffnet ein Fahrradlad­en. Inhaberin ist die Multicycle Fahrrad-handels Gmbh & Co. KG, die ihren Fokus auf die Radmarke „Cube“legt, deshalb auch der Name „Cube-store“.

Die Eröffnung sei eigentlich für Anfang des Jahres geplant gewesen, berichtet Sebastian Postupa, der momentan bei der Einrichtun­g der Heidenheim­er Filiale unterstütz­t. Die Eröffnung sei nun für Anfang April geplant. Der Laden an der Aalener Straße 20 stand seit Mitte 2019 leer, nachdem die Filiale von der Modekette Miller & Monroe in der Insolvenz geschlosse­n wurde. Die Einzelhand­elskette Miller & Monroe hatte erst im Jahr zuvor die Filiale der Modekette Charles Vögele übernommen.

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Foto: Oliver Vogel Margit Schwarz trennt sich vom Wilhelms-eck und sucht einen Käufer und Nachfolger.
 ?? Foto: Markus Brandhuber ?? Wo früher die Metzgerei Häußler war, eröffnet in der Heidenheim­er Fußgängerz­one der Fch-fanshop.
Foto: Markus Brandhuber Wo früher die Metzgerei Häußler war, eröffnet in der Heidenheim­er Fußgängerz­one der Fch-fanshop.
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Hinter den Künstler-bildern in den Schaufenst­ern entsteht im Güttinger-komplex Heidenheim­s erster Unverpackt­laden. Daneben hat ein medizinisc­hes Fußpfleges­tudio eröffnet.

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