Handel im Wandel: Was alles neu wird
Alteingesessene Wirtsleute planen ihren Rückzug in den Ruhestand, Geschäfte ziehen um und der FCH kommt in die Stadtmitte. Ein kleiner Rundgang zeigt Beispiele auf, wo sich derzeit etwas tut.
Schwäbische Küche wird im schwäbischen Heidenheim immer mehr zur Rarität. Nachdem Gertrud Keim ihre Gaststätte „Schwarzer Ochsen“an der Schnaitheimer Straße geschlossen hat, denkt das nächste Wirte-ehepaar daran, sich in den Ruhestand zu verabschieden. Margit und Manfred Schwarz vom Wilhelms Eck haben das Wirtshaus an der Wilhelmstraße zum Verkauf ausgeschrieben. „So langsam ist es an der Zeit, an den Ruhestand zu denken“, sagt Margit Schwarz.
Vor 32 Jahren hatte sie sich als Quereinsteigerin ins kalte Wasser gestürzt und ihren Traum von einer eigenen Gaststätte verwirklicht. „Das war meine Vorherbestimmung, mein Schicksal“. Damals arbeitete sie bei Voith, kellnerte nebenher im „Alten Hut“und traf dann im Alter von 33 Jahren als Mutter eines vierjährigen Kindes die Entscheidung ihres Lebens: Sie kaufte das frühere Farbengeschäft der Familie Beller an der Wilhelmstraße und baute es in eine Gastwirtschaft um. Als Jahre später Manfred Schwarz in das Leben der Wirtin trat, ein Koch, wurde aus der Kneipe eine schwäbische Wirtschaft mit gut bürgerlicher Küche.
Schon seit vier Jahren treten die beiden etwas kürzer und haben nur noch viereinhalb Tage geöffnet. Doch nun denken Sie an den Ausstieg. „Wir müssen nicht verkaufen, sondern wir dürfen“, sagt Margit Schwarz. Als Interessenten hätten sich Albaner und Türken gemeldet, doch am liebsten wäre es Margit Schwarz, wenn jemand das Wilhelms Eck als Wirtschaft übernehmen würde. Sie selbst findet die Corona-zeit für einen Neustart kein Hindernis. Im Gegenteil: gerade im Moment sei viel in Bewegung. „Ich habe es damals auch geschafft. Es kann jeder schaffen, man muss es nur wollen“, ist sie überzeugt.
Neuer Italiener
Auch in der Hinteren Gasse 56 gab es im einstigen Lamm schwäbische Küche, die schon seit einiger Zeit durch italienische ersetzt worden ist. Doch nun hat der eine Italiener nach rund zwei Jahren einen anderen abgelöst. Aus der
„Osteria La Locanda“wurde „La Taverna del Castello“. Ins Auge sticht die neue Außengestaltung, die das Tor zu Schloss Hellenstein mit der Zugbrücke nachbildet.
Der neue Betreiber ist bereits mit einer Pizzeria in Neresheim ansässig, am Herd steht mit Antonio Ariano ein Koch, der vor sechs Jahren aus Neapel nach Deutschland gekommen ist, wie er selbst berichtet. Eröffnung war mitten in der Corona-lockdown-zeit im Februar, sodass es zum Start wie in allen anderen Gaststätten nur Gerichte zum Abholen gibt.
FCH eröffnet neuen Fanshop
Der 1. FC Heidenheim kommt vom Schlossberg in die Innenstadt und eröffnet in der Fußgängerzone einen Fanshop. Dort, wo zuvor an der Hauptstraße die Metzgerei Häußler einen Laden hatte, wird dafür schon fleißig umgebaut.
Gemeinsam mit dem Merchandisingpartner Liha Werbung werde der FCH in den kommenden Wochen eine Fanshop-filiale in der Hauptstraße eröffnen, bestätigt Fch-pressesprecher Markus Gamm. „Damit wollen wir den FCH-FANS in Zukunft direkt im Herzen der Heidenheimer Innenstadt Fanartikel und Tickets anbieten und auch rund um den FCH informieren.“Den Fan- und Ticketshop an der Voith-arena werde es natürlich weiterhin geben. Das Eröffnungsdatum werde noch bekannt gegeben.
Schumacher zieht in Irish Pub
Schon lange leer steht das einstige Irish Pub „Molly Malone’s“Am Wedelgraben. Seit März ist dort wieder Leben eingekehrt. Schuhmachermeister Volker Schmid hat nach 20 Jahren seinen Laden an der Grabenstraße 1 verlassen und ist in das Eckhaus am Wedelgraben
gezogen. Finanzielle Aspekte hätten ihn zu diesem Schritt bewogen, sagt Volker Schmid. Die Werkstatt ist bereits fertig eingerichtet, jetzt fehle nur noch der Werbezug an der Außenfassade. Mit dem Umzug wird das „Werler“aus dem Firmennamen verschwinden.
Die Schuhreparatur durfte während des Lockdowns weiter geöffnet sein, dennoch gebe es deutlich weniger Kundschaft. „Kein Theater, kein Kino, kein auswärts Essen: Verschiedene Schuhe werden zurzeit nicht gebraucht.“Konzentrieren will sich Schmid künftig noch mehr auf die Produktion von Maßschuhen. „Gerade, weil es das Handwerk heutzutage nicht mehr oft gibt.“
Lebensmittel im Zentrum
Ein paar Häuser eröffnet in Kürze die Norma-filiale wieder, die seit Mitte Januar wegen einer umfassenden Renovierung und Erweiterung in den nebenstehenden Neubau geschlossen wurde. „Der Umbau ist auch ein Bekenntnis zur Innenstadt, gerade in den aktuell schwierigen Corona-zeiten“, teilt eine Norma-sprecherin mit. Die Wiedereröffnung ist für den 29. März, 7 Uhr geplant. Geöffnet ist die Filiale täglich bis 20 Uhr. Die Filiale wurde im Zuge des Umbaus um 152 auf 477 Quadratmeter vergrößert.
Südliche Hauptstraße
Mehr Leben kehrt nach vielen Jahren des Stillstands in den früheren Güttinger-komplex an der südlichen Hauptstraße ein. Im großen Eckladen entsteht Heidenheims erster Unverpacktladen „Tante Heidi“, wo derzeit bereits an der Einrichtung gearbeitet wird. Die ersten Schütten, aus denen die unverpackten Lebensmittel fließen werden, hängen bereits. Einen Teil der Investitionskosten für Einrichtung und Mehrweg-system haben Nadine Schulz und Tobias Müller über eine Crowdfunding-kampagne finanziert. Mit Plakaten und Bildern ausgestattet sind derzeit die Schaufenster, die in Kooperation mit dem Heidenheimer Künstler Karl-heinz Stufft-fischer gestaltet wurden. „Da in der aktuellen Zeit die Kultur ein wenig zu kurz kommt, wollten wir einen kleinen künstlerischen Beitrag leisten“, teilen die beiden mit.
Bereits eröffnet hat nebenan Erna Bianco ihr Studio für medizinische Fußpflege. Eröffnet hat sie ihren Betrieb vor 27 Jahren an der Wilhelmstraße, zog dann zehn Jahre später in die Clichystraße 22. Sie habe sich für den neuen Standort an der Hauptstraße entschieden, weil das Gebäude an der Clichystraße abgerissen werde, erzählt Erna Bianco.
Pop-up-store in Hinterer Gasse
Noch Zukunftsmusik sind die Pläne von Uwe Anders, der unter gleichen Namen sowie unter dem Namen Juna drei Modegeschäfte in der Innenstadt betreibt. Auf der Rückseite des Herrenmodegeschäftes Anders Männersache, also in der Hinteren Gasse, soll in einem bislang als Lager genutzten Gebäudeteil ein kleiner Pop-upstore entstehen. Je nach Jahreszeit, so erzählt Uwe Anders, könnte hier das Sortiment wechseln und nicht nur Kleidung, sondern auch Schuhe und Dekoware umfassen. Bis das realisiert werden kann, werde es aber womöglich noch bis zum kommenden Jahr dauern.
Neues auf der grünen Wiese
Auch vor den Toren der City tut sich was. In Nachbarschaft zum Handelshof in Schnaitheim eröffnet ein Fahrradladen. Inhaberin ist die Multicycle Fahrrad-handels Gmbh & Co. KG, die ihren Fokus auf die Radmarke „Cube“legt, deshalb auch der Name „Cube-store“.
Die Eröffnung sei eigentlich für Anfang des Jahres geplant gewesen, berichtet Sebastian Postupa, der momentan bei der Einrichtung der Heidenheimer Filiale unterstützt. Die Eröffnung sei nun für Anfang April geplant. Der Laden an der Aalener Straße 20 stand seit Mitte 2019 leer, nachdem die Filiale von der Modekette Miller & Monroe in der Insolvenz geschlossen wurde. Die Einzelhandelskette Miller & Monroe hatte erst im Jahr zuvor die Filiale der Modekette Charles Vögele übernommen.