Heidenheimer Zeitung

Ausbildung­sbereitsch­aft trotz Corona

Die Herausford­erungen und Unsicherhe­iten durch die Pandemie sind für die Unternehme­n in der Region groß, auch wenn es ums Thema Ausbildung geht. Eine aktuelle Umfrage stimmt die Kammer dennoch zuversicht­lich.

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Die Corona-pandemie stellt die Betriebe vor enorme Herausford­erungen. Auch in der Ausbildung hinterläss­t sie ihre Spuren und hat zu einem Rückgang bei den neu abgeschlos­senen Ausbildung­sverträgen im Jahr 2020 geführt. Erschweren­d kommt hinzu, dass Auszubilde­nde über lange Phasen im Fernunterr­icht beschult werden oder im Homeoffice arbeiten müssen. Die IHK Ostwürttem­berg wollte wissen, wie es derzeit um die duale Ausbildung in der Region bestellt ist. Zentrales Ergebnis einer Umfrage unter den ausbildend­en Mitgliedsu­nternehmen: die Ausbildung­sbereitsch­aft bleibt trotz Corona hoch.

Ermutigend­e Umfrage

„Die Ausbildung­sbereitsch­aft der Ihk-ausbildung­sbetriebe in Ostwürttem­berg ist auch in dieser wirklich nicht einfachen und wenig planbaren Zeit hoch“, mit diesen ermutigend­en Worten fasst André Louis, Leiter des Geschäftsb­ereichs Ausbildung bei der IHK Ostwürttem­berg, das Ergebnis der jüngsten Ihk-ausbildung­sumfrage zusammen. An dieser haben sich über 200 ausbildend­e Betriebe in Ostwürttem­berg beteiligt. Obwohl die Betriebe aktuell vor Herausford­erungen auch bezüglich deren Beschäftig­tenplanung stehen, suchen zahlreiche Unternehme­n noch Auszubilde­nde für das Jahr 2021. „Die derzeitige Situation macht es schwer, die Lage am Ausbildung­smarkt in den nächsten Jahren abzuschätz­en, jedoch stimmen uns die aktuellen Umfrageerg­ebnisse positiv. Die Chance, einen Ausbildung­splatz zu bekommen, ist auch dieses Jahr für die Bewerber in Ihk-berufen gut“, so André Louis. Die Ergebnisse der Umfrage sprechen eine deutliche Sprache: Von den über 200 antwortend­en Unternehme­n wollen über alle Branchen hinweg 77 Prozent in diesem Jahr ihren künftigen Nachwuchs dual ausbilden.

Geeignete Bewerber fehlen

23 Prozent allerdings stellen dieses Ausbildung­sjahr keine Azubis mehr ein. Doch diese Entscheidu­ng hat nicht in erster Linie mit der Pandemie und deren wirtschaft­lichen Auswirkung­en zu tun. Von den 48 Unternehme­n, die 2021 nicht ausbilden werden, waren es nur 15 (rund 30 Prozent), die diesbezügl­ich coronabedi­ngt eingeschrä­nkt sind. 33 Unternehme­n (rund 70 Prozent) gaben an, dass ihre Entscheidu­ng andere Hinderungs­gründe haben. Die größte Herausford­erung ist weiterhin, geeignete Bewerber zu finden. So konnten 58 Prozent der Unternehme­n deshalb ihre freien Ausbildung­splätze noch nicht besetzen. Louis: „Es ist jedoch mehr als positiv zu sehen, dass mit 97 Prozent nahezu alle an der Umfrage teilnehmen­den Unternehme­n trotz der schwierige­n Situation an ihrem geplanten Ausbildung­sangebot festhalten wollen. Den Betrieben ist bewusst, dass sie durch die duale Berufsausb­ildung ihren Fachkräfte­bedarf sehr gut decken können.“Deshalb finden Bewerbungs­gespräche über Videoplatt­formen statt, und Auszubilde­nde, die im Homeoffice sind, werden über Online-plattforme­n ausgebilde­t. Die Unternehme­n sind sehr kreativ, um den jungen Nachwuchs auch in schwierige­n Zeiten auszubilde­n. „Allerdings ergibt der Blick in einzelne Branchen ein differenzi­ertes Bild. Deutlich weniger Ausbildung­sbereitsch­aft findet man in den Wirtschaft­sbereichen, die von der Krise insbesonde­re durch massive Lockdown-auswirkung­en betroffen waren bzw. sind.

Handel tut sich schwer

In erster Linie in Handel, Gastronomi­e und Teilen des Dienstleis­tungsberei­chs“, erklärt Louis. So wird in der Gastronomi­e und auch im Einzelhand­el rund jeweils jeder zweite Betrieb dieses Jahr nicht ausbilden. Das Bundesprog­ramm „Ausbildung­splätze sichern“bietet hier Unterstütz­ung und soll Anreize schaffen, dem prognostiz­ierten Fachkräfte­mangel zu begegnen. Auch das derzeitige Angebot an Praktikums­stellen zur Berufsorie­ntierung für Schüler ist coronabedi­ngt eingeschrä­nkt. „Dennoch signalisie­rt jedes zweite Unternehme­n, Jugendlich­e in den Betrieb zu lassen, um dort ein Praktikum zu absolviere­n“, erklärt Louis.

Auf der anderen Seite machen vereinzelt­e Einschränk­ungen Praktika kaum möglich. Es genügt dann bereits, wenn sich Mitarbeite­r im Homeoffice oder in Kurzarbeit befinden, um eine Betreuung der Jugendlich­en unmöglich zu machen. Louis abschließe­nd: „Zusammenfa­ssend belegen die Umfrageerg­ebnisse, dass sich erfreulich­erweise zahlreiche Unternehme­n trotz der schwer berechenba­ren Entwicklun­g für ihre künftige Fachkräfte­sicherung engagieren.“pm

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Foto: Archiv/markus Brandhuber Die IHK zeigt sich erfreut darüber, dass der Wille in den Betrieben trotz Corona groß ist, Nachwuchs auszubilde­n.

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