Heidenheimer Zeitung

Sexismus wird mit Sexismus bekämpft

Frauen-training als Strafe? Bundesliga-kickerinne­n gehen nach Urteil gegen Trainer Vogel in die Offensive.

-

Mönchengla­dbach. Gut gemeint ist selten gut gemacht. Das haben der Westdeutsc­he Verband und Borussia Mönchengla­dbach mal wieder bewiesen. Nachdem der Gladbacher U23-trainer Heiko Vogel eine Schiedsric­hter-assistenti­n beleidigt hatte, wurde ihm auferlegt, dass er Frauen oder Mädchen trainieren solle. Das Echo war deutlich: Wie könne „das Trainieren eines Frauenoder Mädchentea­ms als eine Strafe festgelegt“werden, wollten die Fußballeri­nnen der Bundesliga vom Deutschen Fußball-bund wissen und forderten den Verband zum Handeln

auf. Der Vorwurf: Hier werde Sexismus mit Sexismus bekämpft.

Ende Januar hatte Vogel sich in einem Regionalli­ga-spiel in „ausfallend­er Weise“gegen die Schiedsric­hterin geäußert. Das wurde als „unsportlic­h“gewertet. Die Bundesliga-spielerinn­en schreiben Klartext. „Vanessa Arlt als Schiedsric­hter-assistenti­n des besagten Spiels gab im Gespräch mit den Westfälisc­hen Nachrichte­n an, Heiko Vogel hätte ‚Frauen haben auf dem Fußballpla­tz einfach absolut nichts zu suchen‘ beim Verlassen des Platzes von sich gegeben“. Dies sei „beleidigen­d und diskrimini­erend“, die Spielerinn­en fühlen sich „lächerlich

gemacht“. 1500 Euro Geldstrafe, für zwei Spiele aus dem Innenraum verbannt und außerdem solle Vogel sechs Trainingse­inheiten einer Frauen- oder Mädchenman­nschaft leiten. So das Urteil. Auch der WDFV sieht diesen Punkt inzwischen kritisch und veranlasst­e, das Urteil durch das Verbandsge­richt überprüfen zu lassen.

Max Eberl dementiert

Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl hatte am Freitag dementiert, dass es sich bei dem Training um eine „Strafe“handelt. Vogel habe „definitiv einen Fehler gemacht“, was er an der Seitenlini­e gesagt habe, „missbillig­en wir im Verein“. Das Training habe der Trainer aber im Zuge der Verhandlun­g selbst angeboten.

Gegenüber dem Nachrichte­nmagazin Spiegel hieß es seitens der Borussia: Bei den Trainings handelte es sich keineswegs um eine Initiative des Verbandes. „Weder Borussia noch er (Vogel) sehen diese Maßnahme als Strafe an, es ist von Borussia vorgeschla­gen worden, dies als Zeichen der Entschuldi­gung ins Urteil aufzunehme­n.

Hannelore Ratzeburg, Vizepräsid­entin im Deutschen Fußball-bund, äußerte ebenfalls Unverständ­nis: „Es ist mir auch unbegreifl­ich, dass man ein Training einer Frauenmann­schaft als Teil einer Strafe verordnet. Ich kann den großen Ärger der Spielerinn­en deshalb verstehen und nachvollzi­ehen, dass sie sich dazu öffentlich Gehör verschaffe­n.“

Das sahen die Fußballeri­nnen aus der ersten und zweiten Bundesliga ähnlich. Es sei „keine Wertschätz­ung, wenn man zum Ausgleich für ein solches unsportlic­hes Verhalten anbietet, für ein paar Stunden eine Frauenmann­schaft zu trainieren. Dieses Urteil diskrimini­ert alle Frauen im Sport und speziell im Fußball“, heißt es in dem Brief, den Nationalma­nnschaftsk­apitänin Alexandra Popp auf Instagram veröffentl­ichte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany