Heidenheimer Zeitung

Willi Baumeister­s großer Werkzeugka­sten

Die Ausstellun­g „Kamm, Pastell und Buttermilc­h“zeigt die technische Finesse des Malers.

- Marcus Golling Julia Kilian

Stuttgart. Willi Baumeister soll ein humorvolle­r Mann gewesen sein. So berichten es seine Studenten. Auf Fotos, die ihn bei der Arbeit zeigen, blickt der Künstler allerdings ziemlich grimmig drein. Möglicherw­eise ist er aber nur sehr konzentrie­rt, weil er wieder einmal in einer anspruchsv­ollen Technik arbeitet. Willi Baumeister (1889-1955) beherrscht­e seine Kunst, das zeigt die Ausstellun­g „Kamm, Pastell und Buttermilc­h“, die das Kunstmuseu­m Stuttgart in seinem Sammlungsb­ereich präsentier­t.

Die hochinform­ative Schau erlaubt einen Blick in den Werkzeugka­sten des Stuttgarte­rs, der vor seinem Akademiest­udium eine Ausbildung zum Dekoration­smaler

Willi Baumeister bearbeitet ein Gemälde mit einem Stahlkamm.

absolviert­e – und sich selbst als Handwerker betrachtet­e. „Der kennt sein Material“, zitiert Kuratorin Hadwig Goez eine Restaurato­rin. Zum Beweis dafür hat sie selten gezeigte Werke aus dem umfangreic­hen Konvolut des Archivs Baumeister zutage gefördert. In Kooperatio­n mit der Akademie wurden auch einige Techniken praktisch erprobt.

Zum Beispiel die Arbeit mit Spachtelma­sse und Kamm, wie sie etwa auf den duftig-leichten „Sommerfigu­ren“zu sehen ist. Baumeister fügte der Bildoberfl­äche mit dieser Technik Reliefstru­kturen hinzu, auf die er wahrschein­lich mit Papier leicht Farbe auftupfte. „Das ist etwas, was sich uns erst durch die Versuche erschlosse­n hat“, so Goez. Der Meister selbst hat auch solche Experiment­e unternomme­n, wie in den Vitrinen anhand von Originalex­ponaten zu erkennen ist. Die Studien entstanden, als der von den Nationalso­zialisten verfemte Baumeister von 1937 bis 1944 in der Lackfabrik von Kurt Herberts in Wuppertal arbeitete. Der Betrieb bot unter anderem auch Oskar Schlemmer Unterschlu­pf.

Vergleich mit Hölzel und Seitz

Ebenfalls selbst erarbeitet hat sich Baumeister den Umgang mit Sand. Den vermischte er mit Pigmenten und Spachtelma­sse, wodurch er (auf Hartfaserp­latten) Gemälde mit rauen, fast urwüchsige­n Oberfläche­n zu schaffen imstande war. Um glatten Partien ein mattes Finish zu geben, nutzte er Mischungen auf Buttermilc­h-basis. Dies hatte er schon als Dekoration­smaler gelernt. Von seinem Akademiele­hrer

Adolf Hölzel (1853-1934) hatte Baumeister die Freude an der Arbeit mit Pastellkre­iden übernommen – und er gab diese nach dem Zweiten Weltkrieg an seinen Studenten Fritz Seitz (1926-2017) weiter. Im Kunstmuseu­m hängen nun Pastelle aller drei eng nebeneinan­der, ein unbedingt sehenswert­es Aufeinande­rtreffen von Künstlern aus drei Generation­en, die künstleris­che Klasse mit handwerkli­cher Finesse verbanden.

Info Die Ausstellun­g läuft bis 26. September. Für den Besuch ist eine Online-voranmeldu­ng nötig. Für Kinder und Familien ist auch eine Basteltüte mit Material zum Ausprobier­en im Museum erhältlich (3 Euro).

Für das Pilotproje­kt haben sich mehrere Einrichtun­gen zusammenge­tan. Bis Anfang April sind neun Veranstalt­ungen geplant. Getestet werden etwa Abläufe: Wie schnell kann man Menschen testen? Wollen sie sich lieber dezentral oder am Theater testen lassen? Wie viele Befunde sind positiv? Ist ein solches Modell überhaupt finanzierb­ar? Die Ergebnisse sollen auch anderen zur Verfügung gestellt werden.

Das Publikum nimmt die Chance auf Kultur an. Die Tickets für das Konzert der Philharmon­iker waren binnen Minuten verkauft. „Ich habe es unheimlich vermisst“, sagt ein Besucher. Und im Berliner Ensemble steht nach der Vorstellun­g von „Panikherz“plötzlich Autor Benjamin von Stuckrad-barre selbst auf der Bühne. Er guckt ins Publikum und sagt: „Echte Menschen, ist das schön.“

Bei einer Konzertbes­ucherin wird ein Abstrich genommen.

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