Der gelbe Konzern wird grün
Jedes Jahr schafft der ehemalige Staatskonzern tausende Elektrofahrzeuge an. Weiteres Ziel: Alternative Treibstoffe für Frachtschiffe und -flugzeuge. 2050 will das Unternehmen Co2-frei sein.
Um weniger Luftverschmutzung zu verursachen, will der Logistikriese Deutsche Post DHL noch mehr Elektrofahrzeuge auf die Straßen schicken. Bis Jahresende werden in Deutschland 5000 weitere Streetscooter in Betrieb genommen, sagte Konzernchef Frank Appel. Dann wären es etwa 20 000. Bis 2030 soll der Anteil der E-fahrzeuge der Firma auf der letzten Meile, also auf der Strecke bis zur Paketabgabe, von weltweit etwa 18 Prozent (Ende 2020) auf 60 Prozent steigen. Sollte der Plan umgesetzt werden – mit dann mehr als 80 000 E-fahrzeugen.
Appel und die Finanzvorständin Melanie Kreis trimmen den Konzern nun verstärkt auf Nachhaltigkeit. Sieben Milliarden Euro will die Deutsche Post DHL bis Ende 2030 in „klimaneutrale Logistiklösungen“investieren. Auch die Wettbewerber haben sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben, sind aber nicht so weit wie der Marktführer.
Außer um Elektrofahrzeuge geht es vor allem um den Einsatz
Konkurrenten verweisen auf Kosten der E-autos.
von alternativem Treibstoff in Flugzeugen. Er soll unter anderem aus Industrieabfall gewonnen werden und klimaschonend sein. Auch Lastwagen, die auf langen Distanzen fahren, sowie Schiffe mit Dhl-fracht an Bord sollen mit Ökotreibstoff betankt werden. Zudem soll der Gebäudebestand modernisiert werden.
Die Ökokraftstoffe können aber nur als Beimischung genutzt werden. Fossile Treibstoffe kommen also weiterhin zum Einsatz. Auf lange Sicht soll sich das ändern, 2050 will die Firma Co2-frei sein: Dann will sie gar keinen fossilen Treibstoff mehr nutzen.
Der jährliche Co2-ausstoß des Konzerns soll von zuletzt 33 Millionen
Tonnen auf unter 29 Millionen Tonnen im Jahr 2030 gesenkt werden und das, obwohl das Unternehmen stark wächst. Ohne die Maßnahmen wären es 2030 nach Schätzung des Konzerns 46 Millionen Tonnen. Appel: „Wir machen aus unserem gelben Konzern ein grünes Unternehmen.“
Die geplanten Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit sind teuer. Lohnt sich das angesichts scharfer Konkurrenz in der Branche? Ja, sagt Appel: Er setzt darauf, dass Konkurrenten ebenfalls mehr investieren werden. „Wenn das passiert, werden sicherlich auch die Preise steigen.“
Sollte die Konkurrenz ihre Investitionen nicht hochschrauben und demzufolge zunächst keine höheren Kosten haben, so könnte DHL nach den Worten von Appel im Jahr 2030 zwar vielleicht nicht die Preise anheben. „Aber wir werden einen signifikanten Wettbewerbsvorteil haben, der uns dann hilft, unser Geschäft schneller wachsen zu lassen.“
Der Bundesverband Paket & Expresslogistik (Biek), in dem sich unter anderem DPD und Hermes und damit Wettbewerber der Post organisiert haben, verweist auf Fortschritte seiner Mitgliedsfirmen, etwa verstärkte Investitionen in die Elektromobilität. Zugleich schreibt der Verband, dass die Wirtschaftlichkeit bei Elektrofahrzeugen infolge hoher Anschaffungskosten „immer noch nur bedingt gegeben“sei.
Unter Fachleuten rufen die Bonner Pläne zur Klimaneutralität Anerkennung hervor. Der Frankfurter Logistikprofessor Kai-oliver Schocke sieht die Post in einer Vorreiterrolle.
Umweltschützer reagierten verhalten. Der Verkehrsexperte von Greenpeace, Tobias Austrup, nannte den Post-klimaplan zwar „begrüßenswert“, er reiche aber nicht aus. „Wenn es Frank Appel ernst ist mit der grünen Post, dann muss bis zum Jahr 2030 der ganz überwiegende Teil der Post-fahrzeuge elektrifiziert sein, vom Zustellfahrzeug bis zum Lkw.“