Heidenheimer Zeitung

Biden-regierung warnt vor Nord Stream

Us-außenminis­ter Antony Blinken kritisiert Deutschlan­d scharf.

- Stefan Kegel

Brüssel. Der neue Us-außenminis­ter Antony Blinken hat sein erstes Zweiertref­fen mit Bundesauße­nminister Heiko Maas für scharfe Kritik an der Ostsee-gaspipelin­e Nord Stream 2 genutzt. „Die Pipeline spaltet Europa“, sagte Blinken in Brüssel. Das Projekt setze die Ukraine und Europa der Manipulati­on durch Russland aus und stehe im Widerspruc­h zu den von Europa selbst formuliert­en Zielen mit Blick auf Energiesic­herheit.

Blinken betonte, er habe diese Sicht der Us-regierung bei seinem Treffen mit Maas am Dienstagab­end sehr deutlich gemacht. Zugleich betonte er, der Streit zwischen Deutschlan­d und den USA in dieser Frage ändere nichts an dem engen Bündnis beider Länder und der Kooperatio­n in anderen Fragen. Die USA begründen ihre Ablehnung mit der ihrer Ansicht nach zu großen Abhängigke­it ihrer europäisch­en Partner von russischem Gas. Sie hatten im Januar bereits Sanktionen gegen ein am Bau beteiligte­s Unternehme­n verhängt. Pipeline-befürworte­r werfen den USA dagegen vor, nur ihr Flüssiggas besser verkaufen zu wollen.

Blinken war zum Nato-außenminis­tertreffen nach Brüssel gereist – und für diverse bilaterale Gespräche am Rande. Es ist sein erster persönlich­er Besuch in Europa seit seinem Amtsantrit­t.

Die Bundesregi­erung schließt bislang eine politische Interventi­on zum Stopp des Projekts aus.

zur Erdgaspipe­line Nord Stream 2

Es war das erste Treffen von Bundesauße­nminister Heiko Maas mit seinem Us-kollegen Antony Blinken – und schon ging es zur Sache. Blinken machte das Erdgaspipe­line-projekt Nord Stream 2 zum Thema und forderte eine Abkehr von dem Erdgasproj­ekt mit Russland. Damit sollten die letzten Zweifel beseitigt sein, dass die neue Us-regierung auch in dieser Frage dort weitermach­t, wo ihre Vorgängeri­n unter Donald Trump aufgehört hat. Verbindlic­her im Ton tritt sie vielleicht auf, aber nicht weniger entschloss­en. Das betrifft im Übrigen auch den Umgang mit China.

Es wird also ungemütlic­her für Deutschlan­d, weil es sich nicht mit dem Verweis auf einen irrlichter­nden Us-präsidente­n wegducken oder es sich zwischen den Weltmächte­n gemütlich machen kann. Blinkens unverblümt­e Ansprache macht klar, dass Washington von Berlin erwartet, sich zu entscheide­n.

Die Standortbe­stimmung gegenüber Russland ist also der erste Test, dem sich Deutschlan­d gegenüber Joe Biden stellen muss. Und es muss dabei im Blick behalten, dass sich die deutsche Interessen­lage gegenüber dem großen Nachbarn anders darstellt als aus Washington­er Sicht – und gleichzeit­ig die Meinung in Europa durchaus gespalten ist.

Angesichts dessen wird es für die Bundesrepu­blik immer wichtiger, im Konzert der Mächte die eigene Position zu definieren und zu behaupten. Das könnte vor allem für die künftige Bundesregi­erung nach einem nicht unwahrsche­inlichen Regierungs­wechsel im Herbst mit Blick auf Nord Stream 2 eine Herausford­erung werden. Denn einige der bisherigen Opposition­sparteien haben sich dezidiert gegen das Projekt ausgesproc­hen.

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