„Böhmermann find ich super“
Michael Bully Herbig spricht im Interview über seine neue Show, die Comedyszene in Deutschland und Witze unter der Gürtellinie.
Wer zuletzt lacht, lacht am besten – und wer es zu früh tut, scheidet aus: Michael Bully Herbigs neue Comedyshow „LOL: Last One Laughing“(ab 1. April, Amazon Prime Video) überrascht mit einem ungewöhnlichen Konzept. Der 52-jährige Entertainer hat für die sechsteilige Show Kollegen wie Anke Engelke, Wigald Boning, Carolin Kebekus oder Kurt Krömer versammelt, wo die Spaßmacher das tun, was sie am besten können – Quatsch machen und Gags abliefern. Die Kandidaten dürfen jedoch über die Pointen der jeweils anderen auf keinen Fall lachen.
Herr Herbig, das Motto Ihrer Show ist „Wer lacht, fliegt raus“. Hat der Zuschauer trotzdem was zu lachen? Michael Bully Herbig:
Unbedingt, was einfach mit den unfassbaren Comedy-talenten zu tun hat, die sich da tummeln. Wenn Comedy-granaten wie Anke Engelke, Kurt Krömer, Carolin Kebekus oder Max Giermann loslegen und die anderen dürfen auf keinen Fall darüber lachen, ist das alleine schon zum Brüllen. Jeder hat doch schon mal Situationen erlebt, in denen man sich das Lachen verkneifen musste, in der Schule, in der Kirche oder sonst wo – wenn man nicht lachen darf, ist der Reiz, genau das zu tun, bekanntermaßen umso größer.
Der Reiz für den Zuschauer besteht also darin, gestandene Humor-profis dabei zu beobachten, wie sie sich das Lachen verkneifen . . .
Genau, und das ist kaum noch zu toppen. Es ist auf der einen Seite unheimlich lustig mitanzusehen, was die Kollegen so abliefern, aber fast noch lustiger ist, wie die anderen gegen den Reflex, lauthals loszulachen, ankämpfen. Da schaut die eine angestrengt weg, da verkrampft sich beim anderen die Mimik, Teddy Teclebrhan hat sich immer wieder mit der geballten Faust auf den Oberschenkel geschlagen, um ein Lachen zu verhindern.
Es gibt ja nichts Schlimmeres für einen Komiker, als wenn nicht gelacht wird. Haben Sie das in Ihrer langen Karriere mal erlebt?
Natürlich, und das ist ein ganz furchtbares Gefühl. Wir haben ja früher auch Live-sketche in der Tv-show „bullyparade“vor Publikum aufgezeichnet, und da kam es schon mal vor, dass eine Pointe nicht wie geplant gezündet hat. Aber weil wir immer viele Fans im Studio hatten, wurde meist auch bei den schlechten Gags freundlich gelacht (lacht). Für einen Comedian ist es ein Albtraum, wenn nicht gelacht wird. Vor allem, wenn man selber denkt: Das war doch ‘ne spitzenmäßige Pointe.
Wie geht man damit um?
Ganz schnell zum nächsten Gag. Es gibt übrigens auch die gegenteilige Erfahrung: Du bringst einen Gag, von dem du gar nicht so überzeugt bist, und alle schmeißen sich weg. Diese Erfahrung habe ich schon das ein oder andere Mal gemacht, wenn ich mich ins Kino geschlichen habe, um die Reaktion der Zuschauer auf meine Filme zu beobachten. Da wurde hin und wieder auch an Stellen losgebrüllt, die ich gar nicht so gelungen fand – und bei meinen Favoriten kam nur verhaltenes Gekicher. Das kann übrigens auch von Publikum zu Publikum regional verschieden sein. Über Stellen, an denen sich die einen schlapplachen, können die anderen nur grinsen – oder umgekehrt.
Was finden Sie denn persönlich lustiger – intellektuellen Wortwitz oder körperbetonte Komik aus dem Instinkt heraus?
Kann ich gar nicht so genau sagen, ich bin prinzipiell allem gegenüber sehr offen. Hauptsache lustig, würde ich sagen. Wenn der Impuls zu lachen ausgelöst wird, ist doch alles gut.
Und was mögen Sie gar nicht?
Wenn es übertrieben zynisch wird oder gemein, wenn Menschen beleidigt werden. Dann kann ich einfach nicht so befreit auflachen. Wobei mir schon klar ist, dass jeder diese Schmerzgrenze für sich anders definiert – was der eine noch lustig findet, geht beim anderen gar nicht. Die sogenannte Gürtellinie trägt der eine oben am Hals und der andere hat sie am Knöchel.
Sind Sie zufrieden, wie sich die Comedyszene im Fernsehen entwickelt hat?
Ich habe den Eindruck, dass es sich die Verantwortlichen manchmal ein bisschen zu einfach machen. Aber es gibt auch ein paar richtig gute Sachen.
Welche denn?
Die Show von Jan Böhmermann zum Beispiel. Da spricht einer eine halbe Stunde lang in die Kamera und man fragt sich, ob das jetzt noch Comedy, Satire oder schon Journalismus ist. Find ich super.
Für einen Comedian ist es ein Albtraum, wenn nicht gelacht wird.