Arznei gegen Covid bis zum Jahresende
Der Pharma-riese entwickelt ein Medikament, das Coronaviren in der Lunge neutralisieren soll. In eine neue Biotech-anlage in Biberach investiert der Konzern 300 Millionen Euro.
Boehringer Ingelheim will bis zum Jahresende ein Medikament gegen Covid-19 anbieten. Das hat der Vorstandsvorsitzende Hubertus von Baumbach am Mittwoch bei einer Online-pressekonferenz angekündigt. Der Pharmakonzern hat eine Virus-neutralisierende Behandlung durch Antikörper entwickelt. Der Wirkstoff soll durch die Nase inhaliert werden und direkt in die Lunge gelangen. Dort soll die Arznei das Coronavirus ausschalten.
„Die Inhalier-methode ist bislang einzigartig“, sagte von Baumbach. „Ich hoffe, dass wir bis zum Ende des Jahres genügend Daten haben, um eine Notzulassung zu beantragen.“Dem Hersteller von Biopharmazeutika sei die Entwicklung des Antikörpers zusammen mit Wissenschaftlern der Uniklinik Köln, der Uni Marburg und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung gelungen. Jetzt beginne die zweite von drei Phasen der klinischen Studien zu der Arznei.
Könnte Boehringer Ingelheim auch Impfstoffe gegen das Coronavirus
100 neue Stellen sollen in Biberach entstehen.
produzieren? Von Baumbach antwortet zurückhaltend: Sein Unternehmen beschäftige sich mit jeder Anfrage zum Thema „Impfstoff“. Es könne „von uns dazu aber keine schnellen Ergebnisse geben“.
Die Firma produziere bislang keine Impfstoffe für Menschen, sondern nur für Tiere. Die Anlagen auf Humanimpfstoffe umzustellen, dauere mehrere Monate und sei sehr komplex, sagte von Baumbach.
Der Konzern mit Stammsitz in Rheinland-pfalz hat im vergangenen Jahr so viel Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben wie nie zuvor: 3,7 Milliarden Euro, 7 Prozent mehr als 2019.
Ein gutes Drittel der Investitionen des weltweit operierenden Konzerns entfällt in diesem Jahr auf Deutschland, davon allein 300 Millionen Euro auf den Standort Biberach. Im dortigen Biologicals Development Center will das Unternehmen von August 2022 an neue biopharmazeutischer Wirkstoffe entwickeln. Dadurch sollen 100 neue Arbeitsplätze entstehen. Derzeit arbeiten in Biberach knapp 6600 der weltweit 52 000 Beschäftigten.
800 Millionen höheres Ergebnis
Im vergangenen Jahr hat Boehringer Ingelheim einen Umsatz von 19,6 Milliarden Euro erzielt, das sind währungsbereinigt 5,6 Prozent
mehr als 2019. Das Betriebsergebnis stieg von rund 3,8 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden Euro.
„Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen sind wir mit den erzielten Ergebnissen zufrieden“, sagte Finanzchef Michael Schmelmer. Humanpharmazeutika machen mit 14,4 Milliarden Euro 74 Prozent des Gesamtumsatzes aus, das war gegenüber 2019 eine Steigerung um 5,8 Prozent.
Am meisten Umsatz hat der Konzern mit Medikamenten erzielt, die bei Herz-kreislauf-, Stoffwechsel- und Atemwegserkrankungen helfen. Außerdem wuchs der Konzern in den Bereichen
Tiergesundheit und Biopharmaka, die im Auftrag für andere Firmen produziert werden.
Mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielte Boehringer Ingelheim auf dem amerikanischen Markt. Besonders kräftig ist das Wachstum in den Einzelmärkten China, Brasilien und Indien. Nach Weltregionen betrachtet wächst der Konzern in der Region Asien, Australien und Afrika mit 8,8 Prozent am stärksten.
Von Baumbach sieht sein Unternehmen in der Verantwortung: „Diese Pandemie hat die Welt auf die Probe gestellt. Uns ist bewusst, dass man große Hoffnungen in unsere Branche setzt. Wir wollen sie erfüllen.“