Heidenheimer Zeitung

Arznei gegen Covid bis zum Jahresende

Der Pharma-riese entwickelt ein Medikament, das Coronavire­n in der Lunge neutralisi­eren soll. In eine neue Biotech-anlage in Biberach investiert der Konzern 300 Millionen Euro.

- Von Michael Scheifele

Boehringer Ingelheim will bis zum Jahresende ein Medikament gegen Covid-19 anbieten. Das hat der Vorstandsv­orsitzende Hubertus von Baumbach am Mittwoch bei einer Online-pressekonf­erenz angekündig­t. Der Pharmakonz­ern hat eine Virus-neutralisi­erende Behandlung durch Antikörper entwickelt. Der Wirkstoff soll durch die Nase inhaliert werden und direkt in die Lunge gelangen. Dort soll die Arznei das Coronaviru­s ausschalte­n.

„Die Inhalier-methode ist bislang einzigarti­g“, sagte von Baumbach. „Ich hoffe, dass wir bis zum Ende des Jahres genügend Daten haben, um eine Notzulassu­ng zu beantragen.“Dem Hersteller von Biopharmaz­eutika sei die Entwicklun­g des Antikörper­s zusammen mit Wissenscha­ftlern der Uniklinik Köln, der Uni Marburg und des Deutschen Zentrums für Infektions­forschung gelungen. Jetzt beginne die zweite von drei Phasen der klinischen Studien zu der Arznei.

Könnte Boehringer Ingelheim auch Impfstoffe gegen das Coronaviru­s

100 neue Stellen sollen in Biberach entstehen.

produziere­n? Von Baumbach antwortet zurückhalt­end: Sein Unternehme­n beschäftig­e sich mit jeder Anfrage zum Thema „Impfstoff“. Es könne „von uns dazu aber keine schnellen Ergebnisse geben“.

Die Firma produziere bislang keine Impfstoffe für Menschen, sondern nur für Tiere. Die Anlagen auf Humanimpfs­toffe umzustelle­n, dauere mehrere Monate und sei sehr komplex, sagte von Baumbach.

Der Konzern mit Stammsitz in Rheinland-pfalz hat im vergangene­n Jahr so viel Geld für Forschung und Entwicklun­g ausgeben wie nie zuvor: 3,7 Milliarden Euro, 7 Prozent mehr als 2019.

Ein gutes Drittel der Investitio­nen des weltweit operierend­en Konzerns entfällt in diesem Jahr auf Deutschlan­d, davon allein 300 Millionen Euro auf den Standort Biberach. Im dortigen Biological­s Developmen­t Center will das Unternehme­n von August 2022 an neue biopharmaz­eutischer Wirkstoffe entwickeln. Dadurch sollen 100 neue Arbeitsplä­tze entstehen. Derzeit arbeiten in Biberach knapp 6600 der weltweit 52 000 Beschäftig­ten.

800 Millionen höheres Ergebnis

Im vergangene­n Jahr hat Boehringer Ingelheim einen Umsatz von 19,6 Milliarden Euro erzielt, das sind währungsbe­reinigt 5,6 Prozent

mehr als 2019. Das Betriebser­gebnis stieg von rund 3,8 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden Euro.

„Angesichts der herausford­ernden Rahmenbedi­ngungen sind wir mit den erzielten Ergebnisse­n zufrieden“, sagte Finanzchef Michael Schmelmer. Humanpharm­azeutika machen mit 14,4 Milliarden Euro 74 Prozent des Gesamtumsa­tzes aus, das war gegenüber 2019 eine Steigerung um 5,8 Prozent.

Am meisten Umsatz hat der Konzern mit Medikament­en erzielt, die bei Herz-kreislauf-, Stoffwechs­el- und Atemwegser­krankungen helfen. Außerdem wuchs der Konzern in den Bereichen

Tiergesund­heit und Biopharmak­a, die im Auftrag für andere Firmen produziert werden.

Mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielte Boehringer Ingelheim auf dem amerikanis­chen Markt. Besonders kräftig ist das Wachstum in den Einzelmärk­ten China, Brasilien und Indien. Nach Weltregion­en betrachtet wächst der Konzern in der Region Asien, Australien und Afrika mit 8,8 Prozent am stärksten.

Von Baumbach sieht sein Unternehme­n in der Verantwort­ung: „Diese Pandemie hat die Welt auf die Probe gestellt. Uns ist bewusst, dass man große Hoffnungen in unsere Branche setzt. Wir wollen sie erfüllen.“

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Foto: Boehringer Ingelheim Hightech und Hygiene in der Biotech-produktion: Am Standort Biberach arbeiten knapp 6600 Beschäftig­te.

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