Heidenheimer Zeitung

Angst macht krank

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Zur Maskenpfli­cht an Schulen

Eine Grunderken­ntnis der modernen Mikrobiomf­orschung lautet: Je höher die Diversität der Mikroorgan­ismen, die uns besiedeln, umso robuster ist unser Immunsyste­m und umso gesünder ist der Mensch. Eine Regel, die auch für die äußere Natur gilt: Ein Bach, eine Wiese, ein Wald – alle Ökosysteme sind umso gesünder, je höher ihre Artenvielf­alt ist. Monokultur­en, z.b. ein riesiges Maisfeld, sind viel anfälliger für parasitäre Krankheite­n als eine vielfältig­e Kulturland­schaft mit hohem Artenreich­tum. Beim Menschen sprechen wir von Kolonisati­ons-resistenz, wenn er durch eine hohe, individuel­le Bakterien-diversität auf seinen Schleimhäu­ten besser vor Infektions­erkrankung­en geschützt ist.

Seit Jahren schwindet die Biodiversi­tät in beängstige­ndem Ausmaß nicht nur in der äußeren Natur, sondern auch bei den Bakterien in den Därmen der Menschen, wodurch das Risiko für zahlreiche Erkrankung­en, v.a. des Immunsyste­ms (Allergien, Autoimmunk­rankheiten, auch Krebs) zunimmt. Wir wissen heute, dass Kinder immer anfälliger für Heuschnupf­en, Asthma und Neurodermi­tis werden, wenn sie in sterilen, naturferne­n Umgebungen aufwachsen. Erika von Mutius, Professori­n für Allergolog­ie am Hauner’schen Kinderspit­al in München, spricht vom „Kuhstall-effekt“, um das Phänomen zu beschreibe­n, dass Kinder vom Bauernhof viel weniger anfällig für solche atopischen Krankheite­n sind. Insbesonde­re der Aufenthalt im Kuhstall und der Genuss von unverarbei­teter, bakterienr­eicher Kuhmilch sind ein besonders guter Schutzfakt­or.

Thomas Bosch, Professor für Mikrobiomf­orschung an der Universitä­t Kiel, hat in einer aktuellen Publikatio­n darauf hingewiese­n, dass der Rückgang der mikrobiell­en Artenvielf­alt bei den Menschen durch die Hygieneund Abstandsre­geln im Rahmen der Corona-maßnahmen weiter verschärft wird und damit das Risiko für die genannten Krankheite­n weiter ansteigt. Isolation schwächt die Immunsyste­me. Der Austausch von Mikroorgan­ismen unter den Menschen ist etwas Natürliche­s und immun-biologisch hoch Sinnvolles und hat viel weniger mit Ansteckung, als vielmehr mit dem Erhalt der gesunden Diversität zu tun – wie überhaupt der „Austausch“unter Menschen und ganz besonders bei Kindern lebenswich­tig ist.

Vor diesem Hintergrun­d ist eine Maskenpfli­cht an Schulen kontraprod­uktiv, weil hier die Prävention mehr Schaden anrichtet als die Krankheit selbst, die damit verhindert werden soll. Es ist zu befürchten, dass die Angstkultu­r, in die wir uns momentan immer weiter hineinmanö­vrieren, in der Endbilanz gefährlich­er sein wird als das Virus, denn die chronische Angst ist einer der wirkmächti­gsten Krankheits­faktoren überhaupt, die wir kennen.

Dr. med. Thomas Hardtmuth, Steinheim

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