Heidenheimer Zeitung

Du hast wohl ein Mäuschen

- Guido Bohsem

Damals, als die Kinder noch keine Autoreifen anzündeten und Rapper niedliche Kids mit falsch-herum getragenen Jacken waren, gab es unzählige Klingelmäu­schen. Doch auch diese Gattung vom Aussterben bedroht. Selbst in Bullerbü-artigen Wohngebiet­en taucht die possierlic­he Schmunzelp­lage nur noch selten auf. Das Klingelmäu­schen, es stirbt aus, weil die kleinen Mädchen aus der Vorstadt heute lieber Instagram-fotos schießen („Oh, wie süß“).

Wie gut, dass andere Lebewesen sich daran gemacht haben, das Klingelmäu­schen zu retten. Wie zum Beispiel in Northampto­n, England. Die Einwohner dort werden regelmäßig von lautem Türen-gerappel aus der Tea-time gerissen. Seit ein paar Jahren macht sich nämlich ein alter weißer Schwan einen Spaß daraus, an den Briefschli­tzen der Häuser zu rütteln.

Anders als die Klingelmäu­schen denkt das Klingelsch­wänchen allerdings nicht daran, sofort Reißaus zu nehmen. Nein, er rappelt mitunter drei Stunden lang. Versuche, das Klingelsch­wänchen zu vergrämen, schlugen fehlt. Manche Einwohner behalfen sich damit, die Briefschli­tze zu verkleben. Doch das war ein Fehler, weil zwar das Schwänchen nicht mehr rappelte, aber auch der Briefträge­r nicht mehr zustellte. Das Klingelsch­wänchen hat sich übrigens auf ein paar Häuser spezialisi­ert. Alle anderen Einwohner Northampto­ns finden ihn auf Instagram: „Oh, wie süß.“

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