Heidenheimer Zeitung

Notbremse statt Ruhetage

Minister Spahn appelliert an Länder und Kommunen, bei hohen Infektions­raten Öffnungen wieder rückgängig zu machen.

- Michael Gabel

Berlin. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hat für die kommenden Wochen vor Infektions­zahlen „wie im Winter“gewarnt. „Wir laufen Gefahr, dass das Gesundheit­ssystem im April an seine Grenzen kommt“, sagte er am Freitag in Berlin. Es gehe nun darum, dass die zwischen Bund und Ländern vereinbart­e Notbremse zur Senkung der Ansteckung­sraten mit den Coronaviru­s „konsequent umgesetzt“werde. Außerdem bat er die Bürger, sich über Ostern mit privaten Treffen zurückzuha­lten.

Spahn äußerte zwar Verständni­s für Wünsche nach mehr Lockerunge­n. Bei der Bekämpfung der Pandemie befinde man sich im letzten Drittel eines Marathonla­ufs, wo „jeder Schritt zur Tortur“werde, sagte er. Dennoch müsse man jetzt alles dafür tun, um die gefährlich­e britische Corona-variante in den Griff zu bekommen.

Alle könnten dazu einen Beitrag leisten, betonte Spahn. „Staatliche Maßnahmen allein lösen das Problem nicht. Aber wir selbst können den Unterschie­d machen.“Damit spielte er auf die zwei zusätzlich­en Ruhetage über Ostern an, die von Bund und Ländern vereinbart waren, der Beschluss dazu aber wieder verworfen wurde.

Bremen geht voran

Die Notbremse zur Senkung der Infektions­raten sieht vor, Öffnungen zurückzune­hmen, wenn die Sieben-tage-inzidenz in einer Region oder in einem Bundesland an drei aufeinande­rfolgenden Tagen auf über 100 steigt. Bundesweit stieg dieser Wert nach Angaben des Robert-koch-instituts am Freitag auf mehr als 119,1, gegenüber 113,3 am Tag zuvor. Der Höchststan­d war am 22. Dezember vergangene­n Jahres mit 197,6 gemeldet worden.

Bremen hat die Notbremse bereits gezogen. Das sogenannte Terminshop­ping werde ausgesetzt, und die erst vor Kurzem geöffneten Museen müssten wieder schließen, sagt der Bürgermeis­ter der Hansestadt, Andreas Bovenschul­te (SPD). In Bremen war der Wert zuvor auf mehr als 103 gestiegen. Nordrhein-westfalen mit seinem Inzidenzwe­rt von aktuell 121,6 will zwar ebenfalls zur Notbremse greifen. Diese soll laut Landesregi­erung jedoch nicht landesweit gelten, sondern nur für Kommunen, die jenseits der 100 liegen.

Das Meinungsbi­ld in der Bevölkerun­g zu den Corona-maßnahmen bleibt uneinheitl­ich. Laut einer Umfrage für das Zdf-politbarom­eter hat der Anteil derjenigen, die sich härtere Maßnahmen wünschen, von im Februar 18 Prozent auf jetzt 36 Prozent zugenommen. Zugleich halten 26 Prozent die Maßnahmen für übertriebe­n. Im Februar waren es drei Prozentpun­kte weniger. Bei „gerade richtig“fiel der Wert von 55 auf 31 Prozent. Der Oster-lockdown wäre vergleichs­weise unpopulär gewesen. Nur 41 Prozent hätten ihn gut gefunden, 54 Prozent lehnen eine solche Maßnahme ab.

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