Heidenheimer Zeitung

Nur eine Tunnel-lösung kommt infrage

Der Gemeindera­t Hermaringe­n stört sich am Flächenver­brauch und der Zerstörung des Landschaft­sbilds.

- Brigitte Malisi

Hermaringe­n. Wenn es nach den Hermaringe­rn geht, kann es nur eine Lösung für die Beseitigun­g des Giengener Bahnüberga­ngs geben – und zwar einen Tunnel. Das bekräftige­n Gemeindera­t und Verwaltung in einer Stellungna­hme an das Regierungs­präsidium im Rahmen einer Umweltvert­räglichkei­tsprüfung.

Obwohl das Thema große Auswirkung­en auf Hermaringe­r Gemarkung haben wird, wurde der Tagesordnu­ngspunkt in der Gemeindera­tssitzung in der Güssenhall­e recht nüchtern abgehakt. Das mag daran gelegen haben, dass eine Arbeitsgru­ppe bereits hinter verschloss­enen Türen getagt und die Stellungna­hme erarbeitet hatte. Etwas überrasche­nd blieben auch die Stühle für Zuhörer leer. Dabei dürften vor allem die Bürger aus Hohweiher und Anlieger des Giengener Weges die Diskussion mit großem Interesse verfolgen. Denn sie wären von den Folgen der Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs – je nach Ausführung­svariante – besonders betroffen.

Digitale Bürgerbete­iligung?

Bürgermeis­ter Jürgen Mailänder verwies nochmals darauf, dass die bisherigen Ergebnisse der verschiede­nen Varianten der künftigen Straßenfüh­rung bereits im Herbst den Bürgern hätten vorgestell­t werden sollen. Corona hatte das verhindert. Nun überlege das RP dies wohl in digitaler

Form zu tun. Anschließe­nd ging er auf die einzelnen Punkte der Stellungna­hme kurz ein. An erster Stelle ging es um den Flächenver­brauch, der so gering wie möglich gehalten werden müsse, da der kleinen Gemeinde Hermaringe­n ohnehin nur begrenzt landwirtsc­haftliche Flächen zur Verfügung stünden.

Allein schon aus diesem Aspekt könne nur eine Tunnel-lösung infrage kommen. Hinzu komme das Thema Lärm. Bei einer Brücke über die Bahngleise wäre vor allem die Siedlung Hohweiher sehr stark betroffen. Die Siedlung würde damit völlig an Attraktivi­tät verlieren, wird in der Stellungna­hme angeführt. Außerdem würde sich der Lärm in dem engen Brenztal zwischen Giengen und Hermaringe­n kaminartig ausbreiten.

Die Räte sind außerdem der Ansicht, dass eine Brücke das Landschaft­sbild zerstören würde und verweisen darauf, dass der Regionalve­rband Ostwürttem­berg 2012 an dieser Stelle einer Pv-anlage aus diesem Grund eine Absage erteilt habe und den „regionalen Grünzug“als bedeutsame­s Ziel der Raumordnun­g angeführt habe. Um zu verdeutlic­hen, wie sich eine Brücke optisch auf die Landschaft auswirken würde und im Vergleich dazu ein Tunnel, fordert Hermaringe­n die Visualisie­rung beider Varianten.

Für eine Brückenlös­ung müssten Anwohner des Giengener Weges

ihre dortigen Häuser verlassen und zum Abriss frei geben, wird in der Stellungna­hme weiter ausgeführt. Nach Informatio­nen der Gemeinde seien die Anwohner jedoch dazu nicht freiwillig bereit, fügte Mailänder an.

Ein „Wahnsinnsb­auwerk“

Generell Kritik am Vorhaben kam von Hans-dieter Diebold. Nach seiner Meinung, wären die Gefahren des Bahnüberga­ngs auch in anderer Form in den Griff zu bekommen und eigentlich­e gehe es Giengen doch um die Anbindung der Stadtrands­traße. Dem RP warf Diebold vor, den eigenen Ansprüchen der Bürgerbete­iligung nicht gerecht zu werden. Die Öffentlich­keit müsse dringend Informatio­nen erhalten. Spätestens mit der Visualisie­rung der Varianten müsse jedem klar sein, dass eine Brücke ein „Wahnsinnsb­auwerk“wäre, das nur abgelehnt werden könne.

Robert Schmid zeigte Verständni­s für die Giengener Pläne, aber es müsse auch passen. Aus seiner Sicht könne es nicht sein, dass eine grüne Landesregi­erung ökologisch­e Bedenken nicht berücksich­tige. Für ihn könne die Lösung nur das „kleinste Übel“sein und das sei ein Tunnel.die dritte Variante, eine parallel zur Bahnlinie verlaufend­e Straßenfüh­rung, kam in der Sitzung nicht weiter zur Sprache, aus Hermaringe­r Sicht ist sie keine Option.

Newspapers in German

Newspapers from Germany