Nur eine Tunnel-lösung kommt infrage
Der Gemeinderat Hermaringen stört sich am Flächenverbrauch und der Zerstörung des Landschaftsbilds.
Hermaringen. Wenn es nach den Hermaringern geht, kann es nur eine Lösung für die Beseitigung des Giengener Bahnübergangs geben – und zwar einen Tunnel. Das bekräftigen Gemeinderat und Verwaltung in einer Stellungnahme an das Regierungspräsidium im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung.
Obwohl das Thema große Auswirkungen auf Hermaringer Gemarkung haben wird, wurde der Tagesordnungspunkt in der Gemeinderatssitzung in der Güssenhalle recht nüchtern abgehakt. Das mag daran gelegen haben, dass eine Arbeitsgruppe bereits hinter verschlossenen Türen getagt und die Stellungnahme erarbeitet hatte. Etwas überraschend blieben auch die Stühle für Zuhörer leer. Dabei dürften vor allem die Bürger aus Hohweiher und Anlieger des Giengener Weges die Diskussion mit großem Interesse verfolgen. Denn sie wären von den Folgen der Beseitigung des Bahnübergangs – je nach Ausführungsvariante – besonders betroffen.
Digitale Bürgerbeteiligung?
Bürgermeister Jürgen Mailänder verwies nochmals darauf, dass die bisherigen Ergebnisse der verschiedenen Varianten der künftigen Straßenführung bereits im Herbst den Bürgern hätten vorgestellt werden sollen. Corona hatte das verhindert. Nun überlege das RP dies wohl in digitaler
Form zu tun. Anschließend ging er auf die einzelnen Punkte der Stellungnahme kurz ein. An erster Stelle ging es um den Flächenverbrauch, der so gering wie möglich gehalten werden müsse, da der kleinen Gemeinde Hermaringen ohnehin nur begrenzt landwirtschaftliche Flächen zur Verfügung stünden.
Allein schon aus diesem Aspekt könne nur eine Tunnel-lösung infrage kommen. Hinzu komme das Thema Lärm. Bei einer Brücke über die Bahngleise wäre vor allem die Siedlung Hohweiher sehr stark betroffen. Die Siedlung würde damit völlig an Attraktivität verlieren, wird in der Stellungnahme angeführt. Außerdem würde sich der Lärm in dem engen Brenztal zwischen Giengen und Hermaringen kaminartig ausbreiten.
Die Räte sind außerdem der Ansicht, dass eine Brücke das Landschaftsbild zerstören würde und verweisen darauf, dass der Regionalverband Ostwürttemberg 2012 an dieser Stelle einer Pv-anlage aus diesem Grund eine Absage erteilt habe und den „regionalen Grünzug“als bedeutsames Ziel der Raumordnung angeführt habe. Um zu verdeutlichen, wie sich eine Brücke optisch auf die Landschaft auswirken würde und im Vergleich dazu ein Tunnel, fordert Hermaringen die Visualisierung beider Varianten.
Für eine Brückenlösung müssten Anwohner des Giengener Weges
ihre dortigen Häuser verlassen und zum Abriss frei geben, wird in der Stellungnahme weiter ausgeführt. Nach Informationen der Gemeinde seien die Anwohner jedoch dazu nicht freiwillig bereit, fügte Mailänder an.
Ein „Wahnsinnsbauwerk“
Generell Kritik am Vorhaben kam von Hans-dieter Diebold. Nach seiner Meinung, wären die Gefahren des Bahnübergangs auch in anderer Form in den Griff zu bekommen und eigentliche gehe es Giengen doch um die Anbindung der Stadtrandstraße. Dem RP warf Diebold vor, den eigenen Ansprüchen der Bürgerbeteiligung nicht gerecht zu werden. Die Öffentlichkeit müsse dringend Informationen erhalten. Spätestens mit der Visualisierung der Varianten müsse jedem klar sein, dass eine Brücke ein „Wahnsinnsbauwerk“wäre, das nur abgelehnt werden könne.
Robert Schmid zeigte Verständnis für die Giengener Pläne, aber es müsse auch passen. Aus seiner Sicht könne es nicht sein, dass eine grüne Landesregierung ökologische Bedenken nicht berücksichtige. Für ihn könne die Lösung nur das „kleinste Übel“sein und das sei ein Tunnel.die dritte Variante, eine parallel zur Bahnlinie verlaufende Straßenführung, kam in der Sitzung nicht weiter zur Sprache, aus Hermaringer Sicht ist sie keine Option.