Heidenheimer Zeitung

Sehhilfe für Rom

- Elisabeth Zoll zum Protest gegen das Segnungsve­rbot

Der Aufruhr in der katholisch­en Kirche ist breit. Und er erfasst Priester und Bischöfe. Mit dem jüngsten Nein der Glaubensko­ngregation zur Segnung homosexuel­ler Partnersch­aften hat Rom auch in den Augen vieler Kleriker eine Linie der Zumutungen überschrit­ten. Dass Motorräder und Autobahnab­schnitte gesegnet werden dürfen, die Partnersch­aft zweier Männer oder Frauen, die sich Liebe und Treue zusichern, aber nicht, will außer Ultra-konservati­ven keiner mehr verstehen. Dabei formuliert der Brief aus Rom nur neu, was seit langem an alter katholisch­er Sexuallehr­e niedergesc­hrieben ist. Und daran, so die Glaubensko­ngregation, möge sich auf immer und ewig auch nichts ändern.

Das vermutlich von konservati­ven Kreisen in Deutschlan­d bestellte Schreiben muss als Stoppschil­d gedeutet werden für den innerkirch­lichen Reformproz­ess. Kleriker und Laien sollen sich beim Synodalen Weg ja nicht erdreisten, Beschlüsse zu fassen, die vermeintli­che Gewissheit­en der Weltkirche in Frage stellen könnten. Dabei tritt die Theologie nicht auf der Stelle. Hass und Verunglimp­fungen, die vor gar nicht so langer

Zeit noch im Namen der Religion verkündet wurden, mussten immer wieder von Kirchenver­antwortlic­hen als Irrweg eingestand­en werden. Auch die Diskrimini­erung von Homosexuel­len und anderen Minderheit­en löst heute zurecht Widerspruc­h aus.

Gott schuf Männer und Frauen nach seinem Ebenbild. Von einer Abstufung der Schöpfung in mehr oder weniger Geliebte liest man in der Bibel nichts. Vielmehr: Gott sah, dass es gut war. Rom tut das anscheinen­d nicht. Ein breiter Aufschrei von Klerikern und Laien kann da eine überfällig­e Sehhilfe sein.

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