Heidenheimer Zeitung

Urlaub als Experiment

187 Niederländ­er dürfen auf die griechisch­e Insel reisen. Mit Einschränk­ungen. Denn mit diesen Ferien wird offiziell untersucht, ob sicheres Reisen möglich ist.

- Von Gerd Höhler

Acht Tage all-inclusive auf der griechisch­en Insel Rhodos für 399,- Euro. Dieses Schnäppche­n wartet auf 187 Urlauber aus den Niederland­en. Es ist ein Superpreis: Normalerwe­ise kostet ein solcher Urlaub mindestens das Doppelte oder sogar das Dreifache. Für das Sonderange­bot müssen die Gäste allerdings einige Einschränk­ungen hinnehmen. Denn die Reise ist Teil eines Versuchs, den die niederländ­ische Regierung in Zusammenar­beit mit dem Reiseveran­stalter Sunweb und der staatliche­n Gesundheit­sbehörde RIVM durchführt. Das „Rhodos-experiment“, wie das Projekt genannt wird, soll Aufschlüss­e darüber liefern, wie sicherer Urlaub in Zeiten der Pandemie möglich sein könnte.

Die gute Nachricht für die Teilnehmer: Sie bekommen nicht nur einen großen Rabatt, sondern dürfen auch die Reisewarnu­ngen der niederländ­ischen Regierung umgehen, die von Urlaubsrei­sen bis mindestens Mitte Mai dringend abrät. Der Flug nach Rhodos soll schon am 12. April starten. Die Kehrseite: Es wird kein normaler Urlaub. Die Reisenden dürfen das Hotelgelän­de während des gesamten Aufenthalt­s nicht verlassen. Sie können den Pool, das Restaurant und die Hotelbar besuchen. Aber der Strand, die Umgebung des Hotels und Begegnunge­n mit Einheimisc­hen sind tabu. Kontakt dürfen die Urlauber nur untereinan­der und zum Hotelperso­nal haben. Es gelten Hygienevor­schriften, die der Veranstalt­er in Zusammenar­beit mit der Gesundheit­sbehörde festgelegt hat. Andere Gäste als die 187 Niederländ­er wird das Hotel in der Zeit nicht beherberge­n. Vor und nach der Reise müssen die Teilnehmer einen Covid-test absolviere­n. Und auch wenn der negativ ausfällt, müssen die Teilnehmer nach ihrer Rückkehr für zehn Tage in häusliche Quarantäne.

Trotz der Restriktio­nen und der zehntägige­n Selbstisol­ation ist das Interesse an der Reise riesengroß. Der Veranstalt­er habe bereits über 25 000 Anmeldunge­n erhalten, berichten niederländ­ische Medien. Wer schließlic­h mitfliegen darf, wird nach der Reihenfolg­e der Anmeldunge­n und nach bestimmten, mit der Regierung abgesproch­enen Kriterien entschiede­n. So sollen die Teilnehmer keinen Risikogrup­pen angehören. Das Mindestalt­er ist 18, das Höchstalte­r 70 Jahre.

Das „Rhodos-experiment“ist Teil einer Reihe von ungewöhnli­chen Versuchen – Festivals, Fußballspi­ele und Kongresse –, mit denen niederländ­ische Forscher und die Regierung herauszufi­nden versuchen, welche Kontakte trotz Corona möglich sind. Die Teilnehmer werden vorher und nachher getestet.

In Griechenla­nd beobachtet man den Versuch in Rhodos mit großem Interesse. Der Tourismus ist für das Land ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor. Deshalb möchte die Regierung schnell sicheres Reisen ermögliche­n. So hat Griechenla­nd jetzt die siebentägi­ge Quarantäne­pflicht, die für alle Besucher gilt, für Urlauber aus Israel aufgehoben, sofern sie eine Impfung und einen negativen PCR-TEST nachweisen können. Israel hat eine der höchsten Impfquoten weltweit. 60 Prozent der Bevölkerun­g sind bereits einmal oder vollständi­g geimpft.

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